Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Was ist mehr wert: Ein oder mehrere Leben?
#1
Es kam ja neulich im Filme-Thread die Aussage auf, dass man, um es salopp zu sagen, ein Menschenleben für viele opfern kann.
Nun wollt ich mal wissen, wie ihr dazu steht.

Unterscheiden muss man ja erstmal zwischen zweierlei:
Entscheide ich selbst (wozu es hier ja bereits einen Thread gibt)
oder entscheiden andere darüber? (und darum soll es hier gehen)

Also, nehmen wir mal an, dass ich in einem Flugzeuge sitze (Gott bewahre! *flugangst*) und dieses Flugzeug wird von bösen Menschen entführt und zum Bundestag geflogen, wo gerade eine hitzige Debatte darüber entsteht, ob Flugzeuge fürs Allgemeinwohl abgeschossen werden dürfen.
Und ihr seid der Entscheidungsträger, der sagen muss, obs so oder so knallt. (Jetzt bloß nicht sagen "Abschießen, ich mag die Calesca eh nicht!")

Meine Gedanken dazu:
Zum einen werden die Menschen in dem Flugzeug höchstwahrscheinlich sowieso sterben. Aber eine geringe Chance besteht, dass sie überleben. Sei es durch eine Befreiung des Flugzeugs, weil sich alle Passagiere zusammentun oder sei es dadurch, dass man nach dem Absturz irgendwie verletzt aber lebend liegen bleibt. Also kann man meiner Meinung nach nicht einfach sagen "Sterben eh, also abschießen."

Dann sind noch die Menschen, die vielleicht aus einem dummen Zufall oder Wink des Schicksals genau an der Stelle/in dem Gebäude sind, wo das Flugzeug ungeplant landen wird. Wie hoch ist die Chance, dass man im Vorhinein ahnen kann, wohin die Entführung geht? Man könnte im Voraus evakuieren oder den Dingen freien Lauf lassen und halt mal schauen, wo es hingeht und dann schnell reagieren.

Und jetzt sitze ich im Flugzeug, bin schlecht gelaunt, weil ich mich so ungern entführen lasse und dann rufst du als Entscheidungsträger an und fragst mich, was du tun sollst.
Dann werde ich höchstwahrscheinlich sagen:
"Hab keinen Bock auf so nen Tod. Ich will im Himmel (oder ehr der Hölle) sagen dürfen, dass es böse Terroristen waren und nicht meine eigene Regierung!"
So eine Entführung ist eine ziemlich ungeplante Aktion für mich, aber wenn es passiert, dann muss ich sagen "Naja, Schicksal, ist klar, dass gerade ich in diesem verdammten Flieger sitze." Mehr oder weniger einfach gesagt: Ein verdammter Unfall in meinem Lebenslauf.
Aber wenn die Entscheidung kommt, uns abzuschießen, dann ist das eine überlegte Aktion von vernünftig agierenden Leuten, die gerade Menschen zum Tod verurteilen, weil sie denken, dass sie damit andere retten würden. Was passiert aber, wenn du nen Flugzeug mit 200 Leuten abschießt, um ein Gebäude zu retten, wo 50 drin sind? Mahlzeit.
Ein geplanter Abschuss ist kein "Unfall in meinem Lebenslauf" mehr, das ist dann ziemlicher Mord. Aber sie Entscheidungsträger werden von sich behaupten, dass die Terroristen Morde begehen wollten, aber die Regierung nur Menschen retten wollte und deswegen andere geopfert haben. Mord bleibt Mord.

Kein Mensch sollte Macht über andere haben. Nicht über meine Gedanken, meinen Körper und erst Recht nicht über mein Leben! Ich weiß nicht, wieviele Chancen ich habe, aber ich gehe von einer aus, mein Leben zu leben. Und das Ende möchte ich nicht in fremde Hände legen. Ich muss mich in meinem ganzen Leben selber durchschlagen, aber beim Ende soll ich andere machen lassen (Ich bin übrigens für Sterbehilfe, aber das nur nebenher)? Ich will meine Chance nutzen und ich habe keine Lust auf einen Märtyrer-Tod, wo gesagt wird, dass ich gestorben bin, um andere zu retten. Was gehen mich die anderen an? Wenn es Familie/Freunde wären, ok ... aber würden sich die anderen auch um mich und mein Wohlergehen kümmern?

Wenn jemand stirbt ist das immer sehr viel Leid für seine Umgebung - für die Eltern, für die Freunde, für die nähere Umgebung. Und ist es nicht besser, seine Wut auf die bösen Terroristen zu lenken anstatt sagen zu müssen, dass die Regierung die Tochter/die Freundin/whatever getötet hat? Beides ist ein sinnloser Tod, aber ich sehe da immernoch den Unterschied zwischen "Da konnte man nichts machen, ist halt entführt worden" oder "Ich hätte da was machen können, aber ich hab den Abschuss trotzdem befohlen."

Sollte ich jemals in dieser Lage sein, dass mich jemand anders retten kann, indem er sich opfert, dann würde ich das Angebot ablehnen. Mein Leben ist nicht mehr wert als ein anderes, jeder hat das selbe Recht und ich bin vielleicht in einer richtig miesen Situation gelandet - aber deswegen muss nicht jemand anders für mich leiden.

Das ist alles meine ureigenste Meinung und niemand muss damit einverstanden sein. Und jetzt erzählt mal, was ihr machen würdet, wie ihr darüber denkt.
For what it's worth, I'm glad it's you. It was nice to be happy ... for a while.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
Was ist mehr wert: Ein oder mehrere Leben? - von Calesca - 27.12.2008, 10:29



Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste