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RE: zum Weinen - Rabenaas - 15.04.2015

Es ist schon fast zum totlachen. Maut, TTIP, Vorratsdatenspeicherung. Und das ist ja nur die Spitze des Eisbergs. Und die merkelschen Umfragewerte wird das alles vermutlich kein bischen beeinträchtigen. Irgendwie fürchte ich, wir haben genau das verdient, was jetzt kommt.

Die Beiträge von Bednarz, besonders die Reiseberichte, werde ich vermissen. Und Grass war immer für Aufreger gut.


RE: zum Weinen - Achwas - 15.04.2015

Und nochne doofe Frage: Vor welchen Kadi zerrt man eigentlich die "Leute" (Politiker ist ein Euphemismus), die die Verfassung verraten oder abschaffen wollen? :angry:


RE: zum Weinen - Fenris - 16.04.2015

Anscheinend ( Schwammigkeit der Pressemitteilung gibt zumindest ein Fünkchen Hoffnung ) hat sich einer der wenigen jungen Männer die aus meinem Dorf stammen umgebracht.


RE: zum Weinen - Rabenaas - 17.04.2015

Das tut mir Leid, Fenris.


RE: zum Weinen - Mazana - 17.04.2015

Das ist sehr traurig Fenris. Und es nimmt jemanden umso mehr mit, je näher diese Person einem stand. Kein Mensch sollte einen Grund für Selbstmord haben.


RE: zum Weinen - Achwas - 30.04.2015

Im Post 621 noch erwähnt - Klaus Bednarz ist tot. Den vermisse ich richtig.


RE: zum Weinen - Alrik Alrikson - 01.05.2015

(30.04.2015, 21:50)Achwas schrieb: Im Post 621 noch erwähnt - Klaus Bednarz ist tot. Den vermisse ich richtig.

Ja, "Monitor" habe ich auch immer gerne gesehen - nicht reisserisch, sondern sachlich und investigativ.


RE: zum Weinen - Rabenaas - 12.05.2015

Jetzt bekommen wir eine Kampfdrohne. Bleibt für die Menschen in Krisenregionen zu hoffen, dass sie aus mit G36 bewaffneten Bundeswehrhelikoptern besteht.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/drohne-ursula-von-der-leyen-unterzeichnet-vorvertrag-fuer-bundeswehr-a-1033511.html


RE: zum Weinen - Mazana - 12.05.2015

Wenn der Bau so erfolgreich ist, wie andere europäische Militärprojekte, kommt die nie :evil:


RE: zum Weinen - Zurgrimm - 13.05.2015

(12.05.2015, 20:54)Rabenaas schrieb: Jetzt bekommen wir eine Kampfdrohne. Bleibt für die Menschen in Krisenregionen zu hoffen, dass sie aus mit G36 bewaffneten Bundeswehrhelikoptern besteht.
Kampfdrohnen können das Leben von Piloten schützen, wenn wie anstatt Kampfflugzeugen eingesetzt werden. Dann ist da m.E. nichts gegen einzuwenden. Die Drohne selbst ist kein unmenschliches Kampfmittel (jedenfalls nicht mehr als andere).

Was die Drohnen in Verruf gebracht hat, ist nur die völkerrechtswidrige Verwendung seitens der Amis, die damit unter grober Mißachtung der Souveränität anderer Staaten in deren Staatsgebiet vordringen und dort gezielte Tötungen von Nicht-Kombattanten vornehmen. Das ist natürlich scharf zu mißbilligen, muß aber ja auch kein Vorbild für die Bundeswehr sein. Eine Drohne kann man durchaus auch völkerrechtskonform einsetzen - für alle die Zwecke, für die man heute Kampfjets mit Piloten einsetzt. Und ich habe derzeit noch nicht gelesen oder gehört, daß irgendjemand bei der Bundeswehr erwägt, gezielte Tötungen in anderen Ländern mit den Drohnen auszuführen.


RE: zum Weinen - Rabenaas - 13.05.2015

(13.05.2015, 12:37)Zurgrimm schrieb: Die Drohne selbst ist kein unmenschliches Kampfmittel (jedenfalls nicht mehr als andere).
Was für ein herrlich dialektisches Argument!

