13.06.2010, 15:50
Den Zwölfen zum Gruße!
Da es noch kein anderer gewagt hat, mache ich jetzt den Vorstoß und eröffne ganz gegen meine Gewohnheit einen Faden über Sport. Die einzigen sportlichen Großereignisse, die mich irgendwie faszinieren können, sind Fußballeuropa- und Weltmeisterschaften.
Natürlich gibt es immer viel Kommerz, Skandale und Ungerechtigkeiten - von den alten Betonköpfen an der Spitze der internationalen Verbände, die sich gegen Neuerungen wehren, ganz zu schweigen. Und selbstverständlich darf man sich fragen, ob solche Wettbewerbe zwischen Nationen nicht einen Nationalismus befördern, den man doch nach dem 20. Jahrhundert überwunden glaubte. Mal ganz abgesehen von den Ausfallerscheinungen, die jedes derartige Ereignis scheinbar unvermeidbar mit sich bringt in Form von Fans, die sich danebenbenehmen (Alkohol, Lärm, Gewalt). Wer keinen Fußball mag, droht, zu Tode genervt zu werden. Und überhaupt: Sind das nicht die Spiele, mit denen man uns (zusammen mit Brot) von den eigentlichen Problemen in unserem Land ablenken will?
Andererseits ist Sport nicht rational, sondern bestenfalls begeisternd. All den Mist im Hintergrund kann man ausblenden, wenn man etwas zu sehen bekommt, das einen freut und fasziniert. Und wenn man auf diese Weise mit anderen Leuten zusammenkommt oder ein gemeinsames Gesprächsthema hat, ist das nicht das Schlechteste. Wenn - klischeehaft gesprochen - verkrampfte, reservierte Deutsche (Österreicher, Schweizer, Nordeuropäer, Westeuropäer, <Gruppe, gegen die man Vorurteile hat>) sich für einige Wochen einfach mal freuen und aus sich herausgehen können, ist es das wert.
Nach dieser pseudointellektuellen Einleitung also zum Kern der Sache! 32 Mannschaften, 64 Spiele.
Von den bisherigen Begegnungen fand ich das Spiel England - USA sehr schön. Die Amerikaner haben ohne großen Respekt gegen den vermeintlich Überlegenen gespielt und sich auch nach dem Ausgleich nicht etwa in die eigene Hälfte zurückgezogen, sondern immer wieder nach vorne gespielt. Für die Engländer war es dennoch der erste Punktgewinn gegen die Amerikaner. 1950 hatte man peinlicherweise in der Vorrunde gegen die USA verloren. Für die Fußballhistoriker: Belo Horizonte ist für England und USA das, was Cí³rdoba für Deutschland und Österreich ist.
Kommen wir zu den Aufregern rund um die WM, denn es geht ja nicht ohne Klatsch und Tratsch! Die z.T. ein Drittel oder sogar zur Hälfte leeren Stadien sind angeblich schlechter Transportlogistik verschuldet.
Doch der eigentlich wichtigste Aufreger sind natürlich die Tröten, genannt Vuvuzelas. Das hat nichts mit Uwe Seeler oder Vokuhila zu tun - die Kalauer wären hiermit erledigt. Es handelt sich um ein "Instrument", mit dem man einen (in Zahlen: 1) Ton erzeugen kann. Kritik dagegen gibt es, weil
a) die Spieler sich auf dem Platz nicht mehr untereinander verständigen können (so die Spieler)
b) Interviews in Fußballkneipen nicht mehr möglich sind (so Reporter)
c) der Geräuschpegel mit 120 Dezibel gesundheitsschädlich ist (so Betroffene)
Dagegen wird angeführt:
a) Das ist eben typisch südafrikanisch - wer etwas dagegen sagt, ist rassistisch und diskriminierend.
b) Man regt sich doch immer über etwas auf, was soll's also. (Zur Erinnerung: WM 1998: großes Leistungsgefälle nach Aufstockung des Teilnehmerfeldes auf 32 Mannschaften; WM 2002: doofe Schiedsrichter, Favoritensterben, viele Spiele nur über Premiere zu sehen; WM 2006: man kam nicht an Karten)
c) Trommeln, Fanfaren und Fangesänge stören doch auch keinen (wobei allerdings nicht erwähnt wird, dass diese ebenfalls unhörbar sind durch die Vuvuzelas).
Zu den Vuvuzelas habe ich mindestens drei Punkte anzuführen:
1. Wartet mal ab bis Brasilien 2014! Wer weiß, ob nicht irgendeine Region die Tradition hat, Bienen- und Hummelstöcke mit ins Stadion zu nehmen (welche etwa das gleiche Geräusch ergeben und genauso gesundheitsschädlich sind).
2. So schlecht kann's gar nicht sein: Wer eine Vuvuzela aus der Nähe mitbekommen hat, kann jedenfalls die Kritik darüber nicht mehr hören.
3. Die ganze Welt wird durch den Hass auf die Vuvuzelas geeint. "Die ganze Welt gemeinsam unter einer Sache zusammenzubringen" - das soll doch das wichtigste sein, womit genau, ist dann ja egal!
