Fußball-WM 2010 in Südafrika

[Zurgrimm]

Und wie es voranging! Was für ein Paukenschlag gegen Australien! Mit 4:0 hinweggefegt! Da passte ja fast alles!

Ja, das sah sehr schön aus. Zum ersten Mal seit Jahren hat ein deutsches Süpiel wieder richtig Spaß gemacht anzusehen. Die Ballsicherheit und das sichere Paßspiel im Sturm - man bedenke das Sturm-Problem noch zu Völler's Teamchef-Zeiten - waren phänomenal. Ob das 4:0 ganz verdient in der Höhe ist, bin ich etwas vorsichtiger. Es wurden ja doch einige große Chancen vergeben und die beiden letzten Tore nach einer völlig überzogenen roten Karte für Australien erzielt. Die Schiedsrichterleistung fand ich eher mäßig. Auch die beiden gelben Karten an Özil und Cacau waren eigentlich nicht richtig. Um eine Karte für eine Schwalbe zu geben, muß es schon eindeutig sein und keiner der beiden hat hinterher einen Freistoß reklamiert.

Daß die Abwehr einigermaßen gut aussah hat allerdings m.E. nur daran gelegen, daß sie wenig gefordert wirde. Es war schon auffällig, wie leicht die Australier in den (wenigen) Szenen, in denen sie angegriffen haben, den Ball tief in deutscher Hälfte führen und einander zuspielen konnten, fast ohne behindert zu werden. Gegen Mannschaften mit starkem Sturm - gesehen haben wir ja Argentinien schon - muß man da noch einen deutlichen Zahn zulegen. Neuner wird - auch wenn er ein guter Torwart sein mag - nicht alles runterholen können.

Die beiden gelben Karten für Deutschland waren unnötig. Hier muss man nur aufpassen, dass man sich nicht noch früh die 2. holt.

Ganz im Gegenteil. Es könnte von Vorteil sein, die zweite bereits im Serbien-Spiel zu bekommen, zumindest wenn absehbar wird, daß man das gewinnen kann. Denn dann müssen die Spieler gegen Ghana aussetzen, was vielleicht weniger schlimm wäre, als später in einem K.O.-Spiel. Gelöscht werden Karten erst nach dem Viertelfinale (also zum Halbfinale). Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg.

Noch kurz zu den Vuvuzelas. Ich bin da auch für ein Verbot. Ich sehe es durchaus als heikel an, denn das gehört wohl zur afrikanischen Fußballtradition. Nur ist die nicht mit Stadien für Zehntausende und Fernsehübertragungen in die ganze Welt entstanden. Mit der einzelnen Tröte mag man durch Tonrhythmus und Lautstärke noch einen Ausdruck erzielen können. In der Summe ergibt das nur noch permanenten Fliegeralarm, von dem man beim Fernsehen Kopfschmerzen bekommen kann. - Es ist nur deshalb im Fernsehen nicht so laut, weil die Fernsehanstalten die Außenmikrofone herunterregeln. Im Gegensatz zu sonstigen Spielen hört man dafür keine Rufe vom Spielfeld, keine Pfiffe des Schiris, keine Gesänge der Fans (ganz leise war nur mal die Nationalhymne der Engländer zu hören). Meines Erachtens nimmt das den Spielen viel vom Reiz und ich schalte Spiele gerne mal vorher ab, weil es mir zu lästig wird.

Zu den Aussichten der deutschen Mannschaft: Es war sicher ein ganz wichtiger Sieg, zum einen weil Siege in einer WM immer wichtig sind, aber auch weil er so souverän erzielt wurde und damit den Spielern Selbstvertrauen gibt. Dennoch wird es noch ein hartes Stück Arbeit durch die Vorrunde. Für Serbien ist das Spiel gegen Deutschland bereits ein K.O.-Spiel, die werden alles aufbieten, was sie haben und hochmotiviert sein. Und Ghana hat nun ganz sicher mindestens ebensoviel Selbstvertrauen getankt, wie die Deutschen.

Das Wichtigste ist, daß Deutschland bis ins Viertelfinale kommt, weil es das als einzige Mannschaft seit Ende des 2. Weltkrieges bei jeder WM geschafft hat. Die Serie sollte man nicht abreißen lassen. Alles weitere wäre dann nur noch Kür. Herausgespielte Siege gegen die wirklich großen Mannschaften der Welt (Brasilien, Argentinien, Italien, Frankreich, ...) hat es in den letzten Jahren nicht oder kaum gegeben. Da sollte man also nun nicht zuviel erwarten.

Auf einen neuen Weltmeister tippen, möchte ich auch nicht. Am Sichersten fährt man allerdings wohl immer mit einem Tip auf Brasilien, denn die sind es ja schon mit Abstand am häufigsten gewesen. Aber auch wenn die Spanier so spielen, wie bei der letzten EM, dann wird sie nicht viel aufhalten können. Und Maradonna hat mit seinen Argentiniern, insbesondere Messi, ganz sicher auch ein Wörtchen mitzureden.