02.04.2011, 08:52
(01.04.2011, 23:46)Junivera von Duisburg schrieb: Die täglichen Horror Meldungen aus Japan seit ca. 3 Wochen, da stumpft man doch ab, das berührt mich gar nicht mehr so wie zu Anfang. Irgendwie komisch. Geht euch das auch so ?Jein. Es berührt mich auch nicht mehr so, wie zu Anfang, aber das liegt nicht unbedingt am Abstumpfen (wobei es den Effekt natürlich durchaus gibt). Was das Atomkraftwerk angeht, ist die Lage ja nun relativ klar: Eine zeitnahe Explosion, wie in Tschernobyl, steht nicht unmittelbar zu erwarten. Radioaktivität tritt aus und ein Radius um das Atomkraftwerk wird unbewohnbar bleiben. Das ist zwar schlimm, aber einigermaßen lokal. Wenn es Auswirkungen auf Tokio gibt, dann werden die nicht plötzlich radikal eintreten, sondern langsam schleichend, so daß es zur großen Evakuierung nicht kommen wird. - Insofern ist die Lage in Japan zwar schlimm, aber einigermaßen stabil. Das große Hoffen, daß alles gut geht bzw. die gespannte Erwartung, wie schlimm es wohl noch werden wird, bleiben damit natürlich aus. Gleichsam ist aber halt auch nicht mehr mit der großen Entwarnungzu rechnen.
Aber wenn man Berichte über die Flüchtlinngslager oder die Suche nach Leichen in den Trümmerfeldern, die der Tsunami hinterlassen hat, sieht, dann berührt das einen nach wie vor, denke ich.
(02.04.2011, 06:54)Calesca schrieb: Übrigens geht es mir genauso mit Libyen. Wer hat jetzt welche Stadt zurückerobert?Nein, mit Lybien geht es mir da ganz anders. Das macht mir schon noch große Sorge. Daß man nicht über den Frontverlauf informiert ist, liegt am mangelnden Informationsfluß von dort, aber nicht am Abstumpfen. Ich versuche mich eigentlich schon noch so genau wie möglich aus den Medien zu informieren und beobachte die Entwicklung soweit eben möglich. Tatsächlich habe ich dabei aber weniger die katastrophale humanitäre Lage im Blick, als viel mehr den Verlauf und die Perspektiven des Bürgerkriegs. Denn ich denke, daß das Land längerfristig nur eine Chance hätte, wenn der alte Machtapparat abgelöst wird. Und die Hoffnungen, daß das die Aufständischen mit Hilfe der Luftunterstützung schaffen könnten, ist doch sehr geschwunden. - Die USA wollen sich ab Sonntag weitestgehend zurückziehen und eine (tatsächlich ja auch höchst problematische) Bewaffnung und Ausbildung der Rebellen wird wohl auf absehbare Zeit nicht stattfinden. Welche Perspektive also gibt es?
Und daß sich auch andere diktatorische Regime hart und blutrünstig geben werden, wenn Gaddafi im Amt bleibt, das könnte die ganz praktische Folge eines Scheiterns dieser Freiheitsbewegung über Libyen hinaus sein.
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."