15.06.2022, 10:38
(14.06.2022, 23:30)Kunar schrieb: Mit Deutschland bin ich hingegen nach wie vor nicht wieder so richtig warm geworden. Dass Flick am Ende der Nations-League-Wochen allerdings so einen Sieg einfährt, bei dem man sich sogar über die beiden späten Gegentore ärgern kann, möchte ich neidlos anerkennen.Ich habe die vier Nations-League-Spiele alle gesehen, wie auch das 1:1 gegen die Niederlande im März. Und ich muss sagen, dass mich die Mannschaft im gestrigen Spiel erstmals wirklich gegen einen großen Gegner begeistert hat. Fast hatte es mich ein wenig genervt, wie sehr die Mannschaft für ihre Leistung im England-Spiel gelobt worden war. Zwar war der dortige Gegentreffer ein eher "geschenkter" Elfmeter. Aber trotzdem habe ich das Spiel nicht wie die Kommentatoren und der RTL-Experte gesehen, wonach da ein Klassenunterschied zu den Engländern gewesen sein soll. Die Jubeltöne hätten vermuten lassen, dass Deutschland jene Partie mit 7:1 gewonnen hätte, statt sich zu einem 1:1 zu mühen, bei dem die besseren Torchancen bei den Engländern lagen.
In allen vorangegangenen Spielen war die Abwehr wackelig und der Sturm weithin statisch und ideenlos - jeweils natürlich gegen gut spielende Gegner.
Im gestrigen Spiel aber war das anders. Die Defensivarbeit war wirklich beeindruckend und hat die Entfaltung des immer mal wieder aufblitzenden Vermögens des italienischen Sturms gar nicht erst zugelassen. Es wurden auch vorne sehr viel mehr Torchancen erarbeitet. Sicher war der "geschenkte" Elfmeter (Hofmann hatte keine echte Chance, an den Ball zu kommen, als er gefoult wurde) zum Ende der ersten Halbzeit sehr glücklich. Und das zweite Tor von Werner war ein krasser Torwartfehler. Aber auch die Entstehung dieser Tore hat die Nationalmannschaft sich erarbeitet, denn man gelangt ja nicht zufällig in den gegnerischen Strafraum. Und die drei anderen Treffer waren wunderschön herausgespielt.
Was allerdings in den Kommentaren zum Spiel nicht vorkommt, ist ein gravierender Leistungseinbruch nach dem 5:0, als das Spiel noch circa 25 Minuten dauerte. Von da an herrschte keine Konzentration mehr in der Verteidigung, sehr viele Bälle wurden leichtfertig durch Fehlpässe, halbherzig geführte Zweikämpfe, unnötige Fouls etc. verloren. Es gab danach nur noch einen einzigen ernstzunehmenden Torschuss der deutschen Mannschaft. Und dieser verlorengegangene Faden zum Ende des Spiels war der bereitete Boden für die beiden Gegentore.
Das ist zwar alles verständlich, wenn man im letzten Spiel nach einer langen Saison, direkt vor dem Urlaub, mit 5:0 bzw. dann 5:1 - also wahrscheinlich uneinholbar - führt. Aber dennoch zeigt es eine gewisse Schwäche der Mannschaft auf. Wäre die Führung nicht bei 5:0, sondern "nur" bei 2:0 oder 3:0 gewesen, wäre es nochmal ganz eng geworden. Eine Partie auch bei eigener Führung konsequent zuende zu spielen, ist eben auch eine Tugend. - Ich erinnere mich noch mit Schaudern an das Spiel Deutschland gegen Schweden in der WM-Qualifikation 2012, wo Deutschland nach 4:0 Führung noch 4:4 unentschieden gespielt hat - weil Zlatan Ibrahimovic richtig aufgedreht hat, nachdem alle deutschen Spieler zwei Gänge heruntergeschaltet hatten. Dieses Herunterschalten sollte man zumindest in einem Turnier besser noch abstellen.
(15.06.2022, 09:41)Tobi schrieb: Den Ehrentreffer der Italiener hab ich mühelos weggesteckt, aber das letzte (Gegen-) Tor war tatsächlich unnötig und ärgerlich. Unnötig ärgerlich, sozusagen.Zumal für die Statistiker, da Deutschland es so verpasst hat, erstmals überhaupt mit mehr als drei Toren Abstand gegen Italien zu gewinnen.
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."