Fußball-WM 2010 in Südafrika

[Kunar]

Den Zwölfen zum Gruße!

Ein Auftritt, der wenig Zuversicht weckt. Gegen England müsste schon eine gewaltige Steigerung in fast allen Mannschaftsteilen her. Zumindest was die Abwehr angeht, sehe ich hierfür aber keine Grundlage: die ist schlecht und wird das auch bleiben.

Ach komm, die Engländer haben sich bisher auch wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert. Die spielten bisher auch wirklich mies. Sicher haben sie das Potential, sich zu steigern, aber ich bin eigentlich recht optimistisch, was das Achtelfinale betrifft. Bei denen können wir allemal mithalten. Die Abwehr war schwach heute, das stimmt. Aber die Engländer hauen wir trotzdem weg. Die haben keinen Torwart, da können wir auch aus der Distanz einiges machen. Da sehe ich Chancen satt. Viel mehr Angst habe ich da vor den Argentiniern, die wir wohl in einem etwaigen Viertelfinale schlagen müssten. Das dürfte in der Tat nur mit Glück machbar sein, denn die sind uns einfach überlegen. Schauen wir mal...

Heute Abend freuen wir uns erstmal, dass wir durch sind.

Stimmt, wir hatten immerhin bisher ein richtig gutes Spiel, die Engländer noch gar keins

Ja, freuen über das Weiterkommen ist wirklich angesagt! Prost auf die deutsche Mannschaft! Schön, dass die Spieler unmittelbar nach der Begegnung nicht mit Selbstkritik sparten: Ich sehe 1000-mal lieber solche Leute als gnadenlos von sich selbst überzeugte. Was Deutschland retten könnte (außer besserem Spielen als die Engländer):

1) Der Torwart hat den Spitznamen "Calamity James" (in Anlehnung an "Calamity Jane", vielleicht noch bekannt aus Lucky-Luke-Heften), weil er gerne mal einfache Bälle verpatzt. Man muss kein "Green"horn sein, um dumme Gegentreffer zuzulassen.
2) Von Frankreich könnte das Selbstzerfleischungsvirus überspringen. Trainer und Spieler scheinen sich nicht ganz grün zu sein. Zwar kann ein wenig Zoff hinter (!) den Kulissen (mit Aussprache!) klärend wirken (siehe "Nacht von Malente" 1974, Ergebnis: Weltmeister), aber für Meinungsverschiedenheiten, die man vor oder über die Presse austrägt, hat niemand Verständnis. Durch die Bank verurteilen ehemalige Spieler (Zidane, Netzer) solche Aktionen.
3) Die K.o.-Runde fällt ganz anders aus als die Gruppenspiele. Deutschland hat Erfahrung darin, nach einer ziemlich vergurkten Vorrunde plötzlich besser zu werden. Alles ist möglich, jetzt werden die Karten neu gemischt.

Erinnern wir uns an die bisherigen Achtelfinalspiele:
1986 1:0 gegen Marokko - peinliches Gekicke, der Treffer fiel kurz vor Ende.
1990 2:1 gegen die Niederlande - hochkarätiger Krimi gegen den amtierenden Europameister (der einen bei der EM 1988 im eigenen Land im Halbfinale rausgeschmissen hatte). Unvergessen die Spuckaktion gegen Rudi Völler und die beiden roten Karten.
1994: 3:2 gegen Belgien - eher als gutes Spiel in Erinnerung trotz des knappen Ausgangs. Deutlich besser als die Vorrunde.
1998: 2:1 gegen Mexiko - ein achtbarer Gegner, wenn auch Deutschland eine Spur besser war.
2002: 1:0 gegen Paraguay - weitergezittet nach einem Treffer von Oliver Neuville.
2006: 2:0 gegen Schweden - überraschend klarer Sieg, ein vergebener Elfmeter der Schweden, Bilanz gegen sie damit ausgeglichen (inzwischen sogar positiv).

1990 war sicherlich die packendste Partie, ansonsten waren die Gegner sicherlich eine Spur kleiner. Hochglanzfußball war es meistens nicht, eher mühsame Arbeitssiege. Die knappen Ausgänge zeigen, dass meistens doch ein Quentchen Glück im Spiel war.

Was mich beim Abspielen der Hymnen heute übrigens enorm gestört hat: Wie lange die Kamera jeweils auf den Boatengs blieb. So als wollte man doch noch einmal den Halbbruderzwist heraufbeschwören. Der Ghanaer hatte die Augen geschlossen und ich kann es gut nachvollziehen, wenn beide inzwischen völlig genervt sind von dem Medienzirkus, der um ihre Verwandtschaft veranstaltet wird. Ein Glück für beide, dass ihre Mannschaft weitergekommen ist, sonst hätte es bestimmt "Gewinner - Verlierer"-Portraits von beiden gegeben.