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Naturschutz in Selbstjustiz - ethisch gerechtfertigt?
#15
(06.01.2010, 15:28)Wolverine schrieb: Ich finde es erstaunlich, dass eine derart verantwortunglos handelnde Organisation wie Sea-Shepherd immer noch so postiv dargestellt wird.
Zum ersten wundert es mich, dass sich niemand darüber aufregt, dass sie sich anmaßen, Strafverfolgungsbehörde auf dem offenen Meer zu sein.
Erst einmal danke an Wolverine für das klare Statement. Er hält Selbstjustiz im Naturschutz (wie ihn zum Beispiel die SeaShepherd-Organisation vertritt) für „anmaßend“. Ich habe kein zwingendes Gegenargument, sondern kann nur sagen, dass mein subjektives Gerechtigkeitsempfinden ein anderes ist. Ich hoffe deutlich machen zu können warum.

Zum rechtlichen Hintergrund: Paul Watson (der Gründer und Leiter von SeaShepherd) beruft sich bei seinen Aktionen auf die UN-Charta zum Schutz der Natur, die Jedermann auffordert, diese durchzusetzen. Es hat sich herausgestellt, dass die Weltmeere de facto ein rechtsfreier Raum sind.

So wird z.B. das von Japan ratifizierte Moratorium von 1986 in frivoler und offenkundiger Art und Weise umgangen, indem pseudowissenschaftliche Untersuchungen angeführt werden. Die Reste der „Forschungsobjekte“ landen im Supermarkt oder in Schulkantinen. Die japanische Walfangflotte fischte in den letzten Jahren nach diversen bedrohten Arten in australischem Hoheitsgebiet, was ihr aber nicht mehr als hin und wieder formelle Proteste einbringt.

Auch gegen den Walfang der sog. indigenen Völker (z.B. der Makah) geht SeaShepherd vor, mit dem Argument, die angebliche Tradition sei nur ein Vorwand, der in Wahrheit wirtschaftlichen Zwecken diene.

SeaShepherd ist eine vergleichsweise kleine Organisation, die meistens nur über ein größeres Schiff verfügt. Ihre Aktionen umfassten bisher u.a. das Einholen von (illegalen) Treibnetzen, die Behinderung von Walfängern, das Rammen von Walfangschiffen, das Versenken von Walfangschiffen (im Hafen durch konspirative Aktionen), die Veröffentlichung massenhaften und sinnlosen Abschlachtens von Meeressäugern (Faröer und Taiji), die Dokumentation des Walfangs in der Sowjetunion(!), Unterstützung der Ecuadorianischen Küstenwache beim Schutz der Galapagos-Inseln vor illegalem Fischfang, und den recht spektakulären Schutz von Robbenwelpen vor kanadischen Robbenjägern.

Es ist durch Verschulden der SeaShepherd nie ein Mensch zu Schaden gekommen. Paul Watson wurde nie eines Verbrechens überführt. Z.B. wurde mindestens einmal auf das Rammen eines Schiffs verzichtet, weil sich ein japanischer Seemann nicht in Sicherheit gebracht hat. Die SeaShepherd-Besatzung andererseits wurde mit Wasserwerfern, Messern, Golfbällen, LRADS, Blend- und Tränengasgranaten usw. angegriffen. SeaShepherd wurde ohne Not von einem norwegischen Kriegsschiff gezielt beschossen. Paul Watson wirft der japanischen Küstenwache vor, ihn mit einem Scharfschützengewehr beschossen zu haben. Die Kugel steckte in seiner Schutzweste.

Wer ist hier verantwortungslos?

(06.01.2010, 16:36)Calesca schrieb:
(06.01.2010, 15:28)Wolverine schrieb: Also quasi das menschliche Leben als geringerwertig betrachtet.
Oder zumindest gleichwertig mit dem der Tiere.
Auf die Frage, ob Watson eher einen japanischen Fischer oder einen Wal retten würde, lautete die Antwort übrigens: „Den Wal.“ ;) Gehandelt hat er jedoch bislang immer so, dass kein Mensch zu Schaden kommt. Ich halte das also für Polemik. Außerdem hat die körperliche Unversehrtheit durchaus ihre Grenzen. Es geht ja gerade darum, dass in der Antarktis kein Staat da ist, der sein Gewaltmonopol ausüben kann oder will. Meine Kernfrage ist dann, ob es dann nicht (in gewissen, vernünftigen Grenzen) auf die nichtstaatlichen Beteiligten übergeht.
Illegaler Walfang ist Diebstahl!

(06.01.2010, 15:28)Wolverine schrieb: Mit Umweltschutz hat diese Organisation jedenfalls nichts am Hut! Eher mit einem Hass auf die Industrienationen, den man hier unter dem Deckmäntelchen des idealistischen Walfangschutzes ungehemmt ausleben kann.
Ich führe diese Sichtweise also auf Unkenntnis und Vorurteile zurück.

Im übrigen unterstützt SeaShepherd voll und ganz Wolverines Sichtweise von Greenpeace. (Watson ist übrigens Gründungsmitglied beider Organisationen.) Greenpeace wirft SeaShepherd Ökoterrorismus von, und umgekehrt lautet der Vorwurf Nutzlosigkeit, Täuschung und Geldgier.
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RE: Naturschutz in Selbstjustiz - ethisch gerechtfertigt? - von Rabenaas - 06.01.2010, 21:42
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