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Unterwegs mit Zwergen
#68
Unterwegs mit Zwergen #66
(Versatzstücke)

Und so verließen sie Thorwal wieder, die Handelsstraße zurück auf dem Weg, den Sie gekommen waren. Es war Hochsommer, die Sonne brannte vom Himmel, die Zwerge hatten die Ärmel hochgekrempelt. Tonar und Keldi wie immer voran, es folgten Hurdin, Archon und Furka, der gelegentlich zurück blickte, wo Althea und Ardora nebeneinander den Abschluß machten. Die Küste zur linken, die Klippen wichen leichten Dünen, zur rechten Felder, in der Entfernung einzelne Häuser oder Höfe. Gelegentlich überholten sie kleine Wagenzüge oder wichen entgegenkommenden Reisenden aus - bis Varnheim ist die Straße geschäftig...

Sie rasteten wieder nahe des Waldgebietes auf der Strecke nach Vaermhag. "Wenn ich eine Wegherberge errichten würde dann genau hier", sinnierte Furka und Tondar schien schon Maß an den Bäumen zu nehmen... Übernachtung in Vaermhag, ein Nachmittag auf dem staubigen Platz, der in der Sommerhitze flirrte, dann ein anständiger Marsch bis zu "Golfblick", dessen erlesenes Essen diesmal auch Althea begeisterte (auch wenn Ardora es wahrscheinlich als unbeherrscht wahrnahm). Am nächsten Tag erreichten sie Varnheim.

Sie begaben sich hinunter zum Hafen und erkundigten sich nach eine Passage hinüber nach Ljasdahl. Dort lag der Kutter Krakenmolch, den und dessen Kapitän sie gleich wiedererkannten... Und die saugnapfförmigen Verunzierungen am Rumpf. Schnell verließen Sie den Hafen wieder... Althea und Ardora begaben sich zum Haus Eliane Windenbeks, trafen diese aber nicht an... Sie übernachteten in der "Herberge Varnheim" im kleinen Hafenviertel und versuchten ihr Glück erneut im Hafen...


Der Sommer hatte sich über das Land gelegt wie ein goldener Schleier, schwer vom Duft reifer Felder und harziger Kiefern. Auf der Handelsstraße gen Süden brummte das Leben: Wagen, Händler, Pilger und Schiffer, die den Flussweg suchten. Zwischen ihnen, ruhig und gleichmäßig, die kleine Gruppe – sechs Zwerge und zwei Frauen, jeder Schritt im Staub begleitet vom Klirren ihrer Ausrüstung.

Sie rasteten am Rand des großen Waldgebiets. Dort, wo das Land zwischen Hügeln und Bäumen in eine stille Senke fiel, legten sie ihre Rucksäcke ab.
„Wenn ich eine Wegherberge errichten würde – dann genau hier“, meinte Furka, während er prüfend den Blick über das Gelände schweifen ließ.
„Hält Wind ab, nahe der Straße, Holz genug“, ergänzte Tondar, und man sah ihm an, dass er in Gedanken schon Maß nahm an den Bäumen.
Keldi schnaubte: „Dann lass dich gleich nieder und bau sie.“ – und doch war sein Ton nicht spöttisch, sondern fast… warm.

In Vaermhag empfing sie die flirrende Hitze eines Nachmittags, der selbst den Schatten der Gebäude träge machte. Der Platz vor dem kleinen Tempel flimmerte, Kinder liefen barfuß durch den Staub, und aus den offenen Türen der Schenke roch es nach Pfeifenkraut und Bier. Sie hielten nicht lange, nur eine Nacht in der Herberge „Zum Tempel“, doch die Ruhe tat gut – ein weiches Bett, ein Dach, das nicht atmete.

Der Weg nach Golfblick war leicht, fast verführerisch einfach. Das Meer glitzerte neben ihnen, die Luft war salzig und klar, und als sie das Gasthaus auf der Düne erreichten, stand der Himmel in flüssigem Kupfer.
Das Essen war, wie immer, ausgezeichnet. Dieses Mal sogar so gut, dass Althea zum ersten Mal seit Wochen lachte, leise und unverstellt. Ardora beobachtete sie nur kurz über den Rand ihres Bechers hinweg – und lächelte kaum merklich.

