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Opferung des eigenen Lebens?
#15
(21.01.2008, 01:40)Pergor schrieb: Und da liegt nun die große Frage - liegen in diesem Fall zwischen der Theorie und der praktischen Umsetzung nicht Welten? [...] Unsere Amygdala ist nunmal so geschaffen, dass sie in solchen Situationen aktiv wird und uns davor bewahrt (oder es zumindest versucht), uns in eine bedrohliche Situation zu begeben.
Genau. Fuer mich tritt dies am klarsten bei Schilderungen von Massenexekutionen zu Tage (bitte weiterlesen, die Verbindung zum Thema wird gleich klar). Typische Szene: Mehrere Dutzend KZ-Haeftlinge graben ihr eigenes Massengrab, bewacht von einer Handvoll SS-Soldaten. Irgendwann ist die Grube fertig, die Haeftlinge klettern heraus, stellen sich an den Rand und werden einer nach dem anderen hingerichtet. Wenn ich solche Schilderungen lese, stellen sich bei mir (neben dem naheliegenden Hass auf und Abscheu gegenueber den Soldaten) zwei Reaktionen ein: Unglauben und Verachtung. Unglauben darueber, dass den Haeftlingen nicht klar ist, was mit ihnen geschieht. Und Verachtung, weil sie zu feige sind sich zu wehren. Ich, denken ich mir, waere mutig genug, das Offensichtliche zu sehen und etwas dagegen zu tun, selbst wenn das sicherlich meinen Tod bedeuten wuerden. Sollen die Soldaten wenigstens selber graben.

Waere ich das? Glaube ich wirklich, dass ich so aussergewoehnlich bin? Nein, vermutlich bin ich das nicht. So unvorstellbar es mir scheint, wuerde ich mich in derselben Situation hoechstwahrscheinlich genauso verhalten wie es fast jeder tut: Ich wuerde mich an die Hoffnung klammern, dass ich irgendwie Glueck haben und heute nicht dran sein werde. Und ich wuerde alles tun, was mir die Maenner mit den Waffen auftragen, um diese Hoffnung zu naehren. Bis es zu spaet ist. Weil mein Ueberlebensinstinkt staerker ist als mein klares Denken.

Wenn ich hier mein Leben nicht in einer Verzweiflungstat riskieren wuerde, wuerde ich es fuer jemand anderen tun? Ich wuenschte, ich koennte ja sagen, aber so recht daran glauben tue ich nicht.
Zitat:[...] mit dem Wissen, tatenlos den Tod eines anderen mit angesehen zu haben, nicht leben könnten. [...] Wie schaut es bei engen (geliebten) Bekannten aus? Im Allgemeinen ist man da schon eher bereit. Natürlich ist die Liebe zu diesem Menschen da mitbestimmend. Aber ist es zum teil nicht auch eher völlig eigennützig, weil man ohne diese Person nicht mehr leben möchte? Da wäre noch zu klären, welcher dieser beiden Aspekte (die so ähnlich, und doch so verschieden sind) dabei überwiegen würde. Ich habe darauf keine (ehrliche) Antwort.
Sind die Aspekte verschieden? Gibt es einen Unterschied zwischen jemandem, der ein guter Mensch ist, damit ihn sein schlechtes Gewissen nicht quaelt, und jemandem, der ein guter Mensch ist, weil ihm sein Gewissen dazu anleitet? Ist Selbstlosigkeit wirklich mehr als das Vermeiden von Dingen, mit denen wir nicht zu leben koennen meinen? Ich bin mir da nicht so sicher. Und ich meine das im Uebrigen gar nicht zynisch - warum sollte der Wert des Guten im Menschen davon abhaengen, aus welcher Quelle dieses Gute stammt?
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