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RE: zum Weinen - Junivera von Duisburg - 15.02.2011

(15.02.2011, 07:05)Calesca schrieb: Ich habe heute das erste Jahr boykottiert. Sonst gab es immer eine Kleinigkeit für meinen Freund, ich habe aber nie was zurückbekommen - und deswegen habe ich dieses Jahr halt auch nicht mehr mitgemacht.
Und ausgerechnet !!! da kommt mein Freund auf die Idee, mir doch auch mal eine Kleinigkeit mitzubringen ... *grr* :D

Klasse, das ist ja blinde,geheime Absprache ohne Worte zwischen euch beiden die wunderbar funktioniert, weil immer nur einer von euch beiden daran denkt eine Kleinigkeit zu besorgen. :knuddel:


RE: zum Weinen - Junivera von Duisburg - 25.02.2011

Ich bin der letzte Jahrgang der nur 9 Schuljahre Pflicht (!) hatte (durch frühe Einschulung) in West Deutschland und der erste Jahrgang (Geburtsjahr 1964) der die
Rentenkürzung (und nicht anders ist das !) bis 67 Jahre arbeiten zu müssen mitmacht bzw. mit der Kürzung pro Jahr was man früher aufhört leben muss. Heute
schon sind über 60 jährige in Betrieben äußerst selten, Tendenz sinkend, Altersarmut droht massiv ! 26,5 Jahre arbeite (ohne 15 Monate Bundeswehr) ich schon
bei der selben Firma (sicherer Job, Abfindung über 200.000 € Brutto bittet man mir seit meinem 45.Lebensjahr an) und 20 Jahre habe ich noch ca. vor mir. Eine aussterbende
Rasse in unserer Gesellschaft mit möglichen 48 Berufsjahren. Noch macht die Arbeit Spaß und Sinn. Es ist auch ein schönes Gefühl gebraucht zu werden.
Aber wie lange noch ? Die Frage kann ich nicht beantworten (leider). Zur Zeit ist ganztägiger ver.di Streik angesagt. Totaler Frust. Das Leben geht weiter ...
als trauriger Optimist (Frohnatur).


RE: zum Weinen - Asgrimm - 25.02.2011

Kopf hoch, wer kann schon sagen, was die Zukunft bringt...

Es bleibt zu hoffen, dass eine vernünftige Lösung gefunden wird.
Die Industrie möchte halt möglichst viele Arbeitssuchende, damit die lohne gering bleiben.
Aber auch Leute, die bis 67 Arbeiten müssen, ohne Chance auf einen Arbeitsplatz sind Wähler. ;)

Vielleicht wird ja alles nicht so schlimm :bigsmile:


RE: zum Weinen - Calesca - 25.02.2011

Tja, auf der anderen Seite ist das Gras immer grüner.
Ich würde sofort mit dir tauschen wollen, dass die jüngere Generation bekommt Praktikumsplätze und befristete Verträge. Länger als 5 Jahre bei der selben Firma bleiben? Jetzt werdet mal nicht unrealistisch.
Wie sollen wir denn planen, wenn wir nicht mal wissen, ob wir in 2 Monaten die Miete zahlen können, weil der Vertrag mal wieder ausläuft.
Haus bauen? Heiraten? Kinder? HA! Der war gut, wie denn und mit welchen Geld und welcher Sicherheit? Ich hätte langsam auch mal Bock, mein Leben planen zu können ... kann es aber nicht.
Wir kämpfen uns so durchs Leben und schauen neidisch auf unsere Eltern, wo irgendwie alles einfacher war. Und die Eltern schauen neidisch auf uns und unsere Flexibilität, weil sie nach XX Jahren in der selben Firma Langeweile und Abstumpfungserscheinungen haben.
Oh ja, es ist supertoll, nie zu wissen, ob man in einem Jahr noch in der selben Ecke Deutschlands leben darf oder nicht mal wieder umziehen kann. Jedes halbe Jahr Zitterpartie, ob der Vertrag verlängert wird und sich schonmal überlegen, wie man es händelt, wenn man plötzlich kein Einkommen mehr hat.
So, und wenn wir überhaupt Rente bekommen und wenn das Renteneinstiegsalter nicht noch steigt, dann mache ich das eventuell noch 42 Jahre lang mit.
Irgendwie ist Hartz4 besser für die Nerven. :rolleyes:


RE: zum Weinen - Rabenaas - 25.02.2011

(25.02.2011, 08:37)Calesca schrieb: Irgendwie ist Hartz4 besser für die Nerven. :rolleyes:

Warum beantragst Du es dann nicht?


RE: zum Weinen - Calesca - 25.02.2011

Weil ich meine Unabhängigkeit liebe und einen großen Fetzen Stolz in mir trage.
Der Zynismus in diesem Satz ist dir ja hoffentlich nicht entgangen.


RE: zum Weinen - Rabenaas - 25.02.2011

Und ich hoffe, dass Dir die Ironie in meiner Erwiderung nicht entgangen ist. Ich glaube nämlich, aus der Nähe betrachtet sieht Hartz4 gar nicht mehr rosig aus.


