Unterwegs mit Zwergen #47
(Versatzstücke)
Der Abend senkte sich wie ein Schleier über die weite Ebene, als die Gruppe den letzten sanften Hügel hinabstieg.
Vor ihnen lag der Einsiedlersee – ein stilles, fast kreisrundes Wasser, das den letzten Glanz des Tages in fahlem Gold spiegelte.
Frösche quakten irgendwo am Schilfgürtel, Grillen strichen einen feinen Ton durch die Luft, und von fernher roch es nach feuchtem Holz und Rauch.
Das Licht wurde weich, der Himmel ein zarter Übergang aus Blau und Violett.
An der Stelle, wo der Pfad den See erreichte, stand eine einfache Hütte.
Aus groben Balken gebaut, aber mit fester Hand – das Dach mit Schindeln gedeckt, der Schornstein aus Stein gesetzt.
Ein dünner Rauchfaden stieg empor, der im Abendlicht fast silbern wirkte.
Neben der Hütte teilte sich der Boden zu weiteren Spuren:
ein Pfad, der ostwärts verschwand, vielleicht zurück ins Tal der Vrala;
ein anderer, schmaler, der weiter am Ufer entlangführte, als würde er den See umkreisen wollen.
Die Gruppe blieb stehen.
Nach drei Tagen Wind und endlosen Gräsern lag die Welt hier plötzlich still.
Kein Ork, kein Greif, kein Rätsel mehr.
Nur Wasser, das atmete, und das leise Versprechen einer Nacht, die endlich Ruhe versprach.
Furka zog den Kopf ein wenig ein.
„Da brennt jemand Feuer,“ murmelte er.
Keldi nickte langsam, ohne die Hand vom Hammer zu nehmen.
Althea aber sah auf den Rauch und dachte:
*Wer immer hier wohnt, hat beschlossen, sehr weit draußen zu leben.*
Dann traten sie näher an das Ufer.
Die Wellen flüsterten gegen die Steine, und der Tag war zu Ende.
Abend am Einsiedlersee.
Die Gruppe hatte sich von der Behausung des alten Mannes entfernt, um einen stilleren Platz für die Nacht zu finden.
Die Landzunge war kaum mehr als ein schmaler Ausläufer, der sich in den See schob – der Boden sandig, weich, wie ausgewaschen, mit wenigen niedrigen Büschen, die sich im Wind bogen.
Hier, näher am Wasser, war das hohe Gras der Orkschädelsteppe verschwunden. Stattdessen nur kurze, helle Halme, die kaum bis zu den Knöcheln reichten und im Abendlicht wie ein weicher Teppich wirkten.
Das Wasser des Sees lag still, nur manchmal zog eine kleine Welle heran, wenn ein Fisch an der Oberfläche schnappte. Aus den Schilfen drangen die Stimmen der Frösche, ein gleichmäßiges Quaken, durchzogen vom Zirpen der Grillen – eine monotone, aber friedliche Musik.
Die Zwerge saßen am Rand der Böschung, ihre Beine im Sand, während Althea ihren Umhang enger zog und ein paar Schritte allein zum Wassersaum machte. Der Himmel brannte noch von den letzten Resten der Sonne, aber schon schoben sich die ersten Sterne über den Rand der Steppe.
Archon hatte ein kleines Feuer vorbereitet, das in dieser offenen Weite nur wenig Licht gab, aber die Kälte fernhielt.
Hurdin warf einen Blick zurück, zur winzigen Rauchfahne der Hütte am anderen Ende der Bucht.
„Ein guter Ort“, murmelte er.
Keldi nickte, ohne den Blick vom See zu nehmen.
Furka schob ein paar Kieselsteine in den Sand, um eine Linie zu ziehen.
Althea stand noch immer da, ein dunkler Schatten gegen das spiegelnde Wasser.
Hier draußen, am Rand dieses großen, stillen Sees, schien die Stadt Phexcaer weit weg zu sein.
