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Nach Riva importiert: Tagebuch eines Kriegers
#21
Wir hielten es an der Zeit den guten Tarik aufzusuchen, vielleicht konnte er etwas Licht in die Sache bringen. Interessanterweise war er wieder schneller und spürte uns schon am Marktplatz auf. Mit einem gezischtem "schnell folgt mir" führte er uns in einen dunklen Winkel. Dort berichtete er uns, daß Gorm tot sei. Nicht daß es schade um ihn wäre, aber diesmal wurden mehrere und vor allem bessere Zeugen bestochen. Also mußten wir nun wirklich abtauchen und ab jetzt unsere Ausflüge in Riva so kurz wie möglich halten. Tarik erklärte weiter, daß der Handelsherr uns Zuschlupf gewähre. Das neue Hauptquatier der Gilde sei in der alten Kanalisation, unter dem alten Wachturm. Er beschrieb uns auch den Zugang zu diesem, uns noch unbekanntem, Teil der alten Kanalisation über die neue Kanalisation. Zum schluß meinte Tarik noch, daß Lothur uns schon erwarte, weil er unsere Hilfe braucht. Naja, nichts ist umsonst und bis jetzt entsprachen die Ziehle der Gilde auch immer irgendwie unseren.

Kurz bevor wir also das neue Gildenhauptquatier erreichten, entdeckte Imel noch eine Geheimtür, welche eine Verbindung zum bereits bekannten Teil der alten Kanalisation freigab. Im Hauptquartier angekommen, war der Handelsherr sichtlich erleichtert uns wohl auf zu sehen, viel aber auch gleich mit der Tür ins Haus. Wie es scheint setzt Mandara seiner Organisation immer mehr zu. Die Elfenvampirin scheint plötzlich überall zu sein und Lothurs Leute trauen sich nicht mehr aus dem Turm hinaus. Die Feylamia ist sehr stark geworden und greift mittlerweile auch große Gruppen offen an. Lothur braucht jemanden, der sich der Sache annimmt. Das Versteck befindet sich vermutlich im Norden. Lea hat einen geheimen Zugang entdeckt und würde uns auch begleiten. Lothur zeigte bei diesen Worten auf eine junge, hübsche Frau, die daraufhin auf uns zu kam. Mir kam diese Frau merkwürdig bekannt vor, aber nicht wegen ihrer plötzlich offensichtlichen Ähnlichkeit mit der Bettlerin Lea. Ich hatte das Gefühl DIESE Frau schon ein- oder sogar mehrmals gesehen zu haben. Als sie sich dann als Eleana von Arivor vorstellte, mußte ich sofort an das Haus am Südtor denken. Es hatte ihr wohl Vergnügen bereitet uns mit den unmöglichsten Antworten zu ärgern. Radagasts bösem Blick zu urteilen, konnte auch er sich an diese Frau erinnern. Lothur hatte sein Gesicht zu diesem Zeitpunkt schon in seinen Händen verborgen und seine Schultern auffällig zuckten. Auch unsere Mundwinkel verzogen sich verdächtig nach oben und schließlich brach auch Radagast in schallendes Gelächter aus. Ich muß zugeben, das tat gut. In letzter Zeit gab es wenig zu lachen.

Eleana wollte gleich los, aber wir mußten uns noch etwas erholen und vorbereiten. Aus dem Feylamia-Dokument entnahmen wir, daß diese uns möglicherweise alle hypnotisieren könnte, was weniger gut wäre. Breenanin erinnerte uns an das Anti-Hypnotikum, welches wir gefunden hatten. Da sie das Rezept in ihr Buch übertragen hatte, schrieb sie uns zusammen, was sie zum brauen benötigte und wir besorgten vorsichtig die Zutaten, während sie sich schonmal vorbereitete. Schließlich hatte unsere Alchimistin genug Anti-Hypnotikum für alle hergestellt und morgen kann es losgehen.
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"Research is like sex: sometimes something useful is produced, but that's not why we do it." -- Richard Phillips Feynman, Physiker und Nobelpreisträger, 1918-1988
#22
Mit Anti-Hypnotikum und den Praios-Amuletten bewaffnet, holten wir Eleana ab und machten uns zum Versteck der Elfenvampirin auf. Dank Eleana hatten wir den Eingang schnell gefunden, aber wollten vorher noch den Rest, des uns unbekannten Stückes der alten Kanalisation erkunden. An einer eingestürzten Stelle (nachdem wir diese unter Imels fachmännischer Anleitung freigelegt hatten) konnten wir tatsächlich einen Ausgang, an eine Stelle außerhalb Rivas (nahe des Nordtores), entdecken. Sollte alles schiefgehen, hatten wir nun zumindest einen Fluchtweg für Plan C.

Vorsichtig drangen wir in das Versteck der Feylamia ein. Schon bald wurde uns der Weg von einem Eisengitter versperrt. Radagast mußte zurückbleiben, um den Hebel zum Öffnen des Gitters zu halten. Doch kaum waren wir durch das Gitter getreten und um die nächste Ecke gebogen, hörten wir Radagast schreien und das Gitter wieder nach unten donnern. Wir konnten nicht zu ihm, sahen allerdings kurz nach dem Schrei Mandara durch eine Geheimtür verschwinden. Nach einigen Sekunden öffnete sich das Gitter wieder und wir rannten zu Radagast. Als er uns sah, sank er erschöpft zusammen. Doch als Imel ihn fragte, was passiert sei, lief er rot an und meinte verlegen: "Sie hat mich geküßt."

Imel drehte sich, mit einem Kopfschütteln, auf dem Absatz um und erkundete die Wand, durch die wie kurz zuvor Mandara verschwinden sahen. Breenanin half Radagast mit einem Schmunzeln auf den Lippen hoch und ich konnte mir einen kleinen anzüglichen Scherz nicht verkneifen. Wider aller Erwartungen schaffte Radagast daraufhin das Unmögliche und errötete noch mehr. Bevor auch noch Alatar die Gelegenheit bekam Radagasts Ungemach zu vergrößern, rief Imel uns zu sich. Er hatte den Geheimgang der Elfenvampirin gefunden. Wir untersuchten dennoch zuerst den Weg durch die Gitter (diesmal blieb Breenanin bei Radagast am Hebel, nur zur Sicherheit), nur um herauszufinden, daß sich dieser mit dem Geheimgang zu einem Kreis verband.

Wieder vereint untersuchten wir die zwei Zellen gleich am Anfang des Geheimganges. In einer der Zellen fanden wir den Rattenfänger, Xebbert Dürbann, an die Wand gekettet. Er war nicht ansprechbar, starrte nur vor sich hin, selbst nachdem wir ihn losgemacht hatten. Also beschlossen wir ihn erstmal hier zu lassen.

Wir begannen nun das, gar nicht so kleine, Versteck der Feylamia zu durchsuchen. In einem Raum im Norden fanden wir schließlich in einem Schrank einen Goldschild und einen Silberhelm, und in einer Truhe eine Mondlaterne und einen Umhang, welcher Eleana verschwinden ließ, sobald sie ihn sich umgeworfen hatte. Evingolis entdeckte aber plötzlich, zusätzlich zu unseren sechs, zwei Schatten an den Wänden. Einer dieser fremden Schatten hob einen Dolch mit Silberklinge auf. Daraufhin sauste der Dolch durch die Luft, doch der andere Schatten wich blitzschnell zurück und verschwand. Der erste Schatten verblieb nur für wenige Augenblicke regungslos. Als wieder Bewegung in den Schatten kam, verschwand zuerst der Dolch, dann eine Flasche Wunderkur und schließlich auch der Schatten. Lea war weg.