(13.05.2015, 12:37)Zurgrimm schrieb: Eine Drohne kann man durchaus auch völkerrechtskonform einsetzen - für alle die Zwecke, für die man heute Kampfjets mit Piloten einsetzt.
Wir erleben doch gerade, dass Staaten sich Lücken im Völkerrecht suchen, um zu tun und zu lassen, was ihnen beliebt (siehe Guantanamo). Außerdem ist mir nicht klar, ob z.B. ABC-Waffen, Streubomben etc. überhaupt gegen das Völkerrecht oder nur gegen ratifizierbare Konventionen verstoßen. Das macht sie nicht weniger abartig.

Die Drohnen machen das gezielte Töten für die Entscheidungsträger billig. Weniger Kosten, angeblich weniger Kollateralschäden, keine lokale Präsenz, keine Gefahr für die eigenen Leute.
Und wo wir schon mal dabei sind, will die Polizei sicher auch welche haben. Und wenn erst mal die Amerikaner autonome Waffensysteme kriegen, brauchen wir selbstverständlich auch welche usw.

(13.05.2015, 12:37)Zurgrimm schrieb: Und ich habe derzeit noch nicht gelesen oder gehört, daß irgendjemand bei der Bundeswehr erwägt, gezielte Tötungen in anderen Ländern mit den Drohnen auszuführen.
Fast hätte ich gefragt: Wer würde sowas schon offen aussprechen? Aber immerhin sagt man bei der Truppe, dass man gezielte Tötungen nüchtern betrachten soll. Da passen die neuen Drohnen doch prima.


RE: zum Weinen - Zurgrimm - 13.05.2015

(13.05.2015, 18:03)Rabenaas schrieb:
(13.05.2015, 12:37)Zurgrimm schrieb: Die Drohne selbst ist kein unmenschliches Kampfmittel (jedenfalls nicht mehr als andere).
Was für ein herrlich dialektisches Argument!
Man kann natürlich jeden Krieg als unmenschlich ansehen und Waffen deshalb schlechthin ablehnen. Und in mancher Hinsicht wäre das sogar gar nicht falsch. Nur solange "die bösen anderen" welche haben, bin ich dafür, daß wir uns nicht dem Pazifismus verschreiben. Und wenn man Waffensysteme anschafft, dann doch bitte die wirksamsten - eben in den Grenzen dessen, was nicht aus besonderen Gründen inhuman ist (z.B. weil systembedingt das Treffen von Zivilpersonen naheliegt).

(13.05.2015, 18:03)Rabenaas schrieb: Wir erleben doch gerade, dass Staaten sich Lücken im Völkerrecht suchen, um zu tun und zu lassen, was ihnen beliebt (siehe Guantanamo).
Die USA, ja. Sowas wie Guantanamo ist eine Schande für eine rechtsstaatliche Demokratie (die die USA in meinen Augen seither auch nur noch mit Abstrichen sind). Aber das halte ich in Deutschland für undenkbar. Das Schaffen eines solchen rechtsfreien Raumes würde bei uns niemals vor dem Bundesverfassungsgericht bestehen können.

(13.05.2015, 18:03)Rabenaas schrieb: Außerdem ist mir nicht klar, ob z.B. ABC-Waffen, Streubomben etc. überhaupt gegen das Völkerrecht oder nur gegen ratifizierbare Konventionen verstoßen. Das macht sie nicht weniger abartig.
Ich finde durchaus, daß ABC-Waffen, Streu- oder Faßbomben und Landminen z.B. unter die unmenschlichen Waffensysteme fallen, weil sie systembedingt eine große Zahl ziviler Opfer zeitigen. Diese Waffen kann man so gut wie nicht gezielt gegen militärische Ziele einsetzen.

Und Du hast Recht, das Völkerrecht hilft hier wenig weiter, weil es tatsächlich im wesentlichen aus intergouvernementalen Verträgen besteht, die man nur einhalten muß, wenn man sie ratifiziert hat. Es gibt zwar sowas wie Völkergewohnheitsrecht, das für alle gilt (bzw. gelten sollte), aber bei der Ächtung von Waffensystemen kommt man damit nicht weit, weil gerade die größten Militärnationen da nicht mitzumachen pflegen. - Wenn die Amis Streubomben einsetzen, ist das unmenschlich aber (leider) nicht völkerrechtswidirg.

