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Armalion-Roman: Greyfensteyn [WorkinProgress]
#6
Armalion-Roman: Greyfensteyn [WorkinProgress]
Beitrag # 2: „How to arm a lion” oder Graugard und die Heldentrutz



[Bild: GraugardWappen54d65b62jpg.jpg]

„3. Tag im Tsamond, 1017 nach Bosparans Fall. Weibel Cordovan an Alarwin, dem ehrbaren Vogt unserer gnädigen Herrin Baronin Emer Leudane von Finsterkamm zu Nordhag, allen Zwölfen zum Gruße. Ich habe zu melden, dass wir die Verfolgung der Raubbande um die Linnert-Brüder abbrechen mussten. Wir sind den Gesuchten seit dem gestrigen Tag bis hinauf zur Grauwinterpforte gefolgt. Dort aber gerieten wir unversehens in einen Hinterhalt der Orken. Ich habe mehr als die Hälfte meiner Männer verloren und drei meiner besten Büttel. Von den Schwarzpelzen wären wir gänzlich vernichtet worden, hätten wir nicht mit letzter Kraft und durch die Gnade aller Zwölfgötter das schützende Gut des Edlen von Graugard erreicht. Der alte Junker Aldwin hat uns in seiner Burg aufgenommen. Ich habe ihn gebeten, uns im Namen der Herrin Baronin einige seiner vielen Waffenknechte auszuleihen. Ehrbarer Vogt, der Junker hat mir dies versagt! Er behauptete, keinen seiner Knechte entbehren zu können. Ohnedies verfüge er seit langem nicht mehr über die Mittel, für so eine Hatz das geeignete Rüstzeug aufzubringen. Da unten aber, im Weiler Graugard, hat er einen Tempel des Firun bauen lassen, wo ein seltsames Weib über das ganze Dorf scheinbar das Sagen hat, wie es den Edelleuten wenig ansteht. Gar unritterlich erschien mir auch der junge Alberich, Sohn des Junkers, der bei unserer Herrin Baronin vor einigen Götterläufen doch noch ein Knappe gewesen ist. Er fing sogar heftigen Streit mit einem meiner versehrten Büttel an und sah dabei noch aus wie ein Waldläufer. So bitte ich Euch, mir für die Verfolgung der Linnert-Bande schnellstmöglich Verstärkung oder Eure neuen Befehle zu übersenden, so lange wir hier auf dem Gut noch ausharren, denn auf die von Graugard können wir gewiß nicht zählen!”

- Brief des Weibel Cordovan Draugward, Anführer der Büttel zu Nordhag




Das Junkergut Graugard

Graugard im Roman



Was ich versucht habe, eingangs mit der Außenperspektive des Weibels Cordovan auf Graugard zu zeigen, ist eine Situation, die für die Grafschaft Heldentrutz und ihre Teilherrschaften ganz und gar typisch ist: Verarmte Ritter auf kargem Land und in rauher Wildnis, die sich in einem ständigen Überlebenskampf befinden, mehr denn je seit dem Orkensturm. Im Falle des Junkerguts Graugard stellt sich die Lage sogar überspitzt dar. Der betagte Herr des Guts kann nicht einmal die zur Verteidigung seiner Hörigen wichtige Ausrüstung seiner Waffenknechte aufbringen geschweige denn seinem Sohn Alberich, der die prominenteste Herrin der Baronie Nordhag zur Schwertmutter hatte, eine standesgemäße Bekleidung/Bewaffnung besorgen.

