(13.05.2015, 18:03)Rabenaas schrieb:Man kann natürlich jeden Krieg als unmenschlich ansehen und Waffen deshalb schlechthin ablehnen. Und in mancher Hinsicht wäre das sogar gar nicht falsch. Nur solange "die bösen anderen" welche haben, bin ich dafür, daß wir uns nicht dem Pazifismus verschreiben. Und wenn man Waffensysteme anschafft, dann doch bitte die wirksamsten - eben in den Grenzen dessen, was nicht aus besonderen Gründen inhuman ist (z.B. weil systembedingt das Treffen von Zivilpersonen naheliegt).(13.05.2015, 12:37)Zurgrimm schrieb: Die Drohne selbst ist kein unmenschliches Kampfmittel (jedenfalls nicht mehr als andere).Was für ein herrlich dialektisches Argument!
(13.05.2015, 18:03)Rabenaas schrieb: Wir erleben doch gerade, dass Staaten sich Lücken im Völkerrecht suchen, um zu tun und zu lassen, was ihnen beliebt (siehe Guantanamo).Die USA, ja. Sowas wie Guantanamo ist eine Schande für eine rechtsstaatliche Demokratie (die die USA in meinen Augen seither auch nur noch mit Abstrichen sind). Aber das halte ich in Deutschland für undenkbar. Das Schaffen eines solchen rechtsfreien Raumes würde bei uns niemals vor dem Bundesverfassungsgericht bestehen können.
(13.05.2015, 18:03)Rabenaas schrieb: Außerdem ist mir nicht klar, ob z.B. ABC-Waffen, Streubomben etc. überhaupt gegen das Völkerrecht oder nur gegen ratifizierbare Konventionen verstoßen. Das macht sie nicht weniger abartig.Ich finde durchaus, daß ABC-Waffen, Streu- oder Faßbomben und Landminen z.B. unter die unmenschlichen Waffensysteme fallen, weil sie systembedingt eine große Zahl ziviler Opfer zeitigen. Diese Waffen kann man so gut wie nicht gezielt gegen militärische Ziele einsetzen.
Und Du hast Recht, das Völkerrecht hilft hier wenig weiter, weil es tatsächlich im wesentlichen aus intergouvernementalen Verträgen besteht, die man nur einhalten muß, wenn man sie ratifiziert hat. Es gibt zwar sowas wie Völkergewohnheitsrecht, das für alle gilt (bzw. gelten sollte), aber bei der Ächtung von Waffensystemen kommt man damit nicht weit, weil gerade die größten Militärnationen da nicht mitzumachen pflegen. - Wenn die Amis Streubomben einsetzen, ist das unmenschlich aber (leider) nicht völkerrechtswidirg.
Doch hat all das mit den Kampfdrohen wenig zu tun. Die kann man gezielt einsetzen, wie jedes bemannte Kampfflugzeug auch. Es gibt m.E. nicht einmal ein Abkommen, das Kampfdrohnen als inhumane Waffe ächtet, dem man als Staat beitreten könnte. Das Problem beim "Drohnenkrieg" der USA sind nicht die Drohnen, sondern die Skrupellosigkeit gegenüber der Souveränität von Staaten und die Bereitschaft, gezielte Tötugen vorzunehmen und dabei sogar noch "Kollateralschäden" zu akzeptieren. Aber das ist eine Frage der moralischen Einstellung der politischen Entscheidungsträger, nicht der Militärtechnik.
(13.05.2015, 18:03)Rabenaas schrieb: Fast hätte ich gefragt: Wer würde sowas schon offen aussprechen? Aber immerhin sagt man bei der Truppe, dass man gezielte Tötungen nüchtern betrachten soll. Da passen die neuen Drohnen doch prima.Gezielte Tötungen von Kombattanten sind da gemeint, innerhalb von Kampfeinsätzen. Wenn der Taliban-Anführer in seinem Gefechtsstand hinter der Kampflinie steht, dann ist es vielleicht ein taktisch sinnvolles Manöver, ihn gezielt anzugreifen. Das könnte man mit einem Kampfflugzeug machen, sicherer ist es aber mit einer Drohne, weil eben auch jemand eine Boden-Luft-Rakete abfeuern könnte.
Das ist aber etwas ganz anderes, als in ein fremdes Land zu fliegen und den Scheich XY samt seiner Begleiter abzuschießen, weil man ihn auf irgendeine Terrorliste gesetzt hat. Das machen die USA, aber ich sehe nicht, daß das für Deutschland eine ernstliche Option wäre. Wenn sowas herauskäme, würde das kein Verteidigungsminister politisch überstehen. Tötungen von Nicht-Kombattanten wären verfassungswidrig und gesellschaftlich nicht akzeptiert. Davon gehe ich jedenfalls aus.
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."