RE: zum Weinen - Asgrimm - 25.02.2011

Aber auf irgendeine Gruppe muss man als Politiker doch hinbashen. Sie darf nur keine Lobby haben, man darf nicht als N*zi gelten wenn man es tut und sie soll schön Neid erwecken.

Tja, da ist harz4/Mindestsicherung ein gutes Ziel.
Wir leben in einer Demokratie, in der Wahlen über aufhetzen und Neid gewonnen werden.

Wenn harz4/Mindestsicherung so super ist, kann es ja jeder ansteuern. Nur heben sich die meisten das dann doch für die "für Arbeitsmarkt zu alt - für Pension zu jung" Lücke auf.


Das unsere Arbeiter schon öfters mit den Messer attackiert worden sind, weil sie jemanden daran hindern wollten, weggeworfene Lebensmittel zu stehlen, gehört zum Glück seit der Einfügung der Mindestsicherung der Vergangenheit an.

Wir haben alle 10 - 20 kg gutes Fleisch an den Knochen, also sollte es uns allen ein wenig was wert sein, dass die Menschen in unserer Umgebung nicht vor Hunger durchdrehen. Hauptsache die Staaten haben genug Geld für Überwachung und Vorratsdatenspeicherung :rolleyes:


RE: zum Weinen - Calesca - 25.02.2011

Ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht, warum es auf die Politik hinausläuft.
Soweit ich weiß - korrigiert mich in meinem jugendlichen Leichtsinn - sind es nicht die Politiker, die alles >55 aussortieren oder in ein tristes Büro verbannen, wo sie "keinen Schaden mehr anrichten können".
Es sind auch nicht die Politiker, die für Berufsanfänger nicht mehr als Praktikumsplätze und befristete Stellen übrig haben.
Vielleicht schaffen sie die Voraussetzungen für diese riesen Miesere, aber am langen und entscheidenden Hebel sitzen die Unternehmen, die das machen.


RE: zum Weinen - Rabenaas - 25.02.2011

Die Unterscheidung von Politik auf der einen und Wirtschaft auf der anderen Seite ist unrealistisch. Schau mal unter abgeordnetenwatch.de unter Nebentätigkeiten nach. Und nach der politischen Karriere kommt i.d.R. die privatwirtschaftliche.

Die Wirtschaft will natürlich, dass jede Arbeit zumutbar ist. Auf dem Arbeitsmarkt herrscht das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Desto mehr Arbeiter um eine Stelle konkurrieren (müssen), desto weniger kostet ihre Arbeit.

Aber solange Deutschland (und vielleicht auch Österreich :think: ) den Sozialneid nach unten pflegt, werden wir nie erfahren, ob die ganzen Thatcheristischen Reformen wirklich alternativlos sind.


RE: zum Weinen - Fenris - 25.02.2011

darf meine Geschichtsprüfung Basis 1 nochmal schreiben, d.h. nochmal von vorn Antike, Mittelalter und Neuzeit pauken.....baaah da fallen jetzt paar Treffen mit alten Bekannten wohl flach...... * schnief *


RE: zum Weinen - Junivera von Duisburg - 25.02.2011

Hartz 4 ist keine Lösung für irgendwas und auf keinen Fall anzustreben. Es wird wohl auf eine Einheitsrente für alle drauf hinaus laufen. Egal wieviel Jahre
eingezahlt wurde. Der Niedriglohnsektor ist das schlimme. Es kann nicht sein das Leute vollbeschäftigt sind, relativ sicheren Arbeitsplatz haben mit 40 Stunden
Wochenarbeitszeit und trotzdem unter dem Existenzminimum liegen und beim Amt zurecht Geld/Stütze/Beihilfen beantragen müssen um leben zu können ! Feste, geregelte Arbeit
muss so bezahlt sein das man davon leben kann und nicht die Erniedrigung bei der Stadt hat und gezwungen ist dort eine Wartenummer zu ziehen. Die heutigen Rentner
älter als 66 Jahre waren fast alles Alleinverdiener bei einer Familie mit z.B. 2 Kindern. Heute reicht ein Einkommen nicht mehr dafür aus und man muss mehr eigene Vorsorge betreiben.
Die Unternehmen stellen die billigste und zuverlässigste Arbeitskraft neu ein. Die Politik schafft die Rahmenbedingungen dafür. Die Planungssicherheit fehlt bei vielen. Schöne Wohnung,
passables Auto und in den Urlaub mit allen fliegen will man ja auch und ist nicht zu viel verlangt, finde ich.


RE: zum Weinen - Luigi - 25.02.2011

Zum Thema Lebensplanung empfehle ich älteren Semestern, sich auch mit dem Thema Elternunterhalt zu beschäftigen.
Man redet immer nur von Haus, Auto, Partner, Kindern und sich selbst, aber vergisst, dass man auch für seine Eltern noch zum Unterhalt herangezogen werden kann.

