(06.10.2013, 09:46)Alrik Alrikson schrieb: 1. Jemand, der beide Spiele kennt und mit dem Original "großgeworden" ist, wird eine ganz andere, sehr subjektive und vielleicht auch emotionale Bindung an "sein" Spiel haben, und sobald dieses Spielgefühl nicht mehr auftreten (kann), wird er das Remake als schlechter empfinden.Das ist sicher ein wichtiger Punkt, vielleicht sogar der Wichtigste.
(06.10.2013, 09:46)Alrik Alrikson schrieb: Hinzu kommen Ereignisse, die im Original möglicherweise als sehr wichtig und stimmungsvoll empfunden wurden und die nun fehlen oder stark verändert wurden. Für mich persönlich ist das Intro des Originals eines der besten der Spielegeschichte und ich finde, dass es auch heute noch sehr stimmungsvoll ist und auch grafisch (von den grünen Orks einmal abgesehen), in Kombination mit den Musikstücken, als episch zu bezeichnen ist. Dieses Intro wurde im Remake zu einer Farce degradiert, in welcher Musik und Text einfach übereinandergelegt wurden und dem Spieler überhaupt kein Gefühl der Welt, in welcher er sich befinden soll, vermittelt wird.Der Grundgedanke ist gewiß zutreffend. Bei mir ist es eher das Gameplay, die Art der Bedienung des Spiels und das Gefühl beim Erkunden von Orten. Das Intro hat für mich demgegenüber nicht diesen Stellenwert. Ich finde zwar auch das original Intro (abgesehen von den grünen Orks) sehr gelungen und das Intro des Remakes schwach. Aber ich habe die original Schicksalsklinge zuerst in der Diskettenversion, also ohne Intro kennengelernt und sie hat mich dort schon gefesselt. Das Intro habe ich erst später gesehen. Insofern ist das nie der entscheidende Punkt gewesen.
(06.10.2013, 09:46)Alrik Alrikson schrieb: Dieses kleine "Spiel im Spiel" verdeutlicht im Remake leider nur die Hässlichkeit der Figuren, die zudem auch noch überhaupt keinen Bezug zu den Typen haben (von Thorwaler und Zwerg einmal abgesehen). Die Bilder im Original hingegen zeigten liebevoll gezeichnete Personen, welche sich in sehr vielen Details unterschieden und zudem absolut stimmungsvoll umgesetzt wurden.Hier muß ich sagen, daß mich die neuen Portraits nicht besonders stören. Ich fand auch die Originalportraits immer nur begrenzt passend und habe mich daher zumeist auf ganz wenige immer gleiche beschränkt. Die neuen finde ich nicht überwältigend, aber akzeptabel.
(06.10.2013, 09:46)Alrik Alrikson schrieb: 2. Wer nur das Remake kennt, wird es mit anderen, grafisch überlegenen, Spielen vergleichen, sich über den Mangel des "an die Hand genommen werdens" wundern oder vielleicht auch mit einer fehlenden Spielführung nicht zurechtkommen.Das stimmt sicher. Allerdings ist derjenige, der nur das Remake kennt, kein guter Maßstab, wenn man herausfinden will, weshalb das Spielgefühl des Originals im Remake nicht aufkommt. Denn ob Spielern, die heute neu das Remake spielen, das Original typischerweise überhaupt noch zusagt, bleibt spekulativ.
(06.10.2013, 09:46)Alrik Alrikson schrieb: Kurzum: trotz grafisch und technisch hervorragender Möglichkeiten werden diese nicht genutzt um ein atmosphärisches Bild einer Stadt zu schaffen.Auch das ist sicher alles richtig. Nur war das Ergebnis im Original ja nicht authentischer. Klar, den Spieler, der nur das Remake kennt, mag dies im Vergleich zu anderen Spielen abschrecken. Aber der Spieler, der das Original kennt und schätzt, weshalb stört der sich so daran? Da ist es dann doch wahrscheinlich wieder Dein erster Punkt, der mit reinspielt. Im Vergleich zum Original und all dem, was man da in 20 Jahren lieb gewonnen und sich im Geiste zu vorgestellt hat, wirkt diese 3D-Welt trist.
Wahrscheinlich ist es also tatsächlich auch eine Frage der Grafik, selbst für diejenigen, die sich auch mit Spielen einfacher Grafik anfreunden können: Wenn es eine 3D-Grafik ist, die den Anspruch hat bzw. die Erwartung weckt, die Spielwelt zu zeigen, wie sie ist, dann muß sie auch hübsch und detailverliebt sein. Und das kann das remake nicht oder nur ungenügend leisten. Wenn das Spiel sich aber von vornherein mit symbolhafter Grafik begnügt (fast jedes Haus sieht gleich aus), malt sich der Spieler den Rest in seiner Phantasie aus. Diese Phantasie aber vermag die - begrenzt abwechslungsreiche - 3D-Grafik des Remakes nicht anzuregen.
(06.10.2013, 09:46)Alrik Alrikson schrieb: Dieser grafische Aspekt findet sich dann auch im Kampf wieder, welcher ja ein zentrales Element des Spieles ist. Wenn sich dort dann keinerlei Veränderungen an den Charakteren finden (mit Ausnahme der Waffe oder des Schildes), in Abhängigkeit davon, wie ich sie ausgerüstet habe und zudem aus den nicht stimmungsvollen Figuren noch nicht einmal frei gewählt werden kann, welche Variante ich nun haben möchte, dann überzeugt das leider nicht. Bei Rollenspielen ist es extrem wichtig, dass sich der Spieler mit seinen Helden identifizieren kann, und dies fehlt hier vollkommen, da keine wirkliche Bindung zu diesen Figuren auftritt.Auch hier gilt aber wieder, daß dies - wie Du ja eingangs schriebst - im Original auch schon so war. Und bei dem empfinden viele Spieler trotz nahezu unveränderlicher Kampfmodelle eine Bindung zu ihren Figuren. Weshalb dies im Remake nicht gelingt, kann da m.E. auch nur wieder etwas mit den Ansprüchen, die die Spielgrafik insgesamt weckt, zu tun haben. Wenn auf den Kampfplätzen etwa umgekippte Wagen, Säcke, Kisten, Geröll etc. herumliegt, dann wirkt das nicht mehr wie eine Art Schachspiel, auf der man Figuren zieht, die die Helden symbolisieren, sondern es wird suggeriert, die Helden würden dort als individuelle Personen dargestellt. Und diesem neuen Anspruch können sie dann durch ihre geringe Varianz nicht genügen.
Eine ebenfalls nicht mehr symbolhafte, sondern dem Anspruch nach realistische Grafik hatte ja Riva in den Bereichen der 3rd-person-Perspektive. Die Häuser sahen dort nicht mehr gleich aus, in den Dungeons konnte man alles grafisch sehen, was untersucht werden konnte. Und tatsächlich: Wenn man das Stadtbild von Riva mit dem von Thorwal im Remake vergleicht, dann wirkt die erstere Stadt - trotz (oder vielleicht gerade wegen?) fehlender Personen auf den Straßen - sehr viel stimmungsvoller und abwechslungsreicher (man vergleiche nur die Architektur in den verschiedenen Stadtvierteln).
Die Frage wäre dann: Kann man das noch ändern? Kann man die Grafik noch so aufhübschen, daß eine Atmosphäre wie in Riva (der Vergleich paßt besser als der von Schick) beim Erkunden von Orten und Dungeons zumindest teilweise wieder erreicht wird?
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."