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Naturschutz in Selbstjustiz - ethisch gerechtfertigt?
#27
(06.01.2010, 23:23)Wolverine schrieb: Boneman, Du widerlegst Dich hier gerade selbst in Deinem Beitrag. Was Asgrimm und ich auch bedenklich finden, ist ,wenn Leute auf Basis von Moral oder Ethik das Recht in ihre eigenen Hände nehmen, und Selbstjustiz üben. Du argumentierst jetzt, dass sich ja die verändernden Vorstellungen von Ethik und Moral auf das Rechtswesen ausgewirkt haben. Richtig ! Nur nicht indem Leute Selbstjustiz geübt haben. Wir haben die Folter, die Todesstrafe und die Arbeitslager nicht deshalb abgeschafft, weil Menschen dagegen gewaltsam vorgegangen wären. Sondern weil wir unsere Ansichten geändert haben, und das passierte in den meisten Fällen ohne Gewalt. Sieh Dir mal die aktuelle sich änderende Rechtsprechung zum Thema Unterhaltsansprüche, Sorgerecht für Kinder etc. an. Gingen dem massive Gewalttaten in Selbstjustiz vorraus?
Ich finde nicht, dass ich mich selbst widerlege. Selbstjustiz ist ihrerseits Auswirkung verschobener ethischer Werte und resultiert daraus, wenn man ein (nicht unbedingt ethisches) Unrecht sieht, gegen das nichts unternommen wird. Es gibt mehrere Möglichkeiten zu handeln, wenn man mit den gegenwärtigen rechtlichen Bedingungen nicht zufrieden ist, d.h. wenn man sieht, dass etwas "Unrechtes" (nicht richtiges) passiert und niemand etwas dagegen unternimmt.
Die radikaleren Mittel werden - wenn wir von vernunftbegabten Personen reden - meist erst dann gewählt, wenn a) das Vergehen in seiner Schwere und Auswirkung eine gewisse Grenze übersteigt und b) die friedlichen Proteste keine Wirkung zeigen oder - noch schlimmer - nicht gehört werden. Das passiert schon im kleinsten, wenn aus Protest Zigarettenautomaten zerstört werden. Oder später Polizeiautos oder was weiß ich was. Oder auch wenn in einem ländlichen Dorf ein Kinderschänder gelyncht wird. Diese Handlungen sind natürlich oft (z.B. im letzten Fall) nicht durch ethische Prinzipien gerechtfertigt (rechtfertigbar) sein, aber es ist das Unrechtsbewusstsein des einzelnen verantwortlich und in der (zunehmenden) Masse lässt sich daraus eine Werteverschiebung in der ganzen Gesellschaft ablesen.

Wolverine schrieb:Und was die allgemeine Überlegenheit der Ethik dem Recht gegenüber angeht. Ethik ist leider in letzter Konsequenz nicht fassbar, der Mensch hat nicht umsonst Normen und Regeln für das Zusammenleben (= Recht) eingeführt.
Wie Asgrimm schon sagte: Wir halten uns an die Gesetze, weil wir in erster Linie Angst vor der Strafe haben. Dagegen ist auch nichts einzuwenden. Ich erwarte nicht von jedem, dass er die ethischen Prinzipien hinter den Gesetzen auseinanderdröselt. Trotzdem passiert das ab und an und wenn dann herauskommt, dass die Prinzipien dahinter heute so nicht mehr gelten, wird darüber diskutiert, etc.

(07.01.2010, 08:34)Calesca schrieb: Ein Leben sinnlos nehmen, das ist nach meinem Verständnis bei Tieren genauso schlimm wie bei einem Menschen.
Ein Löwe killt keine Antilope, weil ihm mal danach ist - er tötet sie, weil er Hunger hat und Nahrung braucht.
Ein Mensch sollte einen anderen Menschen nicht töten, es sei denn, der andere Mensch will ihm ans Leder und er muss sich mit dieser endgültigen Aktion selber retten.
Genauso sollte ein Mensch ein Tier nur töten, wenn er den selben Grund wie der Löwe da oben hat.
Ich ergänze: Wenn die Tierart gefährdet ist, sollte man es auch lassen, wenn man Hunger hat. Es gibt genug Alternativen, außerdem macht die Natur das auch so. Wir haben es nur geschafft, und über diese typische Räuber-Beute-Beziehung hinwegzusetzen. - Das könnte ein guter Punkt sein, an dem man die Notwendigkeit von Ethik belegen kann. (Nur so nebenbei...)

Zurgrimm schrieb:Das mal als ein paar Notizen zu den "Selbstjustiz"-Rechten in unserer Rechtsordnung. Auf hoher See gilt aber unsere Rechtsordnung nicht und es ist eben gerade kein Gewaltmonopol da. - Ich denke auch, es ist eine Grundsatzfrage, ob man rechtlich diskutieren will oder ethisch/moralisch. Das sind zwei paar Schuh, die nicht vermischt werden dürften. Denn gerade internationales Recht steht nicht immer in Einklang mit den gängigen Moralvorstellungen.
Guter Punkt. Falls das noch nicht klar geworden ist: Ich diskutiere vom ethisch-moralischen Standpunkt. :D

Kann man denn dann überhaupt den rechtlichen Begriff "Selbstjustiz" benutzen? Es heißt ja, dass man "das Recht selbst in die Hand nimmt", also quasi die Exekutive ersetzt. Jetzt gibt es auf hoher See weder eine (sich zuständig fühlende) Exekutive, noch - im konkreten Fall - eine gesicherte Rechtslage, die den Gegenstand dieser Fragestellung abdeckt. (Oder, falls das hier nicht stimmt, nehmen wir es einfach mal an; es geht mir um die Theorie.)
Was sind die Kriterien dafür, dass Selbstjustiz vorliegt? Ist es entscheidend, dass man einer bestehenden und zuständigen Exekutive zuvorkommt? Oder reicht es, das Gesetz zu überschreiten? Und wenn mein ethisches Empfinden verletzt ist, aber die Rechtslage überhaupt keinen Rahmen für diesen Fall hergibt, begehe ich dann Selbstjustiz oder ist es im Zweifelsfall "bloß" eine andere Straftat (je nach gewähltem Mittel und auch da wieder Rechtslage)?
Gibt es in dieser Diskussion also alleine bei dem Begriff "Selbstjustiz" schon zwei Ebenen, eine rechtliche und eine ethische?
Ich blick da im Moment nicht so durch, klär mich mal auf. ;)
Great people care.
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