Doch hat all das mit den Kampfdrohen wenig zu tun. Die kann man gezielt einsetzen, wie jedes bemannte Kampfflugzeug auch. Es gibt m.E. nicht einmal ein Abkommen, das Kampfdrohnen als inhumane Waffe ächtet, dem man als Staat beitreten könnte. Das Problem beim "Drohnenkrieg" der USA sind nicht die Drohnen, sondern die Skrupellosigkeit gegenüber der Souveränität von Staaten und die Bereitschaft, gezielte Tötugen vorzunehmen und dabei sogar noch "Kollateralschäden" zu akzeptieren. Aber das ist eine Frage der moralischen Einstellung der politischen Entscheidungsträger, nicht der Militärtechnik.

(13.05.2015, 18:03)Rabenaas schrieb: Fast hätte ich gefragt: Wer würde sowas schon offen aussprechen? Aber immerhin sagt man bei der Truppe, dass man gezielte Tötungen nüchtern betrachten soll. Da passen die neuen Drohnen doch prima.
Gezielte Tötungen von Kombattanten sind da gemeint, innerhalb von Kampfeinsätzen. Wenn der Taliban-Anführer in seinem Gefechtsstand hinter der Kampflinie steht, dann ist es vielleicht ein taktisch sinnvolles Manöver, ihn gezielt anzugreifen. Das könnte man mit einem Kampfflugzeug machen, sicherer ist es aber mit einer Drohne, weil eben auch jemand eine Boden-Luft-Rakete abfeuern könnte.

Das ist aber etwas ganz anderes, als in ein fremdes Land zu fliegen und den Scheich XY samt seiner Begleiter abzuschießen, weil man ihn auf irgendeine Terrorliste gesetzt hat. Das machen die USA, aber ich sehe nicht, daß das für Deutschland eine ernstliche Option wäre. Wenn sowas herauskäme, würde das kein Verteidigungsminister politisch überstehen. Tötungen von Nicht-Kombattanten wären verfassungswidrig und gesellschaftlich nicht akzeptiert. Davon gehe ich jedenfalls aus.


RE: zum Weinen - Rabenaas - 13.05.2015

(13.05.2015, 18:32)Zurgrimm schrieb: Und wenn man Waffensysteme anschafft, dann doch bitte die wirksamsten - eben in den Grenzen dessen, was nicht aus besonderen Gründen inhuman ist (z.B. weil systembedingt das Treffen von Zivilpersonen naheliegt).
Wer soll schon festlegen, "was nicht aus besonderen Gründen inhuman ist"? DumDum-Geschosse sind im Krieg verboten, weil besonders inhuman, im Frieden bei Polizeieinsätzen aber erlaubt. Die Befürworter der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasiki finden, dass sie den Krieg verkürzt haben und dadurch moralisch gerechtfertigt waren. So kommen wir nicht weiter.

(13.05.2015, 18:32)Zurgrimm schrieb: Aber das halte ich in Deutschland für undenkbar. Das Schaffen eines solchen rechtsfreien Raumes würde bei uns niemals vor dem Bundesverfassungsgericht bestehen können.
Nun, ich auch. Vor einem Jahr hielt ich es auch für undenkbar, dass die Kanzlerin im "bestem Wissen und Gewissen" ein nichtexistierendes NoSpy-Abkommen anpreist. Wer weiß schon, was in zehn, zwanzig Jahren denkbar sein wird?

(13.05.2015, 18:32)Zurgrimm schrieb: Das Problem beim "Drohnenkrieg" der USA sind nicht die Drohnen, sondern die Skrupellosigkeit gegenüber der Souveränität von Staaten und die Bereitschaft, gezielte Tötugen vorzunehmen und dabei sogar noch "Kollateralschäden" zu akzeptieren. Aber das ist eine Frage der moralischen Einstellung der politischen Entscheidungsträger, nicht der Militärtechnik.
Die Militärtechnik macht so ein skrupelloses Verhalten aber besonders einfach und "billig". Mir ist es lieber, die politischen Entscheidungsträger geraten gar nicht erst in moralische Zwickmühlen.