Also suchten wir weiter. Nach kurzem fanden wir eine Leiter. Sie führte durch einen versteckten Zugang direkt ins alte Gildenhauptquartier. Deswegen hatte sie uns anfangs geholfen. Wir waren ihr auf den Leim gegangen. Sie wollte ihren Geheimgang wieder nutzen können und wir haben ihr geholfen, die Gilde zu vertreiben. Der nächste Raum, den wir fanden, war anscheinend eine Bibliothek. Nach kurzer Suche fanden wir ein Rezept für einen Schlaftrunk, welches Breenanin sofort in ihr Buch übertrug und ein Tagebuch. Das Tagebuch war sehr informativ. Geschrieben von einem früheren Gegner der Elvenvampirin. Eine traurige Geschichte. Sie erklärte allerdings einige der Gräber auf Boron's Acker und auch den Steinsarkophag mit den Praiosamuletten. Die wohl wichtigste Information aus dem Tagebuch: Mondlicht tötet die Feylamia; Silberwaffen können sie anscheinend nur verwunden und schwächen, aber nicht vernichten. Auch der Unsichtbarkeitsmantel sowie das Anti-Hypnotikum stammen von diesem lange vergessenem Kampf gegen die Vampirin. Und auch die Mondlaterne, die wir erst vor kurzem gefunden hatten. Diese kam aber nie zum Einsatz, und den Beschreibungen zufolge, fehlte auch noch ein Kristall in ihrem Inneren. Auf den letzten Seiten beschrieb der Autor sein letztes Projekt, so eine Art Dimensionstore. Sie würden wie Spiegel aussehen, doch konnte man sie nur mit einem Artefakt durchschreiten, welches eine bestimmte magische Aura ausstrahle. Ohne dieses Artefakt wäre man schon bei Berührung der Spiegel verloren. Nun, wir waren zu diesem Zeitpunkt schon an einigen Spiegeln vorbeigekommen. Zum Glück hatte sie keiner von uns berührt.

Wir durchsuchten das Versteck weiter und fanden in einem Zimmer nahe der Bibliothek ein Anti-Hypnotikum und einen kleinen Schlüssel auf einem Tisch. Schließlich fanden wir das Schlafzimmer, allerdings mit einem Sarg anstatt einem Bett, von einer Vampirin war das zu erwarten. In einer Truhe fanden wir einen silbernen Armreif und einen ebenfalls silbernen Ring. Beides strahlte laut Alatar eine sehr merkwürdige magische Aura aus. Imel, der bereits den Schlüssel und auch die Mondlaterne an sich genommen hatte, legte nun auch Ring und Armband an, schnappte sich ein Anti-Hypnotikum von Breenanin und hüpfte in den Spiegel im Schlafzimmer, noch bevor wir etwas sagen konnten. Wir sahen uns gegenseitig an und nahmen auch jeder eine dieser grünen Kugeln ein. Dann warteten wir; eine Minute, zwei Minute. Plötzlich wurden wir von einem unsichtbaren Gegner angegriffen und niedergeschlagen. Als ich wieder erwachte, versuchten Lea, Xebbert und Imel uns mit Kräutern aus Alatars Vorrat wieder auf die Beine zu bringen.

Auf dem Weg zurück zum Gildenhauptquartier berichtete uns Imel, was sich hinter dem Spiegel zugetragen hatte. Er fand sich plötzlich in einem weiteren Schlafzimmer wieder, diesmal eines mit einem riesigen Bett und einem Spiegel an jeder der vier Wände. In einer Truhe, welche sich mit dem kleinen Schlüssel öffnen ließ, fand er einen grünen Armreif (welchen er bei diesen Worten an Alatar zur Analyse weitergab) und einen Kristall, welcher genau in die Mondlaterne paßte. Dann stand auf einmal Mandara am Spiegel durch den er gekommen war. Sie starrte ihn einige Augenblicke lang an, dann sprang sie auf ihn zu. Imel konnte zwar ausweichen, fiel dabei allerdings durch einen weiteren Spiegel und fand sich in einem Raum voller Spiegel wieder. In manchen war immer wieder kurz die Elfenvampirin zu sehen und dann war sie plötzlich hinter ihm und hielt ihn im Würgegriff. Sie war zu stark für ihn. Er war verloren. Doch dann bekam er unverhofft Hilfe von Lea und dem Rattenfänger, die es schafften, Mandara für kurze Zeit abzulenken. Diese Zeit reichte Imel, um die Mondlaterne zu benutzen. Ihr Licht wurde von den Spiegeln reflektiert und traf schließlich auf die fliehende Vampirin. Die Feylamia war tot und mit ihr zerbarsten alle Spiegel im Spiegelsaal. Als sie wieder bei uns eintrafen, fanden sie uns bewußtlos am Boden liegend vor und den Rest der Geschichte kannte ich schon.

Als wir Eleana und Xebbert im Gildenhauptquartier ablieferten, teilte uns Lothur mit, daß wir nicht die einzigen Fremden in Riva seien. Fünf Magier, drei Männer und zwei Frauen, würden wahrscheinlich in der Feste gefangen gehalten. Er wolle versuchen noch mehr herauszufinden. Wir sollten uns in zwei bis drei Tagen wieder melden. Etwas Zeit zum Ausruhen kam uns durchaus gelegen. Bevor wir uns aber im Gildenhauptquartier zum Schlafen zurückzogen, machten wir noch einen kurzen Abstecher zum TSA-Temple und in unser kleines Lager auf Boron's Acker.
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Nachdem wir uns nun etwas ausruhen konnten und auch mal wieder Zeit zum Würfeln hatten, kam heute Lothur zu uns und berichtete, daß seine Leute in Mandaras Versteck einen Gang entdeckt hätten, welcher direkt in die Feste führt. Wahrscheinlich ein lange vergessener Fluchttunnel. Leider hatte sich in dem Teil des Ganges, welcher durch die Kanalisation führt, ein Wasserdrache eingenistet. Lothur meinte, daß wir den wohl erst dazu überreden müßten, uns vorbei zu lassen. Radagast war sich seiner Überredungskünste sicher und meinte nur kurz: "Los gehts!". Also brachen wir erneut zum Versteck der nun toten Feylamia auf. Dort fanden wir auch schnell den neuen Gang und kurz darauf ein Floß. Da klar war, daß vom Floß aus Nahkampfangriffe schwierig bis unmöglich waren, nahm ich Pfeil und Bogen zur Hand und Imel griff nach einem der Silberringe, deren Funktionsweise ihm in den vergangenen Tagen von Alatar erklärt worden war.

Mit dem Floß fuhren wir dem, durchaus großen, Wasserdrachen entgegen, welcher sich dann auch gleich aufplusterte und zum Kampf bereit machte. Doch schon traf ihn Evingolis' Pfeil in die Seite. Das schien den Drachen allerdings nicht sonderlich zu kümmern. Anders der Flammenstrahl, der nur wenige Wimpernschläge später aus Imels Ring auf den Drachen überschlug. Der Wasserdrache bäumte sich auf und schrie vor Schmerzen, während ich, völlig überrascht zu dem nicht minder überraschten Zwerg hinüberblickte. Als er meinen Blick bemerkte, zuckte er nur mit den Achseln und grinste von einem Ohr zum anderen. Und schon brannte sich der nächste Ignifaxius in den Drachen. Dieses Mal allerdings ein ungleich mächtigerer Spruch, von Breenanin gesprochen, welcher den Drachen taumeln ließ. Doch entgegen meiner Vermutung, daß der Wasserdrache nun bedient sei, setzte er zum Gegenschlag an. Allerdings vermochte er Evingolis und Radagast nur leicht zu verletzen. Alatar und Breenanin standen vom eigentlichen Angriffspunkt zu weit entfernt und Imel und ich waren gut geschützt. Noch während Evingolis in Deckung ging, um für eine weitere Attacke weniger Angriffsfläche zu bieten, fing die Luft um Radagast plötzlich an zu brennen.