Und die Welt atmete anders. Langsamer.
Man hatte das Gefühl, dass die Nacht ihnen nicht feindlich begegnete. Nur zusah.
Und wartete.
Die Nacht über dem Einsiedlersee war von einer Ruhe, wie sie Althea lange nicht mehr gespürt hatte.
Kein Flackern von Stadtlichtern, kein Knarren von Holz, kein Rufen von Wachen.
Nur das Zirpen der Grillen, das leise Plätschern der Wellen gegen die schmale Sandböschung – und über ihr ein Sternenzelt, so weit, dass es sie fast verschluckte.
Sie lag auf dem Rücken, den Kopf auf den Wasserschlauch gebettet, den Umhang locker über die Schultern gezogen.
Das Feuer war heruntergebrannt, die Zwerge schliefen, in kleinen Hügeln verteilt, nur hin und wieder ein Schnaufen oder ein Rascheln, wenn sich einer drehte.
Altheas Blick hing am Himmel, doch ihre Gedanken waren weit darunter.
Kunchom. Die weißen Türme, die endlosen Märkte, der Geruch von Salz und Gewürzen.
Beilunk, kleiner, aber für sie immer der erste Aufbruch gewesen.
Wie weit das alles fort war.
Wie sehr sich der Weg seitdem verändert hatte.
„Wie bin ich hier gelandet?“ dachte sie und spürte im gleichen Moment, dass die Antwort nicht in den Sternen lag, sondern in jedem Schritt, den sie gegangen war.
Und dass dieser Weg – hier, an diesem stillen See, zwischen Gräsern und Dunkelheit – richtiger war als jeder Plan, den sie je entworfen hatte.
Eine Sternschnuppe zog lautlos über den Himmel, löschte sich über der Steppe.
Althea lächelte nur, drehte den Kopf leicht zur Seite, so dass ihr Blick über die Silhouetten der Zwerge glitt, die da in der Dunkelheit ruhten.
Und dann wieder hinauf, in diese endlose Weite, in der man sich verlieren konnte – oder finden.
Chronik: Die Umrundung des Einsiedlersees
(4.–11. Peraine 15 Hal)
Ankunft
Am Abend des 3. Tages erreichte die Gruppe den Einsiedlersee – erschöpft vom Marsch durch die weiten Gräser der Orkschädelsteppe, die sich bis zum Horizont wie ein grün-goldenes Meer wogen. Der See lag still da, in einen sanften Zwielichtschleier gehüllt, und nur das Quaken der Frösche und das Zirpen der Grillen brachen die Ruhe.
Eine schmale Rauchfahne stieg aus dem Kamin der Behausung des Einsiedlers am südwestlichen Ufer. Von dort führte der festgetretene Pfad weiter nach Osten, während nach Norden nichts mehr als die offene Steppe lag.
Nach einem einfachen Abendessen beim Einsiedler – Fisch, Wurzelgemüse und kräftiger Kräutertee – suchten sich die Gefährten einen Lagerplatz auf einer kleinen Landzunge, wo der Boden sandig wurde und Büsche den Wind brachen. Dort verbrachten sie eine ruhige, klare Nacht am Wasser.
Der See
Der Einsiedlersee war größer, als man zunächst glauben mochte. Eine Umrundung bedeutete Tage, nicht Stunden. Die Ufer waren unterschiedlich:
Im Westen offene, feste Steppe.
Im Norden ein gefährliches Sumpfgebiet, wo jeder Schritt ungewiss war.
Im Osten Quellbäche und Fischreichtum.
Im Süden niedrige Schilfflächen und grasige Böschungen.
Wege gab es keine. Man musste den Spuren der Tiere folgen, manchmal am Wasser entlang, manchmal zurück ins Grasland ausweichen.
Tag 1–2: Der Aufbruch und die Südufer
Die ersten beiden Tage führten die Gefährten entlang der West- und Südufer. Die Reise war anstrengend, aber frei von größeren Zwischenfällen.