(13.05.2015, 18:32)Zurgrimm schrieb: Gezielte Tötungen von Kombattanten sind da gemeint, innerhalb von Kampfeinsätzen. Wenn der Taliban-Anführer in seinem Gefechtsstand hinter der Kampflinie steht, dann ist es vielleicht ein taktisch sinnvolles Manöver, ihn gezielt anzugreifen. [...]
Das ist aber etwas ganz anderes, als in ein fremdes Land zu fliegen und den Scheich XY samt seiner Begleiter abzuschießen, weil man ihn auf irgendeine Terrorliste gesetzt hat.
Ganz sicher? Diese Einschränkung lese ich da nicht heraus. Und selbst wenn, der Scheich und der Talibanführer sind möglicherweise ein und die selbe Person und der Gefechtsstand könnte auch sein Eigenheim sein, in dem sich außer ihm noch die Großfamilie aufhält.


RE: zum Weinen - Zurgrimm - 13.05.2015

(13.05.2015, 19:54)Rabenaas schrieb: Die Befürworter der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasiki finden, dass sie den Krieg verkürzt haben und dadurch moralisch gerechtfertigt waren. So kommen wir nicht weiter.
Das es darüber unterschiedliche Auffassungen gibt, ist unbestritten. Soll man sich deshalb nur noch mit Gummiknüppeln bewaffnen, weil jede andere Waffe nach irgendeiner Definition inhuman ist? Ich habe oben versucht, ein rationales Kriterium zu nennen. Es mag andere geben. Letztlich muß jeder für sich selbst eine Meinung darüber bilden, wo die rote Linie überschritten ist. Einen Anspruch auf Allgemeingültigkeit kann da niemand erheben, das zeigt sich schon daran, daß es kaum Waffen gibt, die in der ganzen Welt lückenlos geächtet werden.

(13.05.2015, 19:54)Rabenaas schrieb: Wer weiß schon, was in zehn, zwanzig Jahren denkbar sein wird?
Das weiß niemand. Man muß in einer Demokratie kontinuierlich verantwortungsvolles politisches Handeln einfordern. Insgesamt finde ich, daß das bei uns im Lande derzeit ganz gut (wenn auch nicht perfekt) klappt. Ob das auf ewig so bleiben wird, kann ich nicht sagen. Aber deshalb sinnvolle Ausrüstung zum Schutz von Soldaten nicht anzuschaffen, weil sie später mal mißbraucht werden könnte, hielte ich für falsch.

(13.05.2015, 19:54)Rabenaas schrieb: Mir ist es lieber, die politischen Entscheidungsträger geraten gar nicht erst in moralische Zwickmühlen.
Und mir ist es lieber, wenn in dem Flugzeug, das über feindliches Territorium fliegt, kein Pilot sitzen muß. Der Verlust einer Drohne kostet im Zweifel nur Geld.

(13.05.2015, 19:54)Rabenaas schrieb: Ganz sicher? Diese Einschränkung lese ich da nicht heraus. Und selbst wenn, der Scheich und der Talibanführer sind möglicherweise ein und die selbe Person und der Gefechtsstand könnte auch sein Eigenheim sein, in dem sich außer ihm noch die Großfamilie aufhält.
Der Talibananführer und der Scheich aus meinem Beispiel können nicht die selbe Person sein. Denn der Talibanführer ist ein Teilnehmer an Kampfhandlungen in einem Staat, in dem die Bundeswehr mit robustem UN-Mandat stationiert ist, während der Scheich ein (möglicher) Terrorist in irgendeinem Staat auf der Welt ist. Er hat mit Kampfhandlungen gegen Friedenstruppen nichts zu tun.

Ich will aber gar nicht bestreiten, daß es Grauzonen gibt, bei dem, was im Krieg und erst Recht im sogenannten "Krieg gegen den Terror" erlaubt bzw. legitim ist. Diese Grauzonen gibt es. Aber gerade der von Dir verlinkte Artikel, der sich mit dem Ist-Zustand, nämlich laufenden KSK-Einsätzen, befaßt, zeigt doch, daß es diese Grauzonen unabhängig davon gibt, ob man mit bewaffneten Drohnen arbeitet oder nicht. Wie weit man gehen will, ist eine politische Frage. Die muß und wird mit Drohne genauso getroffen werden wie ohne.