Der Kampfmagier war verärgert darüber, daß er sich vom Drachen hatte täuschen lassen und daher zu lange mit seinem Angriff gezögert hatte. Riesige magische Energien verwandelten sich in elementares Feuer. Die Hitze wurde unerträglich. Reflexartig wandte ich mein Gesicht ab und versuchte es mit den Händen zu schützen. Auch die anderen, selbst Breenanin und Alatar, taten es mir gleich. Es wurde taghell im Kanal und immer heißer. Schließlich, mit einem ohrenbetäubenden Knall, sprangen die gewaltigen Energien in einer Lanze aus Feuer auf den Drachen über. Die Flammen rasten über das Wasser und verdampften dieses im selben Augenblick. Dann trafen sie auf den Drachen. Ein markerschütterndes, schrilles Kreischen und ein gleißender Blitz, der mich für Sekunden blendete. Als ich wieder sehen konnte, war die Dunkelheit in die Kanalisation zurückgekehrt. Nur die Zauberstäbe der Magier sorgten für Licht. Der riesige Wasserdrache war durch die Wucht des Angriffes einige Schritt zurückgeworfen worden. Sein verbrannter Körper dampfte und zischte noch im ihn umgebenden Wasser. Es roch nach verbranntem Fleisch. "Verärgere nie einen Magier!" heißt es. Seit diesem Angriff wußte ich, daß es sich bei diesem Spruch um einen mehr als guten Rat handelte.

Wir zwängten uns am Kadaver des Drachen vorbei und erforschten den Gang weiter. Wir fanden schließlich die Treppen, welche nach oben Richtung Feste führten. Imel brauchte auch nicht lange, um im Raum am Ende dieser Treppe den versteckten Zugang zur Feste zu finden. Da in der Nacht bei weitem weniger Wachen in der Feste sein würden als am Tag, beschlossen wir, angesichts der fortgeschrittenen Morgenstunde, uns ins Gildenhauptquartier zurückzuziehen und bis zum Abend zu warten.
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"Research is like sex: sometimes something useful is produced, but that's not why we do it." -- Richard Phillips Feynman, Physiker und Nobelpreisträger, 1918-1988
#23
Am Abend, nach Beginn der Nachtschicht, drangen wir in die Feste ein. Gleich in der ersten Zelle, die wir untersuchen wollten, stießen wir auf zwei Gardisten, die aber schnell überwältigt waren. An einem Haken an einer Wand der Zelle fanden wir einen Schlüssel, den Imel gleich seinem Schlüsselbund hinzufügte. Wir suchten weiter und standen plötzlich im Zimmer eines Zwerges, offensichtlich der Schmied der Feste, der uns auch sofort angriff. Auch er stellte für uns kein Problem dar und gegenüber seines Zimmers fanden wir dann auch die Schmiede. Nach ein paar leeren Zellen meinte Imel vor einer Tür, daß er deren seltsam aussehendes Schloß nicht öffnen könne. Die Wahrscheinlichkeit, daß die Magier hinter dieser Tür eingekerkert waren, war sehr groß. Um sicher zu sein, mußten wir den passenden Schlüssel finden. Also suchten wir weiter. Die Wachtürme, welche wir von den Wehrübungen her kannten, mieden wir vorerst. Die wenigen Wachen, die abends in der Feste sind, würden sich sicher dort aufhalten.

Nach weiteren leeren Zellen betraten wir schließlich die Folterkammer. Wir waren kaum richtig eingetreten, wurden wir von Evingolis in Deckung gerufen. Schon wurde ein in Eisenketten gefesselter, geknebelter Magier hereingeführt, gefolgt vom Folterknecht. Sie binden den Magier auf den Foltertisch und wollen ihm einen, uns nur zu gut vertrauten, Wurm implantieren. Plötzlich brach Imel aus seiner Deckung hervor und stürmte den Folterern entgegen. Da blieb uns keine andere Wahl, als ebenfalls anzugreifen und sie gemeinsam nieder zu machen. Nachdem wir den Magier befreit hatten, stellte sich dieser als Rohezal vom Amboß vor und bedankte sich bei uns. Aus der Reaktion der anderen schloß ich, daß es sich hier um einen sehr bekannten Magier handeln mußte. Doch ich interessiere mich nur für meine Abenteuer und meine Freunde. Und so toll war er auch nicht, wenn er unserer Hilfe bedurfte, um sich aus dieser Feste zu befreien. Schließlich bat uns der Magier seine vier Gefährten zu befreien. Den amulettähnlichen Schlüssel würde ein Gardeoffizier um den Hals tragen. "Wußt' ich's doch" war Imels kurzer Kommentar. Dann meinte der Magier noch, er selbst sei zu geschwächt uns zu begleiten und würde beim Geheimgang auf uns warten. Und schon war er wegteleportiert. Gehts noch?

Wir suchten also weiter und fanden den Raum des Folterknechts und kurz darauf die Waffenkammer. Die Wachen waren zwar kein Problem, aber wir waren bereits gut bewaffnet und wollten uns nicht mit unnötigem Ballast beladen. Über ein paar Stufen ging es nach oben, wo wir gleich den Raum des Medicus fanden. Wir legten ihn gefesselt auf sein Bett und während Alatar sich an den Tränken und Kräutern bediente, übertrug Breenanin das Rezept für eine Wunderkur in ihr Rezeptbuch. Wir suchten weiter. Schließlich fanden wir die Küche und einen Weg in den Hof. Das kleine Kräutergärtchen wurde natürlich sofort von Alatar geplündert. Im Raum des Kochs fanden wir dann Frauenkleider unterm Bett. Ich dachte noch so bei mir, daß der Koch vielleicht auch was mit Bosper hat. Wir suchten weiter und fanden endlich den Gardeoffizier mit dem Amulettschlüssel. Nach einem sehr ungleichen Kampf hielt Imel den Schlüssel zur Zelle der Magier in Händen. Also gingen wir zur Tür mit dem seltsamen Schloß und tatsächlich konnte sie Imel nun ohne Probleme öffnen.

Diese vier Magier waren allem Anschein (und den Reaktionen meiner Mitstreiter) nach ebenfalls allesamt Berühmtheiten. Also ich war nicht sehr überwältigt, denn nach einem kurzen Dankeschön kam schon der nächste Auftrag. Bosper besäße drei Urnen und wir sollten sie beschaffen, aber keinesfalls öffnen. Dann teilten uns die Magier noch mit, daß der Koch möglicherweise Näheres wüßte und das sie viel zu geschwächt wären uns zu begleiten. Daher würden auch sie im Geheimgang auf uns warten. Schon waren sie mit einem Transversalis verschunden. Also würden meine magischen Gefährten nicht so ein glanzvolles Beispiel abgeben, könnte man leicht dem Glauben verfallen, Magier seien ein faules, nichtsnutziges Pack.

Also machten wir uns auf den Koch zu suchen. Da man davon ausgehen konnte, daß dieser früher oder später in der Küche auftauchen würde, wollten wir uns dort auf die Lauer legen. Glücklicherweise war das nicht nötig, denn er wartete netterweise schon auf uns. Er erschrak fürchterlich, als er uns in die Küche stürmen sah. Als wir ihn auf die Frauenkleider ansprachen, welche wir unter seinem Bett gefunden hatten, fing er an zu plaudern. Er zeigte sich sehr kooperativ und erzählte uns alles was wir wissen wollten. Also ließen wir ihn laufen.

Wir suchten uns Bospers Raum, den wir dank der Beschreibung des Kochs auch schnell fanden. Kurz vor der Tür blieb Imel jedoch ruckartig stehen, und nahm dann das Wandstück gegenüber der Tür in Augenschein. Dann lächelte er leicht und meinte: "Der beste Weg einer Falle zu entgehen, ist zu wissen, daß sie existiert." Und während er das sagte, verstopfte er die Löcher, welche er in der Wand entdeckt hatte. Dann knackte er das Türschloß und wir konnten den Raum des Richters untersuchen. In einem Geheimfach im Schreibtisch war ein Schlüssel versteckt. Im nächsten Raum erwartete uns ein Kriegsoger. Für einen alleine möglicherweise ein fürchterlicher Gegner, doch für unsere Gruppe kein Problem. Der Kiste, welche der Oger bewacht hatte, entnahm Alatar freudig einige Heiltränke. Dann verschoben wir sie, den Anweisungen des Kochs entsprechend und fanden den Zugang zum Geheimraum. Imel öffnete die Kiste und wir nahmen die drei Urnen an uns. Endlich machten wir uns auf den Rückweg zum Geheimgang, wo die fünf Magier schon ungeduldig auf uns warteten. Rohezal bedankte sich noch einmal bei uns (war ja auch das mindeste) und dann gings zurück ins Gildenhauptquartier.