Die Sonne stand hoch, der Wind fuhr durch die Steppe, und nur hin und wieder huschten Schatten – Vögel, ein Fuchs, weiter draußen vielleicht ein Rudel Wölfe.
Tag 3–5: Das Nordufer und der Sumpf
Am dritten Tag wurde das Gelände schwieriger. Je näher sie dem Nordufer kamen, desto feuchter wurde der Boden.
Am vierten Tag gerieten sie in die Tiefen des Sumpfes:
Tondar, stets der Vorausschauendste, musste mehrmals Umwege suchen, um nicht bis zur Hüfte im Morast zu versinken.
Furka hatte weniger Glück und verschwand mehrfach fast ganz im trügerischen Boden, wobei er ein paar Ausrüstungsstücke verlor.
Der Humor der Gefährten war ihm sicher:
„Vielleicht sollten wir dich mit einem Seil am Gürtel führen, Bruder.“
„Oder dich gleich ganz in Oberorken zurücklassen – da ist der Boden fest.“
Die Nächte hier waren feucht und kalt, das Feuer schwer am Brennen zu halten. Die Steppe zeigte sich von ihrer erbarmungslosen Seite.
Tag 6: Der Monolith
Gegen Mittag des sechsten Tages tauchte er aus dem Dunst auf:
Ein schwarzer Monolith, wie ein gewaltiger Zahn, der aus der Erde ragt.
Die Gefährten beschlossen, ihn zu erklimmen.
Hurdin und Keldi erklommen den Felsen mit erstaunlicher Kraft und Geschick.
Tondar brauchte zwei Anläufe, während Furka sich wieder Spott anhören musste:
„Zuviel Bier im Winter, Bruder?“
„Oder hat die Steppe dich zu weich gemacht?“
Althea stieg leichtfüßig empor, als gehörte der Fels ihr.
Archon musste am Ende mit vereinten Kräften hochgezogen werden.
Oben fanden sie, eingelassen in den Stein, ein Schwarzes Auge.
Wer hindurchblickte, spürte, wie die eigene Wahrnehmung sich weitete. Ein neues Verständnis der Welt schien sich zu öffnen – und mit ihm ein bleibendes Geschenk: Jeder gewann einen Punkt Intuition.
Die Botschaft des Auges
Während der Blick durch das Auge brannte, wurden Bilder sichtbar:
Die Pfade, die noch vor ihnen lagen.
Die Spuren Hyggeliks, die weiter nach Norden führten.
Und der Schatten einer wachsenden Gefahr aus dem Orkland.
Begegnung am Monolithen
Als sie den Monolithen hinter sich ließen, tauchte das Einhorn wieder auf.
Es hatte Althea bereits auf dem Weg zum See gefunden.
Diesmal kam es nahe heran, stellte den Huf auf den Boden und ließ ein weiteres Stück der Karte zu Hyggeliks Grab zurück, bevor es wieder verschwand.
Zwischen den beiden war es kein Gespräch, sondern etwas anderes – eine stille Gewissheit, die wie Tau auf der Haut lag.
Tage 7–8: Das Ostufer
Die restliche Umrundung führte sie am Ostufer entlang. Hier war das Land sanfter, die Steppe wich feuchten Wiesen und klaren Bächen.
Ein zweiter kleiner See, gespeist von Quellen, bot reichlich Fische – doch keine Gefahr.
Begegnungen und Kämpfe
Während der gesamten Woche begegneten sie kleinen Gruppen von Goblins, die meist schnell zerstreut wurden.
Kein einziger dieser Kämpfe hatte den Charakter einer Bedrohung – sie waren nur lästig wie die Mücken in der Steppe.
Rückkehr
Nach einer Woche schlossen sie die Runde um den See.
Müde, erschöpft, aber um ein wichtiges Wissen reicher, kehrten sie zur Behausung des Einsiedlers zurück.
Hier sammelten sie sich neu, bevor der Weg sie wieder gen Süden führen würde – zurück nach Oberorken.