Mit der Gründung der Grafschaft Heldentrutz 1012 BF, durch die der westliche Teil der Weidener Grafschaft Bärwalde aus dieser herausgelöst und zur Abwehr der Orkengefahr sozusagen als ein territoriales Bollwerk im Herzogtum Weiden formiert wurde, verstärkte sich der äußere Druck gerade auf die kleineren Herrschaften in diesem Gebiet - auf die Edlen- und Junkergüter. Neben dem ohnehin schwierigen Selbsterhalt in jener unwirtlichen Gegend am Finsterkamm war zudem noch der dauernde Auftrag der Orkenabwehr getreten, der die begrenzten Mittel der Kleinadeligen zusätzlich belastete. Allerdings gab es unter den Edlen und Junkern der Heldentrutz, wie überall, auch materielle Unterschiede zwischen besser gestellten, mittelmäßig mächtigen und ärmlich ausgestatteten Gutsherren. Das hat natürlich Folgen für die Bestrebungen der Heldentrutzer Adeligen, denen es nicht nur darum gehen konnte, neben einem guten Schwert am Gürtel auch das alltägliche Frühstücks-Ei und eine Kanne Bier auf den Tisch zu bekommen, sondern sich nach außen hin auch standesgemäß zu repräsentieren. Ob beim Zusammentreffen für die Jagd, zur Orkenhatz, beim Turnier in Trallop oder am Hof der Baronin Emer Leudane von Finsterkamm zu Nordhag: Allenthalben galt es nach wie vor, ritterliche Ehre unter seinesgleichen zu bewahren oder bestenfalls zu mehren, wobei der dadurch geschürte Konkurrenzkampf als gesellschaftlicher Faktor neben den gemeinschaftlichen Abwehrkampf gegen die Orken tritt.

Dieses seit der Gründung der Heldentrutz besonders um sich greifende Spannungsverhältnis macht es für meinen Roman besonders interessant, neben dem Greyfensteyn das kleine Edlengut Graugard in der Baronie Nordhag als den zweiten Hauptschauplatz und gleichzeitig als Ausgangspunkt der gesamten Handlung zu wählen. Bisher ist das Gut im offiziellen aventurischen Hintergrund allenfalls namentlich bekannt und das nur durch:

http://www.herzogtum-weiden.net/politik/...rdhag.html
(unter Kategorie Adelsgüter)

Graugard ist sowohl Name des Adelsguts bzw. des Stammsitzes der nach diesem zubenannten Junkerfamilie. Der Junkertitel als Adelsprädikat verweist auf die Erblichkeit des ursprünglich bei der Baronie Nordhag zu Lehen gehenden Stück Landes und auf die persönliche Bindung der Familie zum Gut.

Rangmäßig betrachtet, steht Graugard in der Weidener Lehnshierarchie auf unterster Stufe:

Herzogtum Weiden → Grafschaft Heldentrutz → Baronie Nordhag → Junkergut Graugard

Als Wappen der Familie habe ich eines entworfen, wie es zu Beginn des Beitrags zu sehen ist: Auf silbern und grün geteiltem Schildgrund zwei schwarze, zum Heulen erhobene Wolfsköpfe. Das Wappen beinhaltet also die Wappenfarben der Baronie Nordhag und als Wappentier den schwarz bepelzten Waldwolf, der besonders in der Gegend der sogenannten Grauwinterpforte den Jägern und Reisenden das Leben schwer macht.

[Bild: GraugardKarte4afbba0fjpg.jpg]