Daß Drohnen ganz allgemein zusätzliche Anreize zu illegitimen Tötungshandlungen jenseits von Kampfeinsätzen geben, halte ich für nicht belegt. Man sollte nicht von der US-amerikanischen Auffassung über den Zweck und die durch ihn geheiligten Mittel auf die deutsche schließen.


RE: zum Weinen - Rabenaas - 14.05.2015

(13.05.2015, 21:04)Zurgrimm schrieb: Aber deshalb sinnvolle Ausrüstung zum Schutz von Soldaten nicht anzuschaffen, weil sie später mal mißbraucht werden könnte, hielte ich für falsch.
Moment mal, wir unterhalten uns über ein durch und durch offensives Waffensystem. Das hört sich jetzt so an, als ginge es um Knieschoner.

(13.05.2015, 21:04)Zurgrimm schrieb: Der Talibananführer und der Scheich aus meinem Beispiel können nicht die selbe Person sein. [...] Er hat mit Kampfhandlungen gegen Friedenstruppen nichts zu tun.
Ja, aber nur, weil Du das Beispiel so konstruiert hast. Ich habe einen ebenfalls hypothetischen grauen Fall hinzugefügt, mit Hinblick auf die ganzen Hamas- und AlQaida-Anführer, die angeblich ständig irgendwo gezielt getötet werden.

(13.05.2015, 21:04)Zurgrimm schrieb: Die muß und wird mit Drohne genauso getroffen werden wie ohne.
Ich glaube schon, dass Drohnen eine neue Qualität des Tötens darstellen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass da rechtlich noch vieles ungeklärt ist. Kann man sich z.B. einer Maschine ergeben?

(13.05.2015, 21:04)Zurgrimm schrieb: Daß Drohnen ganz allgemein zusätzliche Anreize zu illegitimen Tötungshandlungen jenseits von Kampfeinsätzen geben, halte ich für nicht belegt.
Wie könnte es belegt werden? Es gibt die Bundesdrohne ja noch nicht. Man kann nur auf die Amerikaner schauen, und Du deutest ja an, dass unsere Politiker moralisch überlegen sind.
Wofür brauchen wir denn überhaupt Drohnen? Deutschland fliegt bislang doch höchstens Aufklärungseinsätze mit AVACS. Die werden sicher nicht nur für den Verteidigungsfall angeschafft, auch wenn (und gerade weil) sie nur Geld kosten.


RE: zum Weinen - Zurgrimm - 14.05.2015

(14.05.2015, 00:11)Rabenaas schrieb: Moment mal, wir unterhalten uns über ein durch und durch offensives Waffensystem. Das hört sich jetzt so an, als ginge es um Knieschoner.
Es geht um Kampfflugzeuge, bei denen der Pilot nicht im Cockpit, sondern in einer entfernten Steuerungszentrale sitzt - in Sicherheit. Damit ist sein Leben nicht in Gefahr. Daß ein Kampfflugzeug bzw. eine Drohne defensiv seien, habe ich nicht gesagt. Aber wenn man die Drohne statt dem Flugzeug einsetzt, schützt das das Leben des Soldaten - und zwar noch effektiver als ein Knieschoner, möchte ich meinen.

(14.05.2015, 00:11)Rabenaas schrieb: Ich habe einen ebenfalls hypothetischen grauen Fall hinzugefügt, mit Hinblick auf die ganzen Hamas- und AlQaida-Anführer, die angeblich ständig irgendwo gezielt getötet werden.
Aber doch nicht von der Bundeswehr.

(14.05.2015, 00:11)Rabenaas schrieb: Ich könnte mir auch vorstellen, dass da rechtlich noch vieles ungeklärt ist. Kann man sich z.B. einer Maschine ergeben?
Kann man sich denn einem Kampfflugzeug ergeben, das tausende Meter über einem fliegt?