(Versatzstücke)
Der Abend senkte sich wie ein Schleier über die weite Ebene, als die Gruppe den letzten sanften Hügel hinabstieg.
Vor ihnen lag der Einsiedlersee – ein stilles, fast kreisrundes Wasser, das den letzten Glanz des Tages in fahlem Gold spiegelte.
Frösche quakten irgendwo am Schilfgürtel, Grillen strichen einen feinen Ton durch die Luft, und von fernher roch es nach feuchtem Holz und Rauch.
Das Licht wurde weich, der Himmel ein zarter Übergang aus Blau und Violett.
An der Stelle, wo der Pfad den See erreichte, stand eine einfache Hütte.
Aus groben Balken gebaut, aber mit fester Hand – das Dach mit Schindeln gedeckt, der Schornstein aus Stein gesetzt.
Ein dünner Rauchfaden stieg empor, der im Abendlicht fast silbern wirkte.
Neben der Hütte teilte sich der Boden zu weiteren Spuren:
ein Pfad, der ostwärts verschwand, vielleicht zurück ins Tal der Vrala;
ein anderer, schmaler, der weiter am Ufer entlangführte, als würde er den See umkreisen wollen.
Die Gruppe blieb stehen.
Nach drei Tagen Wind und endlosen Gräsern lag die Welt hier plötzlich still.
Kein Ork, kein Greif, kein Rätsel mehr.
Nur Wasser, das atmete, und das leise Versprechen einer Nacht, die endlich Ruhe versprach.
Furka zog den Kopf ein wenig ein.
„Da brennt jemand Feuer,“ murmelte er.
Keldi nickte langsam, ohne die Hand vom Hammer zu nehmen.
Althea aber sah auf den Rauch und dachte:
*Wer immer hier wohnt, hat beschlossen, sehr weit draußen zu leben.*
Dann traten sie näher an das Ufer.
Die Wellen flüsterten gegen die Steine, und der Tag war zu Ende.
Abend am Einsiedlersee.
Die Gruppe hatte sich von der Behausung des alten Mannes entfernt, um einen stilleren Platz für die Nacht zu finden.
Die Landzunge war kaum mehr als ein schmaler Ausläufer, der sich in den See schob – der Boden sandig, weich, wie ausgewaschen, mit wenigen niedrigen Büschen, die sich im Wind bogen.
Hier, näher am Wasser, war das hohe Gras der Orkschädelsteppe verschwunden. Stattdessen nur kurze, helle Halme, die kaum bis zu den Knöcheln reichten und im Abendlicht wie ein weicher Teppich wirkten.
Das Wasser des Sees lag still, nur manchmal zog eine kleine Welle heran, wenn ein Fisch an der Oberfläche schnappte. Aus den Schilfen drangen die Stimmen der Frösche, ein gleichmäßiges Quaken, durchzogen vom Zirpen der Grillen – eine monotone, aber friedliche Musik.
Die Zwerge saßen am Rand der Böschung, ihre Beine im Sand, während Althea ihren Umhang enger zog und ein paar Schritte allein zum Wassersaum machte. Der Himmel brannte noch von den letzten Resten der Sonne, aber schon schoben sich die ersten Sterne über den Rand der Steppe.
Archon hatte ein kleines Feuer vorbereitet, das in dieser offenen Weite nur wenig Licht gab, aber die Kälte fernhielt.
Hurdin warf einen Blick zurück, zur winzigen Rauchfahne der Hütte am anderen Ende der Bucht.
„Ein guter Ort“, murmelte er.
Keldi nickte, ohne den Blick vom See zu nehmen.
Furka schob ein paar Kieselsteine in den Sand, um eine Linie zu ziehen.
Althea stand noch immer da, ein dunkler Schatten gegen das spiegelnde Wasser.
Hier draußen, am Rand dieses großen, stillen Sees, schien die Stadt Phexcaer weit weg zu sein.
Und die Welt atmete anders. Langsamer.