Und meistens zu einem Zeitpunkt, in dem man meint, dass Gröbste hinter sich zu haben und das eventuell vorhandene eigene Vermögen schon für nen "zweiten Frühling" verplant hat:lol:

Also ich bin im Kinderheim und dann bei Pflegeeltern aufgewachsen. Keinerlei Kontakt zu meiner leiblichen Mutter, die nicht einmal weiß oder vielleicht krankeitsbedingt verdrängt, dass sie ein Kind hat.
Selbst bei so einer Aktenlage wird nachgefragt, nachgeforscht, geprüft, ob vielleicht nicht doch was geht beim Elternunterhalt:motz:


RE: zum Weinen - Junivera von Duisburg - 26.02.2011

Ja, klar die Gefahr (Elternunterhalt) besteht für uns alle. Die Kassen sind leider überall leer, sie nehmen es von den Lebenden und recherchieren wie verrückt.


RE: zum Weinen - Rabenaas - 26.02.2011

Ich würde mich in so einem Fall unbedingt erst mal von einem Anwalt beraten lassen, egal was das Amt sagt. Die Unterhaltspflicht ist u.U. eingeschränkt.

Aber was hilft es sich darüber jetzt schon aufzuregen (auch wenn das natürlich am naheliegendsten ist)?


RE: zum Weinen - Luigi - 27.02.2011

(26.02.2011, 09:58)Rabenaas schrieb: Ich würde mich in so einem Fall unbedingt erst mal von einem Anwalt beraten lassen, egal was das Amt sagt. Die Unterhaltspflicht ist u.U. eingeschränkt.
Hab ich in meinem Fall schon gemacht, und es ist gut ausgegangen:ok:

(26.02.2011, 09:58)Rabenaas schrieb: Aber was hilft es sich darüber jetzt schon aufzuregen (auch wenn das natürlich am naheliegendsten ist)?
Man soll sich nicht darüber aufregen, sondern sich nur mal damit beschäftigen.
Und seine Lebensplanung daran anpassen und zwar unbedingt vor! dem die Anfrage vom Sozialamt kommt.
z.B. Eigenheim, Auto, vielleicht weniger arbeiten und zwar Ehepartner und man selbst, bei sonstigem Vermögen sich dann doch noch was gönnen anstatt zu sparen Moped, Reisen, Schmuck oder so...
Denn wenn man seine Lebensplanung nach der Anfrage vom Sozialamt ändert, sieht es eben danach aus, dass man sich um den Unterhalt drücken will.


RE: zum Weinen - Rabenaas - 27.02.2011

(27.02.2011, 08:39)Luigi schrieb: Man soll sich nicht darüber aufregen, sondern sich nur mal damit beschäftigen.
Nein, aufregend ist das nur, wenn das Verhältnis eh schon schlecht ist, und dann der Staat ankommt, und sich da einmischt. Der häufigste Fall ist ja vermutlich der Vater, der keinen Unterhalt zahlen will.


RE: zum Weinen - Junivera von Duisburg - 27.02.2011

(27.02.2011, 10:02)Rabenaas schrieb: Nein, aufregend ist das nur, wenn das Verhältnis eh schon schlecht ist, und dann der Staat ankommt, und sich da einmischt. Der häufigste Fall ist ja vermutlich der Vater, der keinen Unterhalt zahlen will.

Der Staat mischt sich ja auch beim Thema Rauchverbot massiv ein um mal ein anderes Beispiel zu nennen. Da überschreitet der Staat seine eigentliche Aufgabe und schießt über das Ziel hinaus.
So was regeln die Leute unter sich ohne große Probleme. Unterhaltszahlungen sind eindeutig Staatssache zum prüfen. Das schlechte Verhältnis zu den Eltern kann der Staat nicht wissen.

Väter die keinen Unterhalt zahlen ist mit Sicherheit der häufigste Fall. Und dann gibt es noch Väter, die für Kuckuckskinder zahlen. Jedes Jahr werden 1/3 aller Ehen bundesweit geschieden und
die Anzahl der Kuckuckskinder ist (man schätzt 15 % Dunkelziffer, es gibt keine genauen Zahlen) sehr hoch.


RE: zum Weinen - Rabenaas - 27.02.2011

Mhm, beim Rauchverbot bin ich mir nicht sicher. Man darf im Büro ja auch kein Lagerfeuer machen. Und wenn da drei Raucher und ein Nichtraucher sitzen, wird das tatsächlich problemlos geregelt.

Ansonsten, wenn der Staat Gesetze erlässt, sollte er sich schon dafür interessieren, ob sie für einzelne unzumutbar sind. Aber anscheinend hat das ja hier auch funktioniert.


RE: zum Weinen - Zurgrimm - 27.02.2011

(27.02.2011, 12:46)Junivera von Duisburg schrieb: Der Staat mischt sich ja auch beim Thema Rauchverbot massiv ein um mal ein anderes Beispiel zu nennen. Da überschreitet der Staat seine eigentliche Aufgabe und schießt über das Ziel hinaus.
Ja, das regeln die Leute ganz unter sich: Entweder die Bedienung in der Gaststätte akzeptiert, daß sie massiv passivraucht oder sie wird gekündigt. Ich denke nicht, daß der Staat seine Kompetenzen überschreitet, wenn er das unterbindet und dafür sorgt, daß auch KellnerInnen Raucherlunge nicht länger als Berufskrankheit akzeptieren müssen.