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Efferdmorgen
#24
Hjaldorberge, 9. Travia (Wassertag)
Haben Felsteyn Richtung Hjaldorberge verlassen. Lornir schien alles anderes als begeistert, als ich ihm meinen Entschluss mitteilte. Ohne Ragna sehe ich unsere Suche im Sand verlaufen. Nach einer viel zu kurzen Nacht brachen wir bei unangenehmem Nieselregen auf. Noch konnten wir nicht ahnen, was uns erwarten würde. „Und warum soll dieser Pass nur bis Ende Efferd passierbar sein“, brach Bjaki die morgendliche Stille. „Wenn das so weiter geht, sind wir in drei Tagen am Hjaldinggolf. Vier Tage für zwei Kartenteile - ich würde sagen, nicht schlecht für den Anfang. Da bleibt ja noch Zeit, meine Schwester in Cardhavn zu besuchen.“ - „Bjaki Torgesson“, mahnte Lornir ernst. „Erstens, sind wir noch nicht über dem Pass. Zweitens, sollten wir es sicher hinüber schaffen, was bestimmt kein Praiostagspaziergang sein wird, wird es mit Sicherheit länger als drei Tage dauern, bis wir in Vidsand sind. Drittens ist noch überhaupt nicht klar, ob diese Ragna noch in Vidsand wohnt, von einem Kartenteil mal ganz zu schweigen. Und viertens,…“ - „Viertens“, wiederholte Bjaki. „Das erzähle ich dir ein andermal.“ Die beiden wurden in ihrer Diskussion unterbrochen, als Isidor auf einen schlafenden Reisenden am Wegrand aufmerksam machte. Aelil merkte ironisch an, dass es sich wohl um einen längeren Schlaf handeln würde, da der Reisende bereits tot ist. Mitleidsvoll wollte ihm Isidor seine Decke über den Kopf ziehen. Dabei fiel im ein Dokument auf, das der Tote mit sich führte. Es war auf Thorwalsch verfasst. Lornir las vor:

„Das Einhorn kennt viele Möglichkeiten, dir zu helfen.
Es kann sogar verlorene Gegenstände wiederbeschaffen,
wenn es selbst glaubt, dass diese von Wichtigkeit sind.
Dabei ist es schneller als der Wind.“

„Na dann hoffen wir mal alle, dass uns ein Einhorn über den Weg läuft und dieses Schwert bringt“, kommentierte Svanja nüchtern. Schweigend setzten wir unseren Weg fort. Aus Richtung Osten schien die morgendliche Traviasonne, sodass die Wolken von einem schön anzusehenden Regenbogen durchbrochen worden, ehe es wieder dunkel wurde. Der Weg vor uns zog jetzt allmählich an und führte steil nach oben. Lornirs Aussage zufolge würden wir morgen Abend den Pass erreichen. Aelils Adlerauge nahm mehrere Schlamm- und Gerölllawinen wahr. Immer wieder warnte sie uns erfolgreich vor vermeintlichen Abkürzungen. Zusehends wurden die Berge höher, bis es schließlich keine Abkürzungen oder Umwege mehr gab, sondern nur noch einen Pfad, an dessen Rand steil nach oben die Felsen der Hjaldorberge ragten. Bjaki meinte, wenn er es darauf abgesehen hätte, Reisende auszunehmen, wäre hier der ideale Ort, um einen Hinterhalt zu legen. Er sollte recht behalten. Kurze Zeit darauf stürmten einige raue Gesellen aus dem Gestrüpp hervor und wollten doch tatsächlich 90 Dukaten von uns erpressen - 15 Dukaten Wegzoll pro Person! Ich entgegnete ihnen, dass sie 15 Schwerthiebe pro Person haben könnten. Damit mussten erneut die Waffen sprechen. Die Räuber kämpften verdammt hart, aber schließlich setzten wir uns durch. In einem Bad aus Regen, Schweiß und Blut schlugen wir sie letztendlich in die Flucht. Zwei von ihnen streckten wir nieder. „Schell! Zurück zum Lager!