27.11.2009, 18:22
(27.11.2009, 02:55)Wolverine schrieb: Also ich hab mir mittlerweile die oben verlinkten Videos mal durchgeschaut, und eines vorweg, Boneman: Du musst nicht zwingend "noch kritischer" werden, da Jörges in vielen Fällen schlicht recht hat, mit dem was er sagt.Den Eindruck, dass Albrecht Müller ein klein wenig... "übereifrig" zu sein scheint, habe ich ja auch schon bekommen. Seit du diesen Kommentar zum BGE im entsprechenden Thread verlinkt hast, guck ich ab und zu mal auf den Nachdenkseiten vorbei. Schon den Begriff "Meinungsmache" finde ich eher unglücklich gewählt. An der Kritik ist vieles richtig, aber die Missstände beruhen eben nicht wirklich auf Meinungsmache. Da ist der Fokus etwas verrutscht.
[...]
Allerdings ist es ja auch nicht so, dass diese Meinungsmache gar nicht stattfindet. Es gibt wahrlich genug "Journalisten", die unserer Regierung nur allzu bereitwillig in alle Körperöffnungen gleichzeitig kriechen würden. Ich möchte fast behaupten, dass es dabei relativ egal ist, wer gerade an der Macht ist. Nur ist diese "Meinungsmache" nicht so omnipräsent und deckt sich in vielen Fällen bestimmt auch einfach mit einer generellen Kritik- und (im wörtlichen Sinne) Fraglosigkeit. Dafür wird der Journalismus in diesen Tagen ja auch häufig kritisiert.
Bezüglich der von Jörges und dir genannten Beispiel nehme ich die Öffentlichkeit auch so wahr, dass das keineswegs unkritisch betrachtet wird. (Da muss man aber sofort dazu sagen, dass das wohl zwangsläufig so ist, wenn man nicht nur Mainstreammedien konsumiert.)
Gleichzeitig sieht man an diesen Beispielen aber auch sehr deutlich, dass da doch ein Problem existiert: "Die Mächtigen" interessiert nicht, was "das Volk" von ihren Plänen hält. Auch hier ist es ganz egal, wer gerade das Sagen hat (die linke(n) Partei(en) dürfte hier nur insofern einen Vorteil/etwas Glück haben, dass ihre Ansichten sich mit denen des Volkes zur Zeit sowieso stärker decken als die von anderen Parteien ).
Andere aktuelle Beispiele sind diese SWIFT-Geschichte mit den Bankdaten (wo gerade die FDP einen auf SPD macht) oder die Sache mit den Verträgen bezüglich der LKW-Maut. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Mehrheit der Bürger das gutheißt. (Allein, dass solche Verträge im Geheimen ausgehandelt werden und niemand sie einsehen darf, obwohl es um öffentliche Gelder geht und so jeder von uns eigentlich ein gutes Recht hätte, genau zu wissen, was da abgeht.)
Die Machtfrage ist die größere und ursprünglichere. Ohne Macht gäbe es auch keine (relevante) Meinungsmache. Also lässt sich zumindest sagen, dass die Meinungsmache durch die Regierung wesentlich ausschlaggebender ist als die durch die Medien (die das aber oft einfach nur weitergeben, ohne zu hinterfragen). Wieder ein Punkt für Jörges.
Die Stimmung im Saal ist wirklich ganz schön geladen. Sowohl die Zustimmungsrufe als auch das teils abfällige Lachen aus dem Publikum scheinen mir oft eine innere Wut auszudrücken. Diese Reaktionen kann man aber verstehen, wenn man sie nicht direkt auf Jörges bezieht, sondern auf die Gesamtsituation und bedenkt, dass dahinter vermutlich ein großes Ohnmachtsgefühl steckt. Das kann man niemandem zum Vorwurf machen.
Ein abschließendes Aber: Es kann natürlich auch sein, dass wir beide (und Jörges) das nicht so bedrohlich sehen, wie es auf andere vielleicht tatsächlich wirkt, weil wir zu intelligent sind, um auf Meinungsmache reinzufallen und deshalb lediglich das Problem nicht sehen.
Das Buch habe ich noch nicht gelesen, steht aber auf meinem Wunschzettel für Weihnachten. Ich bin gespannt.
Great people care.