Auf dem Rückweg informierten die anderen Rohezal über unsere Queste und alles, was uns bisher diesbezüglich widerfahren war. Daraufhin schlug der Magier vor eine Versammlung abzuhalten, auf der er uns sein Wissen über die Vorgänge in Riva darlegen würde. Mir graute es davor, mir jetzt stundenlang das Geschwätz eines wichtigtuerischen Magiers anhören zu müssen. So beschloß ich, mich erstmal gemütlich in eine Ecke zurückzuziehen und mir später von meinen Freunden die Zusammenfassung anzuhören.
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Wie ich es erwartet hatte, dauerte es geraume Zeit, bis meine Gefährten sich zu mir gesellten und mir Bericht erstatteten. So, wir haben das alles also diesem dreimalverfluchten Borbarad zu verdanken. Also für meinen Geschmack habe ich diesen Namen, seit wir in Riva sind, schon zu oft gehört. Diese, sich in den Kopf reinwühlenden, Würmer sind also eine Hinterlassenschaft dieses dunklen Wahnsinnigen. Vor 2 Jahren sei ein Schiff, die Abendstern, im Hafen Rivas gesunken. An Bord die Urnen mit den Würmern und ein Stab. Einige Urnen wurden gefunden und zum Richter gebracht. Bosper hat dann wohl eine geöffnet und wurde so zum ersten Opfer eines Wurms - der Königin. Es stellte sich allerdings heraus, daß die meisten Menschen den Würmern widerstehen konnten, und so wurden die Würmer zu den leichter zu beeinflussenden Orks gebracht. Wir hatten die Orkkriege also der Königin zu verdanken. Hier hatte also alles begonnen. Wir waren von Anfang an dabei gewesen. Zuerst in Thorwal, wo wir die große Stadt vor den Orks retten konnten; dann im Svelttal, wo wir mithalfen ein mächtiges Bündnis gegen die Orks zu schließen; und nun hier in Riva, wo wir nun endlich eine Chance hatten, den Krieg ein für allemal zu beenden. Die Königin mußte besiegt werden. Doch anscheinend war das nicht so leicht, wie es klang. Dieser kleine Wurm wurde wohl von mächtiger Magie beschützt. Helfen konnte hier wahrscheinlich ein Artefakt, das mit den Urnen auf der Abendstern war. Der Borbaradstab, der, anders als die Urnen, möglicherweise immer noch auf der Abendstern ist. Dieser Stab mußte geborgen werden und natürlich wurden wir dafür freiwillig gemeldet. Wenigstens ist etwas Zeit zum Ausruhen, da sich anscheinend auch die Magier für diese Aufgabe vorbereiten müssen.
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#24
Endlich waren die fünf Magier bereit und prompt meinte dieser Saldor Foslarin, wir hätten uns Zeit gelassen. Nur Radagasts strenger Blick und ein fester Griff um das Handgelenk meiner Schwerthand hielten mich davon ab diesen vorlauten Kerl in zwei Teile zu spalten. Mein Griff zum Schwert war jedoch nicht unbemerkt geblieben und so beeilte sich die Magierin Haldana, uns den Zweck der mitgebrachten Kajuboknospen zu erklären. Jede der zwölf Knospen ermögliche uns, eine halbe Stunde ohne atmen auszukommen. Ein Plan B sozusagen, falls der Zauber der Magier nicht lange genug vorhalten sollte. Am Hafen brachte Lea Bleischuhe herbei, welche uns die Fortbewegung auf dem Meeresgrund ermöglichen sollten. Schließlich wurde auf jeden ein Zauber gesprochen, der für die nächsten sechs Stunden das Atmen unter Wasser ermöglichte und ein weiterer Zauber, welcher uns selbst im tiefsten Wasser zum Sehen verhelfen sollte. Als uns das Atmen an Land immer schwerer viel, ließen wir uns schließlich auf den Grund des Hafenbeckens sinken.

Nach einiger Zeit hatten wir uns an die ungewöhnliche Situation, Wasser zu atmen, gewöhnt. Doch als wir die ersten Schritte unter Wasser wagten, wurden wir schon angegriffen. Obwohl das Kämpfen unter Wasser sehr ungewohnt und noch dazu äußerst kräfteraubend war, stellen diese fünf Wassermenschen kein Problem für uns dar. Daher war es auch kein Problem, daß nach dem Kampf gleich nochmal fünf dieser Wassermenschen auftauchten. Wir machten uns also bereit auch ihren Angriff abzuwehren, doch warteten wir vergebens. Anstatt anzugreifen bedeuteten sie uns, ihnen zu folgen. Nach einer kurzen Weile erreichten wir einen riesigen Palast. wir wurden weiter, in einen großen Saal geführt. Und plötzlich standen wir im Trockenen. Das Wasser wurde von einer unsichtbaren Wand zurückgehalten. Der Raum war mit Neckern, so nannten sich diese Wassermenschen, bevölkert und vor uns erhob sich ein steinerner Thron, mit einem gekrönten Necker darauf. An der Seite des Neckerkönigs stand ein junger Matrose, der das Wort an uns richtete. Er versicherte uns, daß wir hier in Sicherheit wären, stellte uns die Necker, den König und sich selbst vor und berichtete uns, wie er hier her gekommen sei. Schließlich teilte er uns mit, daß er ausgewählt worden war, zwischen uns und dem Flußvater des Kvill zu vermitteln. Der König hatte einen Auftrag für uns. Wir sollten für ihn herausfinden, warum einige seiner Kinder in letzter Zeit bösartig geworden waren. Wenn möglich sollten wir die Ursache beseitigen, ohne die Necker zu töten. Wir bekamen auch noch Hintergrundinformationen, hauptsächlich darüber, was Necker so bösartig machen könnte. Ich hatte nur mit einem Ohr halb zu gehört, da ich eine wunderschöne Neckerin entdeckt hatte und nun damit beschäftigt war, sie im Geiste auszuziehen. Was, offen gesagt, bei der Kleidung der Necker nicht sehr viel Vorstellungsvermögen verlangte. Doch dann wurde ich wieder hellhörig. Als Gegenleistung für unsere Hilfe versprach uns der König einen Leuchtstab, der als eine Art Schlüssel für die Erkundung der Abendstern von Nöten war. Und schließlich ließ er noch verkünden, daß uns eine Neckerin namens Zorka begleiten würde. Sie würde große Zuneigung für einen aus unserer Gruppe empfinden und der Flußvater war sich sicher, daß diese Gefühle erwidert würden. Als sich meine Angebetete daraufhin in Bewegung setzte und auf uns zu kam, fühlte ich mich irgendwie ertappt.

Wir brachen also auf und begannen, das Hafenbecken zu erkunden. Unweit vom Palast wollte sich Imel an einer riesigen Perle im innern einer riesigen Muschel vergreifen und wurde beinahe verschlungen. Er hatte großes Glück, daß er sich nur relativ geringe Verletzungen zuzog, die dennoch in nächste Zeit seine Gewandtheit stark einschränken werden. Ich bin mir jedoch sicher, daß der Zwerg nach diesem kleinen Vorfall in Zukunft nicht mehr ganz so neugierig sein wird. Wir suchten weiter und konnten in einer versunkenen Truhe ein Silberkettchen und einen Heiltrank finden und der wissensdurstige Alatar wurde von einer Muräne gebissen. Schließlich entdeckten wir einen Necker, der laut Zorka zu den Abtrünnigen gehörte. Also gingen wir in Deckung und beobachteten ihn. Der Necker bewegte sich schnurgerade auf ein Haus zu und verschwand darin. Auch nach langem Warten, kam er nicht wieder heraus. Also beschlossen wir nachzusehen. Der Eingang des Gebäudes wurde allerdings von einer Wasserpflanze versperrt. Als Imel sich vorbeizwängen wollte, wurde er von den Fangarmen der Pflanze umschlungen. Der zähe Zwerg hackte verzweifelt eine Tentakel nach der anderen mit seiner Orknase ab, doch befreien konnte er sich erst, als Alatar ihm mit seinem Asthenildolch zu Hilfe kam. Als wir das Gebäude dann endlich betreten konnten, war von dem darin verschwundenen Necker nichts zu sehen.

