Wie dem auch sei, wir sind jetzt in Orvil, im Zentrum des Geheimnisses, der diese Hügel umgibt. Aber auch an einem Ort, an dem die Gruppe endlich die schwere Beute, die sie in zwei Dungeons gemacht hat, versilbern kann.
Orvil – oder genauer: Neu-Orvil, wie die Bewohner sagen – liegt diesseits des Rovikfjords, dort, wo die Straße aus den Hügeln tritt und sich endlich wieder so nennen darf. Ein Ort des Handels, des Übergangs, und ein Ort mit einem eigenen Atem.
Im Osten breiten sich die Wohnhäuser aus: Fachwerk und Feldstein, durchwachsen von Gärten, Wäscheleinen und dem Duft von Brot. Blumen ranken sich an niedrigen Mauern empor, und hinter jedem zweiten Fenster sitzt eine Großmutter, die mehr weiß, als sie erzählt. Dazwischen: Gassen, in denen Kinder spielen, Werkstätten, in denen gehämmert, gesägt und verhandelt wird.
Das Zentrum bildet der Marktplatz von Neu-Orvil: drei Handelsgeschäfte, ein Wirtshaus für die Durchreisenden, eine Herberge mit Blick auf die Brücke, und der Travia-Tempel, an dessen Türen in jeder Jahreszeit frische Kräuter hängen. Der Platz lebt – besonders am 26. Travia, dem Markttag, als die Gruppe ankam.
Westlich davon, nahe der Fjordkante, liegt der Warenumschlagplatz. Dort heben Seilwinden Lasten aus dem kleinen, aber belebten Hafen unterhalb, wo thorwalsche Schiffe anlegen. Die „Klippenstiege“ führt hinunter zu den Kais – nur fünfzehn Schritte Höhenunterschied, aber genug, um die salzige Brise spürbar zu machen.
Jenseits der Brücke – auf der anderen Fjordseite – liegt Alt-Orvil: Ein Kreis alter thorwalscher Bauwerke, wie von einer vergessenen Ottaskin. Die Häuser stehen eng, mit den Rücken zur Außenwelt, um einen zentralen Platz, auf dem heute kaum jemand länger verweilt. Die Taverne dort ist niedriger, dumpfer, und die Menschen sprechen dort leiser. „Die Alten“, sagen sie hier mit einem gewissen Tonfall.
Und wenn der Wind nachts aus Südwest weht, trägt er manchmal das Knarren der Brücke herüber – als wollten sich die beiden Hälften Orvils aneinander erinnern.
Und mit Altheas Worten...
26. Travia, abends, Orvil
Ich schreibe dies auf, während der Abend leise durch das Fenster dringt. Die Stimmen des Marktplatzes sind leiser geworden, das Licht der Laternen tanzt auf den Wänden, und irgendwo spielt jemand eine Flöte – falsch, aber mit Herz. Ich habe meine Stiefel abgestreift, die Füße auf das Holzfensterbrett gelegt, die Fingerspitzen noch staubig vom Pergament, das ich heute Nachmittag einem Händler abgekauft habe.
Orvil. Es ist ein Ort wie aus einem verwitterten Märchen: zwischen den Farben des Herbstes und den Gerüchten eines dunklen Waldes liegt eine Stadt, die mehr ist als eine Stadt. Vielleicht ein Übergang. Vielleicht ein Versprechen.
Als wir den Platz betraten, lag Stille über allem – eine jener unbestimmten Stimmungen, bei denen sich selbst Furka für einen Moment umsah, als hätte er vergessen, wo wir sind. Doch nur ein paar Schritte später war alles wieder da: Menschen, Händler, Kinder, die liefen, Tavernen, die riefen. Leben. Wärme.
Ich kann nicht sagen, was es war. Ein Schleier vielleicht. Ein Echo von dem, was draußen zwischen den Hügeln liegt. Aber Orvil selbst... ist anders.
Die Häuser aus Feldstein tragen Ranken, als seien sie von Träumen umwachsen. Die Luft riecht nach Pfeifenkraut und gebratenem Fisch. Die Händler auf dem Marktplatz haben uns nicht aus den Augen gelassen – vielleicht wegen der Rüstungen, die wir trugen, vielleicht wegen etwas anderem. Es ist schwer zu sagen, wo Neugier aufhört und Ahnung beginnt.
Keldi ist gerade mit Hurdin noch unten, sie begutachten Armbrustbolzen. Tondar spricht mit dem Wirt über Proviant für den Rückweg. Furka hat sich einen Würfelbecher geschnappt und ist schon wieder von Kindern umringt. Und Archon? Der ist seit einer Stunde verschwunden. Ich wette, er redet mit jemandem, den niemand sonst gesehen hat.
Ich glaube, ich bin müde. Müde auf eine Weise, die nicht vom Gehen kommt. Ich möchte glauben, dass dieser Ort für uns ein paar ruhige Tage bereithält. Aber etwas dort draußen ist nicht ruhig. Und ich spüre, dass wir es noch sehen werden.
Aber nicht heute.
