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Naturschutz in Selbstjustiz - ethisch gerechtfertigt?
So gefällt es mir besser; jetzt haben wir ein (vielleicht produktives) Streitgespräch. Vielleicht zur Erinnerung an das Thema, es geht hier um Natur- und damit auch Klimaschutz in Selbstjustiz.  
Bleiben wir erst einmal bei der Sache mit den brennenden Autos, auch wenn das eher ein Favorit der Autonomen / Linksextremen Gruppierungen ist, und nicht das Erste ist, wenn man an klimaschützende Maßnahmen denkt. Trotzdem glaube ich, dass sich daran hoffentlich eine philosophische Debatte führen lässt.  
Ich würde dazu gerne abgrenzen zu Klimaprotest, friedlichem (gewaltfreiem) Aktivismus, etc. Das ist per se erst einmal keine Selbstjustiz. Vielleicht führt sie zu mehr Menschen mit mehr Umweltbewusstsein, und hilft so indirekt dem Klimaschutz, aber vielleicht führt es, wie angemerkt, auch dazu, dass sich Menschen dann von der Klimabewegung abwenden. Das ist zwar irgendwie dumm, da es an der Sache nichts ändert (der Notwendigkeit des Klimaschutzes), aber so sind wir Menschen nun einmal.  Eine Tat wie das Anzünden eines Autos ist dagegen eine direkte Ausübung von Gewalt, die durch das Gewaltmonopol des Staates strafbar ist, und dies könnte man daher als Klimaschutz in Selbstjustiz verstehen. 
Ich möchte gerne noch einmal argumentieren, wieso ich (noch) davon überzeugt bin, dass so eine Tat auch Vorteile mit sich bringt, und diese gegebenenfalls sogar die Nachteile überwiegen können, und diese Tat somit utilitaristisch ethisch gerechtfertigt wäre.  

Utilitarismus, zur Erinnerung, ist eine ethische Theorie, die besagt, dass eine Tat moralisch dann richtig ist, wenn ihre Folgen den Nutzen aller maximieren und den Schaden minimieren. Diese Betrachtungsweise ist nicht umstritten, und es gibt auch andere Methoden der Ethik, aber bleiben wir erst einmal beim Utilitarismus.  
Also, zurück zum brennenden Auto. Um etwas leichter argumentieren zu können, lasst uns annehmen, dass es sich nicht um irgendein Auto handelt, sondern um eines mit Verbrennungsmotor, und vielleicht auch eines, das besonders viel Treibstoff verbraucht. Also beispielsweise ein sehr altes Auto, ein tonnenschwerer SUV oder ein Sportwagen. Was wären also die Folgen, wenn dieses Auto durch Feuer zerstört wird?  

Lassen wir uns erst einmal die offensichtlich negativen Folgen betrachten: 
- Durch das Verbrennen (von Plastik, Tankfüllung, etc.) werden umweltschädliche Gase freigesetzt. Vielleicht wird auch der Boden verschmutzt, oder das Recycling der Restmaterialien erschwert.
 - Das Auto kann nicht mehr genutzt werden, somit wird der Fahrer in seinem Tun ausgebremst. Ihm wird "ein Stück Freiheit" und Vermögen genommen. 
- Durch den Brand werden gegebenenfalls andere gefährdet, wenn, wie bemerkt, sich das Feuer ausbreitet. Vielleicht schläft auch jemand im Auto und schafft es nicht heraus und stirbt.  

Ok, und jetzt mein Hauptpunkt, der glaube ich bisher nicht rüber kam: Eine große positive Folge dieser Tat wäre, dass dieses Auto nicht mehr fährt und somit über Jahre keine Klimagase mehr freisetzen kann. Das setzt voraus, dass der Fahrer nach dem Verlust kein exaktes Ersatzmodell erhält, sondern bestenfalls danach für gewisse Zeit auf das Autofahren verzichtet oder sich ein neues, effizienteres Modell holt. Naja, und was ist dann die Folge? Der Klimawandel wird milder. Einige Tonnen CO2 gelangen nicht in die Atmosphäre, wodurch sich die Erde nicht ganz so stark erhitzt, vielleicht um 0,0000000001 Grad weniger. Statistisch macht dies dann durchaus einen Unterschied, denn wenn der Klimawandel zu Milliarden vertriebenen, geschädigten oder auch getöteten Menschen führt, führt der Effekt des einen kaputten Autos statistisch dazu, dass es einige Menschen geben wird, die durch die Tat statt zu sterben, überleben. Menschen, die in der Heimat bleiben können, statt zu fliehen. Häuser, die bewohnbar bleiben, statt unter Wasser zu stehen. Schütteln jetzt alle den Kopf? Dann rechne ich das gerne später einmal vor. Oder könnt ihr jetzt einigermaßen nachvollziehen, wieso ich behaupte, dass durch die Zerstörung dieses einen fiktiven Autos Leben gerettet werden?  

Der Schutz von (menschlichem) Leben sollte doch an höchster Stelle stehen, und die Freiheit eines Autofahrers nachrangig. Wenn man jetzt noch einige der anderen negativen Folgen vermeiden könnte, würde ich behaupten, dass sich diese (fiktive) Tat nach dem Utilitarismus ethisch rechtfertigen ließe. 

 "Was du nicht willst, das man dir tut, füg auch keinem anderen zu" - Wieso zerstören wir dann unseren Planeten für die kommenden Jahrhunderte? Ich will jedenfalls nicht, dass Deutschland eine Wüste ist, Küstenstädte unter Wasser stehen und wir viele Extremwetterereignisse haben. Ich will nicht, dass hunderte Millionen aus Afrika nach Europa fliehen müssen, da es dort einfach zu heiß ist und man draußen stirbt. Wieso füge ich dann genau das der Welt mit meinen Taten zu? „Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt“ (Immanuel Kant)
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RE: Naturschutz in Selbstjustiz - ethisch gerechtfertigt? - von cmfrydos - 03.05.2024, 18:03
RE: zum Jubeln - von Rabenaas - 14.05.2012, 08:48
RE: zum Jubeln - von Wolverine - 14.05.2012, 13:39
RE: zum Jubeln - von Edvard - 14.05.2012, 15:00
RE: zum Jubeln - von Zurgrimm - 14.05.2012, 15:23
RE: zum Jubeln - von Edvard - 14.05.2012, 16:20
RE: zum Jubeln - von Wolverine - 14.05.2012, 22:08
RE: zum Jubeln - von Rabenaas - 14.05.2012, 22:28
RE: zum Jubeln - von Wolverine - 14.05.2012, 22:36
RE: zum Jubeln - von Rabenaas - 14.05.2012, 22:59



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