Imel entdeckte jedoch schnell die versteckte Falltür, die den Weg in den Keller freigab. Wir begannen also den Keller zu durchsuchen und stießen auch bald auf die ersten Necker. Da wir versprochen hatten, die abtrünnigen Wassermenschen wenn irgend möglich zu schonen, versuchten wir uns vor ihnen zu verstecken. Half leider nur nichts. Einer von ihnen entdeckte uns und griff sofort an. Also machten wir die vier Necker nieder und erforschten den Keller weiter. Nach ein paar uninteressanten Räumen waren wir plötzlich von fünfzehn Neckern eingekreist. Wie zuvor reagierten sie äußerst aggressiv, und wie zuvor hatten sie meiner Ochsenherde und Imels Orknase nichts entgegenzusetzen. Die Magier, allen voran Radagast, paßten auf die kleine Zorka auf. Dieser meinte nur kurz, daß es wohl sehr ratsam wäre, sie dem König unbeschadet zurück zu bringen. Schließlich fanden wir den Grund für die Aggressivität der Necker: einen Weinkeller. Wir zerstörten den gesamten Alkoholvorrat indem wir die Flaschen mit unseren Bleischuhen zertraten und machten uns dann auf den Rückweg zum Neckerkönig.

Der Flußvater war sehr erleichtert darüber, das wir nicht nur den Grund für die Bösartigkeit einiger Necker herausgefunden hatten, sondern diesen auch noch beseitigt hatten. Wie versprochen überreichte er uns einen Leuchtstab, den Imel sofort untersuchte und dann einsteckte. Also machten wir uns, immer noch in Begleitung der schönen Zorka, auf zur Abendstern. Am Wrack angekommen suchten wir nach einem Eingang und fanden schließlich ein großes Loch in der Bordwand. Da sich das Schiff beim Sinken auf den Kopf gedreht hatte und das Leck nun nur knapp über dem Grund war, lag es weit über der ehemaligen Wasserlinie der Abendstern und konnte unmöglich der Grund für ihren Untergang gewesen sein. Für uns war es jedoch ein idealer Zugang zum Inneren des Schiffes. Imel trat als erster vor das schwarze Loch. Dann stoppte er plötzlich, zog während einer eleganten Ausweichbewegung blitzschnell seine Orknase und enthauptete eindrucksvoll eine Holzstatue. Der Holzkopf hatte ihn wohl etwas erschreckt. Er beschloß das auffällige Zucken in unseren Gesichtern zu übersehen und begann geschäftig das wild durcheinandergewürfelte Innere des Schiffes zu durchsuchen. Nachdem er ein paar wertlose Dinge gefunden und gleich wieder weggeworfen hatte, entdeckte er über sich eine Tür. Also zog Imel seine Metallschuhe aus, band sie an ein langes Seil und ließ sich nach oben gleiten, bis er in den Schrank klettern konnte. Als er eine weitere Tür in diesem Schrank erblickte, holte er die Bleischuhe nach und bedeute uns es ihm gleich zu tun.

Als wir uns alle in dem Schrank drängten, öffnete er mit dem Leuchtstab die Tür. Wir hatten kaum Zeit alle durchzuschlüpfen, schon schwang die Tür hinter uns wieder zu. Da sich die Farbe des Leuchtstiftes verändert hatte und sich damit die Türe nicht mehr öffnen ließ, waren wir fürs erste eingeschlossen. Also durchsuchten wir erstmal den Raum, in dem wir nun gefangen waren. An der gegenüber liegenden Seite der Schranktür befand sich noch eine Tür mit farbigem Schloß. Doch auch diese Farbe paßte nicht zum momentanen Aussehen des Leuchtstabs und wie befürchtet, ließ sich die Tür nicht öffnen. Doch endlich fand Imel in einer Truhe ein farbiges Prisma, welches an einer Seite eine runde Vertiefung in der Größe des Leuchtstabes aufwies. Also benutzte Imel den Leuchtstab mit der Glaspyramide und plötzlich wechselte dieser auf die Farbe der zweiten Tür. Wir konnten endlich weiter. Auch der nächste Raum hatte wieder zwei Türen. Nachdem Imel den Leuchtstab mit der Pyramide erneut auf die nächste Tür eingestellt hatte, kamen wir in einen Raum mit nur noch einer Tür. Dafür befand sich in der Mitte eine Truhe. Als wir uns jedoch auf die Truhe zubewegen wollten, sank plötzlich der Wasserspiegel im Raum, bis wir völlig im Trockenen standen. Dafür war um die Truhe herum ein Eislabyrinth entstanden, in welchem sich insgesamt neun Wasserelementare tummelten.

Da das Labyrinth sehr eng war, beschloß ich, alleine zur Truhe vorzudringen, während die anderen die Elementare außerhalb des Labyrinths beschäftigen und auf Zorka aufpassen sollten. Nachdem das erste Elementar, das ich ohne größere Probleme erledigen konnte, plötzlich wieder an anderer Stelle auftauchte, mußten wir unsere Taktik umstellen. Während ich versuchte, meine größere Schnelligkeit auszunutzen, die Elementare konnten sich nur sehr langsam bewegen, und mich so an ihnen im Labyrinth vorbei zu schummeln, hielten sich die Magier die Wasserelementare mit Hexenknoten vom Leib. Ich kam gut durch und stand bald dem letzten Elementar, welches die Truhe bewachte, gegenüber. Wie beim ersten, war auch dieses überraschend schnell besiegt. Als ich aber direkt vor der Truhe stand, war der Spuk plötzlich vorbei. Der Raum war wieder bis oben hin mit Wasser geflutet und von Elementaren und Labyrinth war keine Spur mehr. Als Imel dann versuchte, die Truhe zu öffnen, sprang sie von selbst auf. Zu aller Überraschung war sie aber leer. Mir drängte sich plötzlich die Redensart vom Schlag ins Wasser auf.

Der Rückweg war mit Leuchtstab und Pyramide kein Problem, und schließlich brachten wir dem König seine Zorka unversehrt zurück. Dann mußten wir erfahren, daß der Flußvater den Stab die ganze Zeit besessen hatte. Wenigstens rückte er ihn nun raus. Abschließend bot er mir noch an, bei den Neckern und Zorka zu bleiben. Doch ich bin und bleibe ein Krieger. Dieses pazifistische Leben wäre nichts für mich und ich konnte ja auch schlecht meine Freunde im Stich lassen. Also hieß es Abschied nehmen. Wir zogen unsere Bleistiefel aus und ließen uns nach oben treiben.
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#25
Rohezal nahm den erbeuteten Stab freudig entgegen und untersuchte ihn lange und gründlich. Etwas enttäuscht beendete er dann aber seine Studien. Er konnte die Runen auf dem Stab nicht richtig übersetzten, und selbst eine kleine Unkorrektheit konnte in diesem Fall fatale Folgen haben. Schließlich meinte er, es gäbe in Riva eine Kräuterfrau und Wahrsagerin, welche die Runen eventuell übersetzten könnte. Außerdem berichtete er uns, daß in unserer Abwesenheit der Bau der Königin im Keller des neuen Rathauses gefunden worden war. Dieser sei zwar magisch gesichert, aber die Magier seien zuversichtlich. Einige von Lothurs Männern, jene, die er aus dem Kampf gegen die Piraten heraushalten konnte, würden einen Tunnel dorthin graben. Natürlich blieb es an uns, den Borbaradstab zu Quenya zu bringen. Das jeder Gardist und Büttel der Stadt nach uns suchte, war den Magiern scheinbar entfallen.