Örtlich befindet sich Graugard als Zusammenführung von Weiler und Burg auf einem ausgedehnten Hügel in den dicht bewaldeten Ausläufern des Finsterkamms, dabei etwa 25 Meilen vom Herrschaftsmittelpunkt der Baronie Nordhag und wenige Meilen von dem nach Yrramis führenden Ní´rrnstieg entfernt. Wegen der immerwährenden Gefahr durch Ork und Wolf wurde Graugard einst als Ringwallanlage errichtet, die im Inneren den sechzig Seelen beherbergenden Weiler umschließt und die teils steinerne, teils hölzerne Turmhügelburg des Herrn zu Graugard zum Mittelpunkt hat. Für den Schutz der Anlage unterhält der Junker acht Waffenknechte auf den Wehrgängen und Auslugtürmen der Palisaden und nochmals vier Weitere in seinem Turm. Söldner und Abenteurer sieht man in Graugard außerordentlich selten, da der Junker Aldwin nicht einmal ausreichend Mittel besitzt, die eigenen Leute auszurüsten.
Etwa weitere zwei Meilen nordwestlich vom Gut befindet sich die Grauwinterpforte, eine dicht bewaldete, düstere Schlucht, welche einen Aufstieg in das Innere des Finsterkamms gewährt und durch die steil aufragenden Felshänge hauptsächlich von Praios Antlitz geschirmt ist. Die Grauwinterpforte bietet vor allen Dingen Wölfen und Banditen einen Unterschlupf, aber auch den Schwarzpelzen eine Deckung bei der Planung von Angriffen auf die Weidener Besitzungen. In Nordhag munkelt man auch, dass dort Werwölfe umhergehen, die sich mittnächtens über die Dörfer hermachen.


Hauptpersonen in Graugard




Junker Aldwin von Graugard, der alte Gutsherr
Seit mehr als vierzig Götterläufen schon ist der betagte Aldwin Herr über Graugard. Seit der Rückkehr seines Sohnes Alberich aus der Knappenschaft am Hofe der Emer Leudane von Finsterkamm hat er diesen zum Mitregenten erhoben. Aldwin wirkt ermattet und verbittert. Er geht wenig ritterlichen Tätigkeiten nach, hat selten noch das Schwert umgegürtet und fühlt sich unter dem Einfluss der Firun-Geweihten Alena eher dem Waidwerk und den Mysterien um den Wintergott verbunden. Es erscheint vielen benachbarten Weidener Rittern gar als ein Wunder, dass Graugard während des Orkensturms unter diesem alten Mann mit dem unritterlichen Habitus so lange bestehen konnte. Das hängt offenbar mit einem tragischen Unglück in seiner Vergangenheit zusammen. Noch bis 1010 BF hatte Aldwin seine geliebte Gemahlin Jadwine an seiner Seite. Diese war selbst eine aufopferungsvolle, kampfentschlossene Ritterin aus der Familie von Nordwall. Bei einem Kampf gegen Raubritter auf dem Ní´rrnstieg fiel Jadwine während eines Zweikampfes, den der Anführer der Raubritter erst zu Ehren Rondras gefordert und seine Gegnerin damit in einen tödlichen Hinterhalt gelockt hatte. Seither hadert Aldwin mit den rondrarianischen Idealen und mit den Kampftaktiken des Weidener Rittertums. Er sieht die einzige Chance des Bestehens in der Treue zum harten Herrn des Winters und der Jagd, dem zu Ehren er vor kurzem sogar einen kleinen Tempel im Weiler errichten ließ.

Edelknecht Alberich von Graugard, designierter Nachfolger Aldwins
Anders als Junker Aldwin hält Edelknecht Alberich viel auf die ritterlichen Ideale und auf die ehrenvollen Gesetze der Rondrakirche. Als seine Mutter Jadwine der Heimtücke der Raubritter auf dem Ní´rrnstieg zum Opfer fiel, befand er sich als Knappe am Hofe der Baronin Emer Leudane von Finsterkamm, die ihm ihre eigene, ritterliche Art der Fürsorge und des Ratschlags zu Teil werden ließ. Alberich verarbeitet den Tod seiner Mutter daher ganz im Gegensatz zu seinem Vater und zwar ganz im Sinne eines aufrichtigen Weidener Ritters. Nur vermag der Vater ihm nicht die möglichen Mittel zu gewähren, eine standesgemäße Ausrüstung zu beschaffen. Es fehlt Alberich sogar an dem notwendigen Ritterschwert und an einem geeigneten Panzer, gar nicht zu reden von einem kampftauglichen Schlachtroß. Da sich der Vater dem ritterlichen Glauben gegenüber eher ungebührlich verhält und seine letzten Gelder sogar dem Bau des Firun-Tempels geopfert hat, hegt der ohnehin eher hitzköpfige Sohn einen Groll gegen den Vater, den er nicht selten offen zum Ausdruck bringt. Die Firun-Geweihte Alena die Flinke ist Alberich ebenso ein Dorn im Auge. In ihr sieht er den Quell allen Mißstandes in Graugard und er sinnt nach Mitteln diesen für seinen Vater schlechten Einfluss mit grenzwertig rechtmäßigen Methoden zu beseitigen. Seine letzte Hoffnung, aus dem unrühnlichen Stand des Edelknechts aufzusteigen, sieht er in seiner überaus gut betuchten Tante Warglinde, die in Lowangen lebt.