Man hatte das Gefühl, dass die Nacht ihnen nicht feindlich begegnete. Nur zusah.
Und wartete.
Die Nacht über dem Einsiedlersee war von einer Ruhe, wie sie Althea lange nicht mehr gespürt hatte.
Kein Flackern von Stadtlichtern, kein Knarren von Holz, kein Rufen von Wachen.
Nur das Zirpen der Grillen, das leise Plätschern der Wellen gegen die schmale Sandböschung – und über ihr ein Sternenzelt, so weit, dass es sie fast verschluckte.
Sie lag auf dem Rücken, den Kopf auf den Wasserschlauch gebettet, den Umhang locker über die Schultern gezogen.
Das Feuer war heruntergebrannt, die Zwerge schliefen, in kleinen Hügeln verteilt, nur hin und wieder ein Schnaufen oder ein Rascheln, wenn sich einer drehte.
Altheas Blick hing am Himmel, doch ihre Gedanken waren weit darunter.
Kunchom. Die weißen Türme, die endlosen Märkte, der Geruch von Salz und Gewürzen.
Beilunk, kleiner, aber für sie immer der erste Aufbruch gewesen.
Wie weit das alles fort war.
Wie sehr sich der Weg seitdem verändert hatte.
„Wie bin ich hier gelandet?“ dachte sie und spürte im gleichen Moment, dass die Antwort nicht in den Sternen lag, sondern in jedem Schritt, den sie gegangen war.
Und dass dieser Weg – hier, an diesem stillen See, zwischen Gräsern und Dunkelheit – richtiger war als jeder Plan, den sie je entworfen hatte.
Eine Sternschnuppe zog lautlos über den Himmel, löschte sich über der Steppe.
Althea lächelte nur, drehte den Kopf leicht zur Seite, so dass ihr Blick über die Silhouetten der Zwerge glitt, die da in der Dunkelheit ruhten.
Und dann wieder hinauf, in diese endlose Weite, in der man sich verlieren konnte – oder finden.
Chronik: Die Umrundung des Einsiedlersees
(4.–11. Peraine 15 Hal)
Ankunft
Am Abend des 3. Tages erreichte die Gruppe den Einsiedlersee – erschöpft vom Marsch durch die weiten Gräser der Orkschädelsteppe, die sich bis zum Horizont wie ein grün-goldenes Meer wogen. Der See lag still da, in einen sanften Zwielichtschleier gehüllt, und nur das Quaken der Frösche und das Zirpen der Grillen brachen die Ruhe.
Eine schmale Rauchfahne stieg aus dem Kamin der Behausung des Einsiedlers am südwestlichen Ufer. Von dort führte der festgetretene Pfad weiter nach Osten, während nach Norden nichts mehr als die offene Steppe lag.
Nach einem einfachen Abendessen beim Einsiedler – Fisch, Wurzelgemüse und kräftiger Kräutertee – suchten sich die Gefährten einen Lagerplatz auf einer kleinen Landzunge, wo der Boden sandig wurde und Büsche den Wind brachen. Dort verbrachten sie eine ruhige, klare Nacht am Wasser.
Der See
Der Einsiedlersee war größer, als man zunächst glauben mochte. Eine Umrundung bedeutete Tage, nicht Stunden. Die Ufer waren unterschiedlich:
Im Westen offene, feste Steppe.
Im Norden ein gefährliches Sumpfgebiet, wo jeder Schritt ungewiss war.
Im Osten Quellbäche und Fischreichtum.
Im Süden niedrige Schilfflächen und grasige Böschungen.
Wege gab es keine. Man musste den Spuren der Tiere folgen, manchmal am Wasser entlang, manchmal zurück ins Grasland ausweichen.
Tag 1–2: Der Aufbruch und die Südufer
Die ersten beiden Tage führten die Gefährten entlang der West- und Südufer. Die Reise war anstrengend, aber frei von größeren Zwischenfällen.