Wir warteten also auf die Nacht. Die Magier nutzten die Zeit, durch Meditation ihre Kräfte zu stärken. Evingolis, Imel und ich nutzten die kleine Kampfpause für ein kleines, feines Würfelspielchen. Des nachts schlichen wir uns dann zuerst in die neue Kanalisation unter dem Marktplatz. In der neuen Kanalisation ging es dann vorsichtig zum Ausgang in das verlassene Haus in der Holberkersiedlung. Von dort nutzten wir jeden Schatten, um ungesehen zur Wahrsagerin zu gelangen.

Beim Anblick der Runen auf dem Stab bekam Quenya glänzende Augen und machte sich sofort daran, diese zu studieren. Sie vergaß sogar, einen Preis für die Übersetzung auszuhandeln. Kurze Zeit später nahm sie uns nicht einmal mehr war. Sie war ganz vertieft in die verschiedenen Schriftrollen, welche sie in immer größerer Zahl aus den Regalen zog. Nach langem Brüten über Bergen von Pergament richtete sie sich plötzlich auf und fragte sichtlich beunruhigt, wem dieser Stab eigentlich gehöre. Imel erschrak und rutschte fast von dem Sack, auf dem er eingedöst war. Dann meinte er schlicht: Borbarad. Nun war es an Quenya ordentlich zu erschrecken. Sie zuckte merklich zusammen, ließ sich auf ihren Sitzplatz fallen und vergaß für kurze Zeit zu atmen. Ich wertete das als ein ganz und gar nicht gutes Zeichen. Imel beeilte sich daraufhin, der bleichen Wahrsagerin die ganze Geschichte zu erzählen, natürlich nur in einer Zusammenfassung. Nach den Erklärungen kehrte wieder etwas Farbe in Quenyas Gesicht zurück. Mit noch etwas zittriger Hand schrieb sie uns die Übersetzung auf ein Pergament. Sie erklärte uns, daß sie uns sowohl eine sinnhafte, als auch eine wortwörtliche Übersetzung der Runen aufgeschrieben hatte, und gab uns noch einige Anweisungen für die Magier mit auf den Weg.

Durchs Holberkerhaus, über die neue Kanalisation und die alte Kanalisation erreichten wir schließlich mit Runenstab und Übersetzung das neue Gildenhauptquartier. Rohezal war hoch erfreut uns zu sehen und nahm den Runenstab wieder an sich. Dann stürzte er sich auf die Übersetzung. Außer ihm war allerdings niemand zu sehen. Lothur führte seine Leute in den Kampf gegen die Piraten. Der war nun in eine entscheidende Phase getreten und er hielt uns so auch den Rücken frei. Die restlichen Magier sammelten ihre Kräfte für die bevorstehenden Aufgaben. Wir taten es ihnen gleich, und versuchten uns etwas auszuruhen und vielleicht auch ein, zwei Stunden Schlaf zu finden.
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Wir wurden durch die plötzlich aufkommende Geschäftigkeit und Hektik, in den noch vor kurzem totenstillen Räumlichkeiten der Gilde geweckt. Schon war auch jemand bei uns, der von Lothur nach uns geschickt worden war. Also rappelten wir uns von unserer Ruhestätte auf und folgten dem Boten. Anscheinend waren plötzlich wieder alle hier. Man hatte nur noch auf uns gewartet. Und schon begannen die Magier uns zu berichten, was sie einen Plan nannten. Mir wurde richtig schlecht dabei. Die Magier waren sich sicher, daß sie mit dem Runenstab die Macht der Königin derart schmälern könnten, sodaß einige Leute unbemerkt in den Bau eindringen könnten. Als Imel sich laut darüber wunderte, wie groß der Bau wohl sei, erklärte Landor Gerrano, daß dieser etwa mannshoch, so in etwa wie ein großer Ameisenhaufen, sei. Weiters fügte er lapidarisch hinzu, daß diejenigen welche sich in den Bau wagten, geschrumpft würden. Imel konnte sich daraufhin ein ernstes "Wir also - wieder mal!" nicht verkneifen, und ich kann es ihm nicht verübeln. Uns wurde erklärt, daß die Magier damit beschäftigt wären, den Bannzauber aufrecht zu halten. Und die Gilde würde in Riva für Unruhe sorgen, um alle eventuellen Beobachter abzulenken. Oh ja, den Schrumpf-Dich-In-Den-Bau-Teil hatten sie uns angedacht. Doch das dicke Ende kam wie immer zum Schluß. Wir konnten nichts mitnehmen: keine Waffen, keine Rüstungen, keine Kleider, das war nun wirklich ein sehr schlechter Scherz. Alles was sie uns würden mitgeben können, war ein Amulett, mit dem wir den Tod der Königin berichten konnten. Und selbst hier hatten die lustigen fünf noch eine Pointe versteckt: würden wir das Amulett benutzten, noch bevor die Königin tot sei, würden uns die magischen, unzerstörbaren Wände des Baus zerquetschen. Zum Abschluß meinte Rohezal noch, daß wir gute Chancen hätten, da die Königin sehr geschwächt sein würde. Mir lag schon die Frage auf den Lippen, warum sie die Sache dann nicht selbst erledigen würden, doch fiel mir Radagast ins Wort. Er meinte, daß wir uns nun zurückziehen würden, um uns für unsere Aufgabe vorzubereiten. Wenn Blicke töten könnten ...
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"Research is like sex: sometimes something useful is produced, but that's not why we do it." -- Richard Phillips Feynman, Physiker und Nobelpreisträger, 1918-1988
#26
Alatar ließ uns einige Kräuter einnehmen und Breenanin benutzte magische Artefakte, um, wie sie sagte, unsere Widerstandskräfte zu stärken. Zuvor hatten wir die Zeit genutzt, um TSA und Rahja um deren Beistand zu bitten. Schließlich begaben wir uns mit den fünf Magiern durch den frisch gegrabenen Tunnel zum Bau der Königin. Stumm begaben sich die Magier um uns und den Bau herum in Position. Nach einem leisen "Hesinde mit euch" von Rohezal, fingen sie mit ihren Beschwörungen an. Langsam wurde die Welt um uns herum größer, bis wir schließlich in den Bau rutschten.

Ohne Kleider war schon diese erste Rutschpartie sehr unsanft und führte zu leichten Abschürfungen. Als wir die erste große Höhle betraten, konnten wir einen, nun riesigen, Borbaradwurm beobachten, der etwas in seinen Zangen trug. Als er den Raum verlassen hatte, schauten wir uns etwas um und nahmen von einem Steinhaufen einige der Steine mit. Dann folgten wir dem Wurm in den Gang und stellten ihn schließlich im nächsten Raum. Der Kampf dauerte zum Glück nicht sehr lange, was uns wieder etwas Mut machte. Die Magier hatten ihre Zauberstäbe behalten, da diese magisch an sie gebunden waren und Imel und ich waren im Faustkampf gut ausgebildet, da es in einem längeren Kampf schon mal vorkommen kann, daß eine Waffe zerbricht oder zerstört wird. Die Beute dieses ersten Kampfes war ein Borbaradei. Wir hatten zwar keine Ahnung, was wir damit anfangen sollten, dennoch steckten wir es vorsorglich ein.