Da es noch kein anderer gewagt hat, mache ich jetzt den Vorstoß und eröffne ganz gegen meine Gewohnheit einen Faden über Sport. Die einzigen sportlichen Großereignisse, die mich irgendwie faszinieren können, sind Fußballeuropa- und Weltmeisterschaften.
Natürlich gibt es immer viel Kommerz, Skandale und Ungerechtigkeiten - von den alten Betonköpfen an der Spitze der internationalen Verbände, die sich gegen Neuerungen wehren, ganz zu schweigen. Und selbstverständlich darf man sich fragen, ob solche Wettbewerbe zwischen Nationen nicht einen Nationalismus befördern, den man doch nach dem 20. Jahrhundert überwunden glaubte. Mal ganz abgesehen von den Ausfallerscheinungen, die jedes derartige Ereignis scheinbar unvermeidbar mit sich bringt in Form von Fans, die sich danebenbenehmen (Alkohol, Lärm, Gewalt). Wer keinen Fußball mag, droht, zu Tode genervt zu werden. Und überhaupt: Sind das nicht die Spiele, mit denen man uns (zusammen mit Brot) von den eigentlichen Problemen in unserem Land ablenken will?
Andererseits ist Sport nicht rational, sondern bestenfalls begeisternd. All den Mist im Hintergrund kann man ausblenden, wenn man etwas zu sehen bekommt, das einen freut und fasziniert. Und wenn man auf diese Weise mit anderen Leuten zusammenkommt oder ein gemeinsames Gesprächsthema hat, ist das nicht das Schlechteste. Wenn - klischeehaft gesprochen - verkrampfte, reservierte Deutsche (Österreicher, Schweizer, Nordeuropäer, Westeuropäer, <Gruppe, gegen die man Vorurteile hat>) sich für einige Wochen einfach mal freuen und aus sich herausgehen können, ist es das wert.
Nach dieser pseudointellektuellen Einleitung also zum Kern der Sache! 32 Mannschaften, 64 Spiele.
Von den bisherigen Begegnungen fand ich das Spiel England - USA sehr schön. Die Amerikaner haben ohne großen Respekt gegen den vermeintlich Überlegenen gespielt und sich auch nach dem Ausgleich nicht etwa in die eigene Hälfte zurückgezogen, sondern immer wieder nach vorne gespielt. Für die Engländer war es dennoch der erste Punktgewinn gegen die Amerikaner. 1950 hatte man peinlicherweise in der Vorrunde gegen die USA verloren. Für die Fußballhistoriker: Belo Horizonte ist für England und USA das, was Cí³rdoba für Deutschland und Österreich ist.
Kommen wir zu den Aufregern rund um die WM, denn es geht ja nicht ohne Klatsch und Tratsch! Die z.T. ein Drittel oder sogar zur Hälfte leeren Stadien sind angeblich schlechter Transportlogistik verschuldet.
Doch der eigentlich wichtigste Aufreger sind natürlich die Tröten, genannt Vuvuzelas. Das hat nichts mit Uwe Seeler oder Vokuhila zu tun - die Kalauer wären hiermit erledigt. Es handelt sich um ein "Instrument", mit dem man einen (in Zahlen: 1) Ton erzeugen kann. Kritik dagegen gibt es, weil
a) die Spieler sich auf dem Platz nicht mehr untereinander verständigen können (so die Spieler)
b) Interviews in Fußballkneipen nicht mehr möglich sind (so Reporter)
c) der Geräuschpegel mit 120 Dezibel gesundheitsschädlich ist (so Betroffene)
Dagegen wird angeführt:
a) Das ist eben typisch südafrikanisch - wer etwas dagegen sagt, ist rassistisch und diskriminierend.
b) Man regt sich doch immer über etwas auf, was soll's also. (Zur Erinnerung: WM 1998: großes Leistungsgefälle nach Aufstockung des Teilnehmerfeldes auf 32 Mannschaften; WM 2002: doofe Schiedsrichter, Favoritensterben, viele Spiele nur über Premiere zu sehen; WM 2006: man kam nicht an Karten)
c) Trommeln, Fanfaren und Fangesänge stören doch auch keinen (wobei allerdings nicht erwähnt wird, dass diese ebenfalls unhörbar sind durch die Vuvuzelas).
Zu den Vuvuzelas habe ich mindestens drei Punkte anzuführen:
1. Wartet mal ab bis Brasilien 2014! Wer weiß, ob nicht irgendeine Region die Tradition hat, Bienen- und Hummelstöcke mit ins Stadion zu nehmen (welche etwa das gleiche Geräusch ergeben und genauso gesundheitsschädlich sind).
2. So schlecht kann's gar nicht sein: Wer eine Vuvuzela aus der Nähe mitbekommen hat, kann jedenfalls die Kritik darüber nicht mehr hören.
3. Die ganze Welt wird durch den Hass auf die Vuvuzelas geeint. "Die ganze Welt gemeinsam unter einer Sache zusammenzubringen" - das soll doch das wichtigste sein, womit genau, ist dann ja egal!
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