Heute ist Orvil. Und heute Nacht... träume ich.
– Althea
Und als Seite aus ihrem Reisetagebuch...
Orvil – oder genauer: Neu-Orvil, wie die Bewohner sagen – liegt diesseits des Rovikfjords, dort, wo die Straße aus den Hügeln tritt und sich endlich wieder so nennen darf. Ein Ort des Handels, des Übergangs, und ein Ort mit einem eigenen Atem.
Im Osten breiten sich die Wohnhäuser aus: Fachwerk und Feldstein, durchwachsen von Gärten, Wäscheleinen und dem Duft von Brot. Blumen ranken sich an niedrigen Mauern empor, und hinter jedem zweiten Fenster sitzt eine Großmutter, die mehr weiß, als sie erzählt. Dazwischen: Gassen, in denen Kinder spielen, Werkstätten, in denen gehämmert, gesägt und verhandelt wird.
Das Zentrum bildet der Marktplatz von Neu-Orvil: drei Handelsgeschäfte, ein Wirtshaus für die Durchreisenden, eine Herberge mit Blick auf die Brücke, und der Travia-Tempel, an dessen Türen in jeder Jahreszeit frische Kräuter hängen. Der Platz lebt – besonders am 26. Travia, dem Markttag, als die Gruppe ankam.
Westlich davon, nahe der Fjordkante, liegt der Warenumschlagplatz. Dort heben Seilwinden Lasten aus dem kleinen, aber belebten Hafen unterhalb, wo thorwalsche Schiffe anlegen. Die „Klippenstiege“ führt hinunter zu den Kais – nur fünfzehn Schritte Höhenunterschied, aber genug, um die salzige Brise spürbar zu machen.
Jenseits der Brücke – auf der anderen Fjordseite – liegt Alt-Orvil: Ein Kreis alter thorwalscher Bauwerke, wie von einer vergessenen Ottaskin. Die Häuser stehen eng, mit den Rücken zur Außenwelt, um einen zentralen Platz, auf dem heute kaum jemand länger verweilt. Die Taverne dort ist niedriger, dumpfer, und die Menschen sprechen dort leiser. „Die Alten“, sagen sie hier mit einem gewissen Tonfall.
Und wenn der Wind nachts aus Südwest weht, trägt er manchmal das Knarren der Brücke herüber – als wollten sich die beiden Hälften Orvils aneinander erinnern.
Und mit Altheas Worten...
26. Travia, abends, Orvil
Ich schreibe dies auf, während der Abend leise durch das Fenster dringt. Die Stimmen des Marktplatzes sind leiser geworden, das Licht der Laternen tanzt auf den Wänden, und irgendwo spielt jemand eine Flöte – falsch, aber mit Herz. Ich habe meine Stiefel abgestreift, die Füße auf das Holzfensterbrett gelegt, die Fingerspitzen noch staubig vom Pergament, das ich heute Nachmittag einem Händler abgekauft habe.
Orvil. Es ist ein Ort wie aus einem verwitterten Märchen: zwischen den Farben des Herbstes und den Gerüchten eines dunklen Waldes liegt eine Stadt, die mehr ist als eine Stadt. Vielleicht ein Übergang. Vielleicht ein Versprechen.
Als wir den Platz betraten, lag Stille über allem – eine jener unbestimmten Stimmungen, bei denen sich selbst Furka für einen Moment umsah, als hätte er vergessen, wo wir sind. Doch nur ein paar Schritte später war alles wieder da: Menschen, Händler, Kinder, die liefen, Tavernen, die riefen. Leben. Wärme.
Ich kann nicht sagen, was es war. Ein Schleier vielleicht. Ein Echo von dem, was draußen zwischen den Hügeln liegt. Aber Orvil selbst... ist anders.
Die Häuser aus Feldstein tragen Ranken, als seien sie von Träumen umwachsen. Die Luft riecht nach Pfeifenkraut und gebratenem Fisch. Die Händler auf dem Marktplatz haben uns nicht aus den Augen gelassen – vielleicht wegen der Rüstungen, die wir trugen, vielleicht wegen etwas anderem. Es ist schwer zu sagen, wo Neugier aufhört und Ahnung beginnt.
Keldi ist gerade mit Hurdin noch unten, sie begutachten Armbrustbolzen. Tondar spricht mit dem Wirt über Proviant für den Rückweg. Furka hat sich einen Würfelbecher geschnappt und ist schon wieder von Kindern umringt. Und Archon? Der ist seit einer Stunde verschwunden. Ich wette, er redet mit jemandem, den niemand sonst gesehen hat.
Ich glaube, ich bin müde. Müde auf eine Weise, die nicht vom Gehen kommt. Ich möchte glauben, dass dieser Ort für uns ein paar ruhige Tage bereithält. Aber etwas dort draußen ist nicht ruhig. Und ich spüre, dass wir es noch sehen werden.
Aber nicht heute.
Heute ist Orvil. Und heute Nacht... träume ich.
– Althea
Und als Seite aus ihrem Reisetagebuch...