Im nächsten Raum fanden wir einige Äste, die sich als Hiebwaffen verwenden ließen, und weitere, aus welchen sich mit einem dehnbaren Seil eine Schleuder bauen ließe. Weiters entdeckte Imel einige merkwürdige Pilze, die an einer Wand wuchsen. Alatar untersuchte sie eingehend und begann schließlich, sie alle einzusammeln. Er erklärte uns, daß diese Pilze eine starke heilende und sogar Astralenergie steigernde Wirkung haben würden. Die "Hiebwaffen" konnten wir dann auch gleich in einem Kampf gegen eine Spuckspinne ausprobieren. Diese wollte sich wohl gerade häuslich einrichten. Evingolis fand schnell heraus, daß die Fäden aus ihrem Netz das fehlende Teil zum Bau einer Schleuder war. Mit den zuvor gefundenen Steinen hatten wir nun auch eine Fernwaffe. Neu motiviert ging es weiter vorwärts. Der nächste Gegner war ein Smaragdmorfu. Zum Glück ließ Radagast ihm keine Zeit, seine giftigen Stacheln einzusetzen. Evingolis sammelte die Giftstacheln ein. Auf meinen fragenden Blick hin meinte er mit einem ganz und gar nicht künstlichem Lächeln: "Jetzt brauche ich nur noch ein Blasrohr". Dieser Optimismus steckte auch mich an und als wir wieder in dem Raum waren, in den wir am Anfang gerutscht waren, war die Laune der Gruppe schon um einiges besser.

Wir entdeckten noch einen dritten Gang aus diesem Raum und folgten vorsichtig einer grünlichen Spur in eine Höhle. Dort erwartete uns unsere erste, richtige Prüfung: ein Kampf gegen drei Schröter, zwei Höhlenspinnen und drei riesige Gottesanbeterinnen. Ich war schnell von den Schrötern eingekreist. Doch ich machte mir mehr Sorgen um meiner drei Magier Freunde, die frontal von den mächtigen Gottesanbeterinnen angriffen wurden. Ohne meine gewohnte Ausrüstung waren diese Schröter gefährliche Gegner und verlangten meine ganze Aufmerksamkeit. Als ich endlich den ersten tötete, hatte ich wieder kurz Zeit nach meinen Freunden zu sehen. Natürlich hatte ich bereits bemerkt, daß Imel mir zu Hilfe gekommen war, nur hatte ich bisher nicht gewußt, warum er nicht den Magiern bei ihrem Kampf gegen die übermächtigen Gottesanbeterinnen beistand. Das Bild, das sich mir bot, zeigte, daß der Kampf bereits zu unseren Gunsten entschieden war. Evingolis war dazu übergegangen, den Schröter mit seiner Schleuder zu beschießen, den Imel wohl für mich übriggelassen hatte. Breenanin und Alatar kümmerten sich um eine Höhlenspinne, der bereits drei Beine fehlten und Radagast demonstrierte eindrucksvoll, warum er es als Kampfmagier nur äußerst selten für nötig hält, die mächtigen Kampfzauber aus seinem Repertoire anzuwenden. Gekonnt wich er einem Angriff der zweiten, bereits ebenfalls arg mitgenommenen Höhlenspinne aus und durchbohrte schließlich mit einem kraftvollen Stabstoß den harten Panzer der Spinne. Die drei riesigen Steinstatuen hinter dem Magier erklärten den verbleib der Gottesanbeterinnen. Wenige Augenblicke später war der Kampf tatsächlich gewonnen und alle angreifenden Insekten besiegt. Als wir die Höhle durchsuchten, fanden wir in den Essensresten der eben getöteten Bewohner einige Käferpanzer, welche sich als Rüstung verwenden ließen und zusätzlich ein paar Stacheln, welche uns als Stichwaffen dienen konnten.

Auf unserer kleinen Rundreise, waren wir an einer Abzweigung vorbeigekommen, die wir noch nicht untersucht hatten. Da die Königin noch nicht gefunden war, beschlossen wir dort weiter zu suchen. Und schon wartete die nächste böse Überraschung auf uns: nicht weniger als sieben Würmer stellten sich uns in den Weg. Der Kampf entwickelte sich, wie schon die Kämpfe zuvor, besser, als anfangs gedacht. Dennoch mußte Imel ein paar unschöne Treffer einstecken. Dafür bekam er von Alatar nach dem Kampf einen dieser eigenartigen Heilpilze zu essen. Zuerst war Imel etwas unschlüssig, doch als er den Pilz hinuntergewürgt hatte, ging es ihm wieder sichtlich besser. Die Königin hatten wir immer noch nicht gefunden, aber ein Loch, durch das wir anscheinend in eine tiefere Ebene des Baus gelangen konnten.

Nach einer weiteren schmerzhaften Rutschpartie hörten wir eine merkwürdige Tonfolge gefolgt von einem fernen Schaben. Dann war es wieder still. Wir waren in einem Raum, aus dem drei Gänge führten. Schnell entschlossen wanden wir uns nach Osten, bis unser Weg an einer Grube endete, dessen Boden mit Gerippen übersät war. Wir wollten uns schon auf den Rückweg machen, als Breenanin meinte, daß es sich hierbei nur um eine Illusion handelte. Ich war etwas skeptisch und versuchte, trotz ihrer Versicherungen, die Grube zu überspringen. Zum Glück behielt die Magierin recht, denn mein Sprung wäre viel zu kurz gewesen. Wir setzten unseren Weg fort und konnten nach ungewöhnlich langer Zeit ohne nennenswerten Zwischenfällen einen Borbaradwurm beobachten, der einen, an der Spitze eines Tropfsteins hängenden, bernsteinfarbenen Klumpen verschlang. Der folgende Kampf gegen den Wurm war vorbei, bevor er richtig begonnen hatte. Alatar untersuchte die Substanz, die sich an der Spitze des Tropfsteins bereits zu einem neuen Dragee geformt hatte und meinte schließlich, daß die Wirkung dieser Heildragees jene der Heilpilze noch bei weitem übertraf. Fleißig sammelt er daraufhin Dragees vom Tropfstein ein, bis dieser erschöpft war. Im nächsten Raum erwartete uns auch schon die nächste erschreckende Überraschung: um einen grünen Wurm scharten sich fünfzehn kleinere graue Würmer. Als wir uns vorsichtig durch den Raum schlichen, konnten wir Bilder in unseren Gedanken erkennen: dies war offenbar eine Schule und den Würmern wurde die Anatomie des Menschen gelehrt. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch setzten wir unseren Weg fort. Nach zwei weiteren Illusionen, einem Schmalen Grad über einen schier endlosen Abgrund und einer Feuerwand, stellten sich uns wieder einmal zwei Borbaradwürmer entgegen. Bevor sie sich uns jedoch auch nur nähern konnten, hatten Alatar und Breenanin sie schon versteinert. Der Raum war reich an diversen Gegenständen, die wir für uns nutzen konnten. Für Imel und mich gab es Termitenpanzer, die einen weit besseren Schutz boten, als die Käferpanzer. Wir fanden Käferkrallen, die sich als Schwerter verwenden ließen. Aus einigen Pflanzenstielen ließen sich mit den zuvor gefundenen Stacheln sehr effektive Blasrohre basteln. Und schließlich gelang es Evingolis sogar, mit einer Käferkralle aus einem Blasrohr eine Flöte zu schnitzen.