Am nächsten Tag kamen sie nach Varnheim, die vertrauten Dächer, der Marktplatz, der nach Teer und Fisch roch. Am Hafen drängten sich Kutter, Schiffe und Boote dicht an dicht, Taue knarrten, Möwen schrien. Sie fragten nach einer Überfahrt nach Ljasdahl – und fanden sie:
Der Krakenmolch.

Althea erkannte den Kutter noch, bevor sie den Namen las – und das flüchtige Zucken in ihrem Gesicht sagte alles. Am Rumpf klebten noch immer die rundlichen, saugnapfartigen Narben jener Begegnung, die keiner vergessen hatte.
Furka murmelte ein sehr unzwergisches Wort, und selbst Ardora sah kurz an ihr entlang, als wollte sie prüfen, ob die Magierin wirklich an Bord gehen würde.

Sie taten es nicht.
Sie verließen den Kai schweigend, der Wind trug den Geruch von Tang und Teer hinter ihnen her, während sie sich zum oberen Viertel wandten.

Das Haus von Eliane Windenbek lag still in der Sonne, die Fensterläden halb geschlossen, kein Rauch aus dem Kamin. Niemand öffnete.
Althea stand einen Moment vor der Tür, die Hand auf der Klinke, und ließ sie dann sinken.
„Dann nicht“, sagte sie leise.

Sie kehrten in die Herberge Varnheim zurück, ein kleiner Gasthof im Hafenviertel, wo das Holz der Wände nach Salz und Ale roch. Die Zwerge fanden rasch den Weg zum Schankraum; Althea blieb eine Weile am Fenster ihres Zimmers, den Blick hinaus auf den Hafen gerichtet, wo das Licht des Abends in den Segeln glomm.

Am nächsten Morgen würden sie es noch einmal versuchen.
Und dann – würde das Schicksal sie wieder über das Meer führen.

Frühmorgens fanden sie tatsächlich schnell einen Kutter, der über eine leicht gedünte sommerliche See bei gutem Wind am selben Tag nach Hjalland übersetzte. Das sommerliche Ljasdahl, der in der Nachmittagssonne liegende zentrale Platz, das gepflegte Pflaster, und das gute "Haus Hjalland" wirkten zu friedlich angesichts dessen, was sie über die Insel erfahren hatten... Sie erkundigten sich im Lauf eines ausgedehnten Abendessens beim Wirt, und tatsächlich - auf der anderen Inselseite gab es wohl einen alten Tempel, eine Kultstätte welchen der Zwölfgötter auch immer gewesen, dann eine Weile als Kloster genutzt - "Aber das ist bereits über 50 Jahre her...".

Die Gruppe nahm bedächtig auf und überprüfte Waffen und Ausrüstung. Am nächsten Morgen machten sie sich auf den Weg, den Rundweg um die Insel...


Der Morgen war klar, der Wind trug Salz und Sonne zugleich. Der kleine Kutter schob sich sanft durch die ruhige See, das Wasser war hellblau und glitzerte, als hätten die Götter selbst goldenen Staub darüber gestreut. Althea stand am Bug, der Mantel flatterte leicht hinter ihr, während Ardora schweigend neben ihr stand, die Hand auf dem Schwertknauf. Hinter ihnen saßen die Zwerge auf den Kisten der Fracht – das gleichmäßige Schaukeln brachte sogar Furka kurz zum Dösen.

Noch vor Mittag tauchte Hjalland am Horizont auf: eine sanft geschwungene Insel, von grünen Wiesen, Hügeln und verstreuten Wäldern bedeckt. Die Küstenlinie lag friedlich da, beinahe einladend. Zu friedlich.

Ljasdahl empfing sie in warmem, sommerlichem Glanz. Die Sonne stand über dem gepflasterten Platz, wo Händler Körbe mit Äpfeln und Räucherfisch feilboten. Der Brunnen plätscherte, Möwen riefen über den Dächern. Es war ein Ort, an dem man die Welt vergessen konnte — und gerade das machte die Gruppe wachsam.