(14.05.2015, 00:11)Rabenaas schrieb: Man kann nur auf die Amerikaner schauen, und Du deutest ja an, dass unsere Politiker moralisch überlegen sind.
Deutsche Politiker haben kein Guantanamo geschaffen und kein Abu-Ghuraib. Bei uns sind "robuste Verhörmethoden" als Folter verboten und niemand denkt darüber nach, sie einzuführen. Die Todesstrafe ist per Grundgesetz abgeschafft. Deutschland hat das Anti-Landminen-Abkommen ratifiziert. Gerhard Schröder hat Nein zum Irakkrieg gesagt. - Ich will nicht sagen, daß deutsche Politiker ethisch ohne Fehl und Tadel sind und ebensowenig, daß alle US-amerikanischen Politiker völlig verkommen wären. Aber ja, ich denke schon, daß die Handlungsweise der deutschen Politik in solchen Fragen meinen Moralvorstellungen ungleich näher kommt als die der US-amerikanischen Administration.

(14.05.2015, 00:11)Rabenaas schrieb: Wofür brauchen wir denn überhaupt Drohnen?
Um bei Kampfeinsätzen für die Luftunterstützung nicht immer auf die Amis angewiesen zu sein, sondern diese Fähigkeit auch selbst mitzubringen. Wenn man sich notfalls auch mit der Bundeswehr für Frieden und Stabilität in der Welt einsetzen will, dann sollte man dazu auch in der Lage sein - und zwar ohne vermeidbar das Leben eigener Soldaten zu gefährden. Dazu trägt die Drohne bei.


RE: zum Weinen - Rabenaas - 14.05.2015

(14.05.2015, 09:07)Zurgrimm schrieb: Aber doch nicht von der Bundeswehr.
Mach mir das Leben nicht schwerer, als es so schon ist. ;) Die Bundeswehr kämpft derzeit nicht in Gaza und nicht in Pakistan. Wobei ich mir bei Pakistan nicht ganz sicher bin. Die Beispiele sollten die Sache etwas plastischer zu machen. Ersetze sie durch undurchschaubarer Lokalpolitiker/Clanführer/Warlord/Drogenboss/Talibanführer/mehr-oder-weniger-Kombattant, den man lieber tot als lebendig sähe.

(14.05.2015, 09:07)Zurgrimm schrieb: Kann man sich denn einem Kampfflugzeug ergeben, das tausende Meter über einem fliegt?
Nein, aber z.B. auch keinem Kampfhubschrauber, wie sehr man es auch versucht. Der Pilot war sich selbst unsicher, und hat erst mal seinen Anwalt angerufen, habe ich irgendwo gelesen. Bezieht sich jetzt aber nicht speziell auf Drohnen, sondern auf überraschend auftretende Fragen im Pilotenalltag. Außerdem, wer hat gesagt, dass es fliegende Drohnen sein sollen?

(14.05.2015, 09:07)Zurgrimm schrieb: Um bei Kampfeinsätzen für die Luftunterstützung nicht immer auf die Amis angewiesen zu sein, sondern diese Fähigkeit auch selbst mitzubringen. Wenn man sich notfalls auch mit der Bundeswehr für Frieden und Stabilität in der Welt einsetzen will, dann sollte man dazu auch in der Lage sein - und zwar ohne vermeidbar das Leben eigener Soldaten zu gefährden. Dazu trägt die Drohne bei.
Vom bewaffneten Entwicklungshelfer zum Terminator als Entwicklungshelfer.
Die Soldaten sollen also in einem bislang hypothetischen Fall geschützt werden, der so nicht existiert, weil zu gefährlich, unpopulär, teuer. Damit eskaliert die Drohne unseren Kampf für das Gute.


RE: zum Weinen - Zurgrimm - 14.05.2015

(14.05.2015, 10:31)Rabenaas schrieb: Die Beispiele sollten die Sache etwas plastischer zu machen. Ersetze sie durch undurchschaubarer Lokalpolitiker/Clanführer/Warlord/Drogenboss/Talibanführer/mehr-oder-weniger-Kombattant, den man lieber tot als lebendig sähe.
Das ist doch der Punkt. Ich sehe nicht, daß die Bundeswehr "undurchschaubare Lokalpolitiker", "Drogenbosse" oder "Mehr-oder-weniger-Kombattanten", die sie "lieber tot als lebendig sähe", jenseits von Kampfeinsätzen, in denen sie sowieso schon ist, gezielt töten wollte. Vielleicht gebe ich da einfach ein gewisses Maß an Vertrauensvorschuß an unser Verteidigungsministerium, aber woraus ist zu folgern, daß die Anschaffung der Drohnen gerade dafür erfolgen soll? Ich sehe sie als fortschrittliches Mittel des konventionellen Kampfes (der leider manchmal notwendig sein kann in dieser Welt).