Neu bewaffnet setzten wir unsere Suche nach der Königin fort, welche nun offenbar über unsere Anwesenheit informiert war. Schon im nächsten Raum verlor ich mich in immer wiederkehrenden Illusionen, welche die Wirklichkeit völlig verdrängten. Zum Glück hatte sich Breenanin irgendwie gegen die Illusionen wehren können und ist schließlich in der Lage gewesen, uns alle davon zu erlösen. Doch schon im nächsten Raum wartete die nächste Falle. Wir wurden anscheinend gleich am Eingang ganz woanders hin teleportiert, doch konnten wir hinter uns immer noch den ursprünglichen Weg erkennen. Vor uns war der Raum allerdings verschwunden und hatte einem riesigen Labyrinth platz gemacht. Es dauerte lange, bis wir endlich einen anderen Ausgang aus dem Labyrinth gefunden hatten. Wir waren mehr als nur einmal im Kreis gelaufen. Doch anstatt nun endlich der Königin gegenüber zu stehen, standen wir vor einer Wand. Es ging nicht mehr weiter. Selbst Imel konnte keine verborgenen Türen entdecken. Als wir plötzlich wieder diese eigenartige Tonfolge hörten, welche wir schon mehrmals vernommen hatten, griff Evingolis nach der selbst geschnitzten Flöte und spielte die Melodie nach. Und siehe da, die Wand vor uns öffnete sich. Vor uns erstreckte sich eine imposante Höhle. Nach wenigen Schritten kam wie aus dem nichts ein purpurn gefärbter Borbaradwurm auf uns zugeschossen. "Rondra steh' uns bei, das muß die Königin sein!" entfuhr es Imel. Als der Wurm mitten in der Bewegung plötzlich zu Stein erstarrt zu Boden fiel meinte Alatar nur, daß das gerade viel zu einfach gewesen wäre. Seiner Meinung nach wäre die Königin viel zu mächtig, um sich einfach versteinern zu lassen. Imel brauchte eine Weile, um sich davon zu erholen. Dann suchte er die Höhle nach versteckten oder auch nicht so versteckten Ausgängen ab, wurde aber wieder nicht fündig. So versuchte sich Evingolis abermals mit der Flöte und tatsächlich öffnete sich eine weitere Geheimtür. Alatar sah Imel mit einem "Ich-Habs-Dir-Ja-Gesagt"-Blick an und ging voran. Imel schickte sich an ihn schnell einzuholen, um seinen angestammten Platz an der Spitz wieder einzunehmen und übersah beinahe die nächste Rutsche. Und wieder gab es einige unangenehme Schürfwunden an ungeschützten Stellen. Dann standen wir uns plötzlich selbst im Kampf gegenüber. Die Kristallwände des Raumes in dem wir uns nun befanden, hatten unsere Spiegelbilder zum Leben erweckt, welche uns nun angriffen. Mein Spiegelbild war sofort bei mir und führte seinen ersten Angriff. Erleichtert nahm ich zur Kenntnis, daß diese Kopie dem Original nicht das Wasser reichen konnte. Ich hoffte inständig, daß selbiges auch für die übrigen Spiegelbilder galt. Der Kampf erforderte dennoch meine volle Konzentration. Daher war ich ziemlich überrascht, als mein Spiegelbild plötzlich, von einem Giftstachel getroffen, zusammensackte. Als ich in die Runde blickte, sah ich einen toten Zwerg am Boden liegen und vier steinerne Statuen. Die Magier waren offensichtlich nicht sehr amüsiert gewesen und hatten kurzen Prozess gemacht.

Nachdem wir uns wieder etwas gesammelt und mit Heildragees gestärkt hatten, standen wir nach einer kleinen Kletterei unvermittelt der Königin gegenüber. Ein riesiges spinnenartiges Ungeheuer, das Imel sofort mit einem magischen Angriff verletzte. Es bestand kein Zweifel, daß mußte die Königin sein. Die plötzlich Hitze in der riesigen Halle bestätigte mir, daß sich auch meine Weggefährten sicher waren, der Königin gegenüber zu stehen. Von Alatar und Breenanin zuckten zwei mächtige Feuerlanzen auf die Königin zu. Sichtlich überrascht ob der unvermuteten Wucht dieses Angriffs wand sie sich vor Schmerzen. Das verschaffte Radagast die nötige Zeit sich zu konzentrieren. Als die Königin zu einem erneuten Schlag gegen uns ausholen wollten, wurde es hell und heiß. Anscheinend hatte sich Radagast beim Kampf gegen den Wasserdrachen noch zurückgehalten, denn die Gewalten, die er nun heraufbeschworen hatte, stellten alles in den Schatten, das ich je erlebte. Als ich wieder etwas sehen konnte, war der Boden verkohlt und sämtliche Gliedmaßen der Königin waren verschwunden. Das elementare Feuer hatte sich mit der schier unendlichen Kraft eines erzürnten, zu allem entschlossenen, durch unzählige gefährliche Abenteuer gewachsenen Kampfmagiers durch den mächtigen, stark gepanzerten Körper der Königin gebrannt und nur noch eine nicht wiederzuerkennende leblose Hülle hinterlassen.

Wortlos sahen wir uns an. Keiner war ernsthaft verletzt. Die Königin war vernichtet. Alatar meinte, er könne deutlich spüren, daß ihre magische Präsenz verschunden war. Es war Zeit, das Amulett zu benutzen. Unsere wachsenden Leiber zerstören den Bau. Schließlich stehen wir, wieder in unserer normalen Körpergrößen, in den Überresten des Baus. Kaum hatten wir uns davon überzeugt, daß auch wirklich alles wieder auch Normalgröße gewachsen war, erschien auch schon ein dreidimensionales Bild Rohals. Er erklärte, daß mit der Königin auch alle anderen Würmer gestorben waren und deren Opfer nun zwar wieder Herr ihrer selbst waren, aber sich an nichts mehr erinnern könnten. Er bedankte sich im Namen ganz Aventuriens bei uns und riet uns, Riva auf schnellstem Wege zu verlassen. Auch der Richter würde sich an nichts mehr erinnern können, aber die Haftbefehle gegen uns würden seine Unterschrift tragen und somit würde er an ihre Richtigkeit glauben. Später, wenn Gras über die Sache gewachsen sein wird, würden wir vielleicht zurückkommen können. Haftbefehle können verloren gehen und bald würde sich kein Offizieller mehr an uns erinnern. Doch im Moment war Riva nicht sicher für uns. Rohal versicherte uns nochmals seines Dankes, dann verschwand sein Bildnis wieder.

Wir packten also unsere Sachen aus dem Gildenhauptquartier und dem versteckten Lager auf Boron's Acker. Was wir nicht mitnehmen konnten oder wollten, ließen wir in den Kisten zurück. Den Zugang zu dem noch immer keinem bekannten, ehemaligen Versteck des Druiden, der hier, zu Anfang unseres Abenteuers in Riva, noch sein Unwesen trieb, verschlossen wir wieder sorgfältig. Imel sorgte auch dafür, daß sich die drei Gräber nicht mehr unterschieden. Nachdem er fertig war, war nicht mehr zu erkennen, daß das Grab noch vor kurzem geöffnet gewesen war. Vielleicht würden wir wirklich eines Tages nach Riva zurückkehren, dann würde uns dieses Lager sicher wieder gute Dienste leisten.

Wir spendeten noch einmal an Boron's Statue und kehrten dann dem Friedhof den Rücken. Vorsichtig drangen wir über den Firuntempel in die alte Kanalisation ein und besuchten ein letztes Mal das neue Hauptquartier der Gilde, um uns von allen zu verabschieden. Lothur versprach uns, sich darum zu kümmern, daß Riva in spätestens zwei Jahren wieder sicher für uns wäre. Zwei Jahre sind eine lange Zeit. Es kann viel geschehen in zwei Jahren. Die Orkstämme werden sich ohne Führung der Königin wieder zerstreiten, oder die Lust am kämpfen schnell verlieren. Das Bündnis aus Zwergen und Elfen sollte mit dem verbleibenden Rest kein Problem haben. Wir schlichen uns durch die Kanalisation, vorbei am ehemaligen Versteck der Feylamia, zum Ausgang jenseits der Stadtmauern. Die erste Nacht und den darauffolgenden Tag marschierten wir durch. Jetzt haben wir das Lager weit weg vom befestigten Weg aufgeschlagen und darauf verzichtet ein Lagerfeuer zu machen. Man wird uns kaum suchen, aber wir wollten das Schicksal auch nicht herausfordern. Meine Wache ist nun bald vorbei. Endlich komme ich auch zum Schlafen. Es wird nun Zeit, Evingolis zu wecken.
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"Research is like sex: sometimes something useful is produced, but that's not why we do it." -- Richard Phillips Feynman, Physiker und Nobelpreisträger, 1918-1988




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