Im Haus Hjalland war es kühl und freundlich. Der Wirt erkannte sie wieder und begrüßte sie wie alte Gäste. Der Wein war süß, das Essen reichlich. Sie saßen lange über dampfenden Schüsseln, während die Gespräche leiser wurden.

„Auf der anderen Seite der Insel“, erklärte der Wirt schließlich, als sie vorsichtig nachfragten. „Ein altes Gemäuer. Einst ein Tempel, man sagt, Efferd oder Tsa, wer weiß das noch. Später ein Kloster. Aber das ist... bei den Göttern, über fünfzig Jahre her. Heute geht keiner mehr dorthin. Kein Weg führt direkt hinüber, nur ein alter Pfad durchs Moor.“

Ein Satz, der im Raum hängen blieb.

Keldi nickte langsam, ohne aufzublicken. Hurdin rieb den Daumen über den Griff seiner Armbrust. Archon sah still auf den Becher vor sich, und Ardora zog das Schwert nur einen Finger breit aus der Scheide, als wolle sie prüfen, ob es bereit war.

Althea schwieg lange. Dann: „Fünfzig Jahre sind lang genug.“

Sie standen später noch auf dem kleinen Balkon ihrer Zimmer. Der Abendhimmel lag wie ein purpurnes Tuch über der See, und das Licht spiegelte sich auf den Fenstern der Stadt. Unten auf dem Platz lachten Kinder, irgendwo spielte eine Laute. Doch für sie klang all das fern.

Am nächsten Morgen, als das erste Sonnenlicht die Dächer Ljasdahls vergoldete, zogen sie los.
Der Weg führte aus dem Ort hinaus, über sanfte Hügel, zwischen Windrädern und Wiesen hindurch, dann in einen dichten, von Nebeln durchzogenen Wald. Der Pfad war kaum mehr als ein Tritt, überwachsen, ungenutzt – als hätte die Insel selbst beschlossen, das Vergangene zu vergessen.

Und irgendwo jenseits dieser grünen Stille, verborgen unter den Schatten alter Mauern, wartete der Tempel.

──────────────────────────────────

Ihr Weg führte sie an der zum Wasser abfallenden grünen Küste entlang, kaum mehr ein Trampelpfad, über den vielleicht ein paar Mal im Jahr eine Herde von innerhalb der Insel nach Ljasdahl getrieben wurde. Gegen Mittag bedeckte sich der Himmel und die sommerliche Wärme wurde zu dumpfer Hitze. Gegen Abend trafen sie auf einen Schäfer und seine Herde, der ihnen von Gemäuern etwa zwei Tagesmärsche weiter erzählte, verlassen, aber dennoch gemieden. Sie rasteten an einem Hang in der Nähe und teilten ihre Mahlzeit mit ihm. Auch der nächste Tag klarte nicht auf, und gegen Nachmittag dräuten am Horizont dunkle Wolken, die ein Gewitter ankündigten. Zur linken das Grün des Inselinneren, zur rechten Felsklippen setzten sie den Weg fort, bis wieder das Meer in Sicht kam. Sie rasteten an einem früh dunkelnden Abend zwischen grünen Hügelkuppen, das Meer jenseits des Pfades ungewöhnlich ruhig, die Wellen mit gelegentlichen Brechern, gleich dem Atem eines übergroßen Wesens... Am Folgetag gingen sie unter bleiernem Himmel dahin, einen Eindruck von ewig gleichen wellenden Hügeln zur Linken, einem glatten Meer zur Rechten. Um den späten Nachmittag sahen sie den Weg vor ihnen hinab, auf einige Gebäude, die zur Küste hin standen. Sie erreichten den Ort mit Einbruch der Dunkelheit, einige verfallende Wirtschaftsgebäude dahinter Mauern die in die Klippen gebaut waren, ein dunkles, offenes Tor. Sie hatten den ehemaligen Tempel erreicht...
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