(14.05.2015, 10:31)Rabenaas schrieb: Nein, aber z.B. auch keinem Kampfhubschrauber, wie sehr man es auch versucht. Der Pilot war sich selbst unsicher, und hat erst mal seinen Anwalt angerufen, habe ich irgendwo gelesen.
Den Fall kenne ich nicht. Aber eine Drohne hat ja auch Kameras. Weshalb sollte der Soldat am Joystick, der die Drohne steuert, nicht auch eben seinen Anwalt anrufen können? Dazu hätte er im Zweifel sogar eher die Ruhe, als der Pilot im Cockpit, der ganz anderen körperlichen Belastungen ausgesetzt ist.

Natürlich soll es nicht Schule machen, daß Soldaten erst ihren Anwalt mitten im Kampf anrufen müssen. Aber nur weil es offenbar eine solche Situation mit einem Hubschrauber gegeben hat, willst Du doch nicht auch bewaffnete Hubschrauber aus der Bundeswehr entfernen. Das zeigt doch vielmehr gerade, daß es die Grauzonen ganz unabhängig von der Drohnentechnologie schon gibt. Die ganz neue Qualität moralischer Fragen und die ganz neuen (Rechts-)Probleme kann ich verbunden mit der Drohne wirklich nicht erkennen.

(14.05.2015, 10:31)Rabenaas schrieb: Außerdem, wer hat gesagt, dass es fliegende Drohnen sein sollen?
Davon bin ich jetzt immer ausgegangen. Von Plänen zur Anschaffung von bewaffneten Landdrohnen habe ich jedenfalls nichts gehört. Da lasse ich mich ggf. natürlich gerne vom Gegenteil überzeugen, wenn Du eine Quelle hast.

(14.05.2015, 10:31)Rabenaas schrieb: Die Soldaten sollen also in einem bislang hypothetischen Fall geschützt werden, der so nicht existiert, weil zu gefährlich, unpopulär, teuer. Damit eskaliert die Drohne unseren Kampf für das Gute.
Wieso existiert der Fall nicht? Die Bundeswehr war doch bereits in Afghanistan in einem Kampfeinsatz bis Ende 2014. Und dort mußte sie zur Luftunterstützung häufig die Jets der Amerikaner anfordern. Derzeit ist die Bundeswehr meines Wissens an keinem vergleichbaren Einsatz mehr beteiligt, sondern nur noch an Ausbildungsmissionen. Aber grundsätzlich will sie sich ja so ausrichten, daß sie zu Auslandseinsätzen auch in Form des "peace enforcement" in der Lage ist. Zukünftige Szenarien sind immer hypothetisch, aber man sollte doch vorsorgen, um die Fähigkeiten dann zu haben, wenn man sie braucht. Denn dazu könnte es jederzeit kommen.


RE: zum Weinen - Rabenaas - 14.05.2015

(14.05.2015, 11:10)Zurgrimm schrieb: Da lasse ich mich ggf. natürlich gerne vom Gegenteil überzeugen, wenn Du eine Quelle hast.
Die Quellen, die ich gelesen habe, sind neutral gehalten. Es könnte sich auch um Wasserdrohnen handeln.

(14.05.2015, 11:10)Zurgrimm schrieb: Und dort mußte sie zur Luftunterstützung häufig die Jets der Amerikaner anfordern.
Eben, die der Amerikaner. Aber jetzt will man scheinber selber auch mal.

Aber egal, Du hast mich überzeugt. Ich fordere die Anschaffung von bewaffneten Drohnen für Heer, Luftwaffe, Marine, Grenzschutz und Bundespolizei. ;)


RE: zum Weinen - Zurgrimm - 14.05.2015

(14.05.2015, 11:33)Rabenaas schrieb: Aber egal, Du hast mich überzeugt. Ich fordere die Anschaffung von bewaffneten Drohnen für Heer, Luftwaffe, Marine, Grenzschutz und Bundespolizei. ;)
Puh, das war jetzt aber auch ein hartes Stück Arbeit. :D