Die Sonne stand hoch, der Wind fuhr durch die Steppe, und nur hin und wieder huschten Schatten – Vögel, ein Fuchs, weiter draußen vielleicht ein Rudel Wölfe.
Tag 3–5: Das Nordufer und der Sumpf
Am dritten Tag wurde das Gelände schwieriger. Je näher sie dem Nordufer kamen, desto feuchter wurde der Boden.
Am vierten Tag gerieten sie in die Tiefen des Sumpfes:
Tondar, stets der Vorausschauendste, musste mehrmals Umwege suchen, um nicht bis zur Hüfte im Morast zu versinken.
Furka hatte weniger Glück und verschwand mehrfach fast ganz im trügerischen Boden, wobei er ein paar Ausrüstungsstücke verlor.
Der Humor der Gefährten war ihm sicher:
„Vielleicht sollten wir dich mit einem Seil am Gürtel führen, Bruder.“
„Oder dich gleich ganz in Oberorken zurücklassen – da ist der Boden fest.“
Die Nächte hier waren feucht und kalt, das Feuer schwer am Brennen zu halten. Die Steppe zeigte sich von ihrer erbarmungslosen Seite.
Tag 6: Der Monolith
Gegen Mittag des sechsten Tages tauchte er aus dem Dunst auf:
Ein schwarzer Monolith, wie ein gewaltiger Zahn, der aus der Erde ragt.
Die Gefährten beschlossen, ihn zu erklimmen.
Hurdin und Keldi erklommen den Felsen mit erstaunlicher Kraft und Geschick.
Tondar brauchte zwei Anläufe, während Furka sich wieder Spott anhören musste:
„Zuviel Bier im Winter, Bruder?“
„Oder hat die Steppe dich zu weich gemacht?“
Althea stieg leichtfüßig empor, als gehörte der Fels ihr.
Archon musste am Ende mit vereinten Kräften hochgezogen werden.
Oben fanden sie, eingelassen in den Stein, ein Schwarzes Auge.
Wer hindurchblickte, spürte, wie die eigene Wahrnehmung sich weitete. Ein neues Verständnis der Welt schien sich zu öffnen – und mit ihm ein bleibendes Geschenk: Jeder gewann einen Punkt Intuition.
Die Botschaft des Auges
Während der Blick durch das Auge brannte, wurden Bilder sichtbar:
Die Pfade, die noch vor ihnen lagen.
Die Spuren Hyggeliks, die weiter nach Norden führten.
Und der Schatten einer wachsenden Gefahr aus dem Orkland.
Begegnung am Monolithen
Als sie den Monolithen hinter sich ließen, tauchte das Einhorn wieder auf.
Es hatte Althea bereits auf dem Weg zum See gefunden.
Diesmal kam es nahe heran, stellte den Huf auf den Boden und ließ ein weiteres Stück der Karte zu Hyggeliks Grab zurück, bevor es wieder verschwand.
Zwischen den beiden war es kein Gespräch, sondern etwas anderes – eine stille Gewissheit, die wie Tau auf der Haut lag.
Tage 7–8: Das Ostufer
Die restliche Umrundung führte sie am Ostufer entlang. Hier war das Land sanfter, die Steppe wich feuchten Wiesen und klaren Bächen.
Ein zweiter kleiner See, gespeist von Quellen, bot reichlich Fische – doch keine Gefahr.
Begegnungen und Kämpfe
Während der gesamten Woche begegneten sie kleinen Gruppen von Goblins, die meist schnell zerstreut wurden.
Kein einziger dieser Kämpfe hatte den Charakter einer Bedrohung – sie waren nur lästig wie die Mücken in der Steppe.
Rückkehr
Nach einer Woche schlossen sie die Runde um den See.
Müde, erschöpft, aber um ein wichtiges Wissen reicher, kehrten sie zur Behausung des Einsiedlers zurück.
Hier sammelten sie sich neu, bevor der Weg sie wieder gen Süden führen würde – zurück nach Oberorken.