“, rief einer der Fliehenden, was mir für kurze Zeit das Blut in den Adern stocken ließ. War das hier nur die Spitze des Eisbergs? Soll es hier noch mehr Räuber geben oder gar davon nur wimmeln? Wir haben definitiv keine Kräfte mehr, einem weiteren Angriff standzuhalten. Wir benötigen unbedingt ein sicheres Versteck, um halbwegs unbeschadet die Nacht zu überleben. Lornir verlor sogar kurzzeitig das Bewusstsein, wurde aber von Bjaki verteidigt wie von einer Bärin, die um ihr Junges kämpfte. Nachdem unser Druide wieder ansprechbar war, drang sein Retter auf ihn ein: „Ich habe dir das Leben gerettet. Sag mir jetzt deinen vierten Punkt, weshalb du Bedenken hast.“ - „Danke dafür“, antwortete der Alte gelassen. „Dann will ich mal nicht so sein. Viertens, es geht die Legende um, dass hier Gamla Bjergkuppensdottir haust. Trotz ihres Alters soll sie übermenschliche Kräfte verfügen und die Gegend hier in Angst und Schrecken versetzen.“ - „Pah, willst du mich veralbern? Diese Geschichte kennt in Thorwal doch jedes Kind. Nochmal: Was ist dein vierter Punkt?“ - „Das kann ich dir nicht sagen.“ - „Ich habe dir das Leben gerettet.“ Wir andere stimmten Bjaki zu, worauf sich Lornir geschlagen gab. „Also gut. Viertens, in den Auen des Merek-Tals grassiert zurzeit eine heimtückische Seuche. Besonders betroffen ist der Unterlauf des Flusses - Muryt und Calhis wissen nicht mehr wohin mit ihren Toten. Wenn es so weiter geht, wird sich die Seuche nächste Woche auch auf die Städte an der Küste ausbreiten. Cardhavn, Vidsand.“ - „Torgrid! Meine Schwester!“, fuhr es durch Bjaki. „Wir müssen sie warnen!“ - „Es wird gleich dunkel. Wir sind am Ende unserer Kräfte“, warf ich ein. Lasst uns zunächst irgendwo einen Lagerplatz suchen, wo wir halbwegs geschützt sind.“ - „Lager?“ Bjaki war außer sich. „Meine Schwester ist in Gefahr. Sie hat zwei kleine Kinder. Ihr könnt hier gerne lagern. Ich werde sie warnen gehen.“ - Entschlossen packte ich ihn an seinem Arm. „Bjaki. Ich verspreche dir, wir werden alles Mögliche tun, um deine Schwester zu warnen. Aber jetzt brauchen wir ein Nachtlager.“ - „Pah, was bedeutet dir schon meine Familie? Warum sollte ich dir glauben, einem Fremden?“ - „Weil es dir dein Herz sagt.“ Stille. „Lasst uns Brennholz suchen“, wandte Aelil ein. In spätestens 20 Minuten ist es stockdunkel.“
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Efferdmorgen - von Fíonlaighrí - 08.02.2013, 16:29
RE: Efferdmorgen - von Fíonlaighrí - 09.02.2013, 10:09
RE: Efferdmorgen - von Fíonlaighrí - 10.02.2013, 16:42
RE: Efferdmorgen - von Fíonlaighrí - 12.02.2013, 16:18
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RE: Efferdmorgen - von Fíonlaighrí - 15.02.2013, 17:39
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RE: Efferdmorgen - von Sarzobal - 16.02.2013, 19:17
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RE: Efferdmorgen - von Fíonlaighrí - 25.02.2013, 18:28
RE: Efferdmorgen - von Hendrik - 25.02.2013, 22:33
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RE: Efferdmorgen - von Fíonlaighrí - 09.03.2013, 21:47
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