Frau Warglinde von Roßstein, geboren von Graugard, Schwester des Gutsherrn
Die im Vergleich zum Gutsherren Aldwin einige Jahre jüngere Schwester Warglinde ist eine ebenso kluge und weitsichtige wie berechnende und durchtriebene Frau, die schon in frühen Jugendjahren ihren Bund mit Phex denn mit Rondra geschlossen hat. Sie verschlug es rasch nach Lowangen, wo sie in die Dienste eines erfolgreichen Kaufmanns trat und die Kunst des Handelns und Verhandelns erlernte. Sie war schließlich mit einem derart außergewöhnlichen diplomatischen Geschick ausgestattet, dass sie schließlich eine Beziehung zu dem wesentlich älteren, aber ungemein einflussreichen Lowanger Ratsherrn Rolef von Roßstein aufbaute, der mit ihrer Hilfe den Traviabund mit seiner damaligen Ehefrau gütlich zu lösen im Stande war um eine Liaison mit der schönen und beflissenen Frau von Graugard einzugehen. Warglinde hat seit dem Orkensturm und seit der Belagerung von Lowangen keinerlei Kontakte mehr zu ihrer am Finsterkamm lebenden Familie.

Alena die Flinke, Oberste Jägerin und Firun-Geweihte zu Graugard
Die wohl geheimnisvollste und zugleich gebotsmächtigste Frau innert der Palisaden von Graugard ist die Firun-Geweihte Alena. Sie befindet sich im glühenden Alter, das von noch nicht einmal vierzig Winter geprägt ist und doch wirkt sie bereits eindrucksvoll weise und wissend. Zusammen mit ihrer charakterlichen Kühle und körperlichen Kraft hat sie nach ihrer Ankunft als einfachende Reisende um 1011 BF rasch Gunst und Gehör der Graugarder Hörigen, aber auch des alten Junkers auf sich gezogen. Die Vergangenheit der Geweihten aber ist in Dunkel gehüllt. Im Weiler hat sie nach dem Bau eines ihrem Gott zu Ehren gedachten Tempels eine dauernde Wirkungsstätte gefunden. Ihr eigentliches Ziel ist neben der Predigt und der Festigung des Firun-Glaubens die Verteidigung Graugards gegen äußere Feinde. Hierbei teilt sie ihre Fertigkeiten am Bogen und ihr Wissen in der Kriegskunst mit den Waffenknechten ebenso wie mit einfachen Hörigen im Weiler. Die Einwohner Graugards werden allerdings zunehmend gespaltener, was ihre Rolle auf dem Gut angeht seit der junge Alberich nach seiner Rückkehr aus der Knappenschaft die Wichtigkeit des Rondra-Glaubens personifiziert und predigt.

Ich will mit diesen Einblicken in mein Rohkonzept für diesen Beitrag enden. Im nächsten Beitrag, der zwischen Ende März und Mai hier nachzulesen sein wird, behandelt dann Fortschritte im Schreibprozess und wird auch eine erste kleine Leseprobe aus dem ersten Kapitel anbieten.

Bis dahin!
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RE: Armalion-Roman: Greyfensteyn [WorkinProgress] - von Boronar - 23.02.2013, 13:29



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