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Die Rate Ecke
Was sind die Digesten und welche Bedeutung haben sie (auch für uns heute noch)?
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."
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Hat es was mit Verdauung zu tun? ^^
Die der Götter Gunst verloren,
sind verfallen einer Macht -
Die sie führt zu fernen Toren,
und durch sie in ew'ge Nacht.
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Ok, ich habe erst mal an den Readers Digest gedacht, dann an den Digestif und jetzt bin ich bei den Gesta Danorum. Ich habe keine Ahnung. Hat es was mit "Taten" von irgendwem zu tun?
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(14.12.2015, 09:21)Alpha Zen schrieb: Hat es was mit Verdauung zu tun? ^^
Nein.

(14.12.2015, 09:22)Rabenaas schrieb: Hat es was mit "Taten" von irgendwem zu tun?
Das muß ich mit einem glasklaren Jein beantworten. Der Begriff "Taten" ist so weit gefaßt, daß ich es nicht gänzlich verneinen kann. Aber ich vermute, daß Du damit nicht ganz in die richtige Richtung denkst. Es ist jedenfalls weder eine Heldensage noch die Biografie einer Person oder etwas in dieser Richtung.
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."
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(14.12.2015, 09:21)Alpha Zen schrieb: Hat es was mit Verdauung zu tun? ^^
War auch mein erster Gedanke ;)

(14.12.2015, 09:22)Rabenaas schrieb: Ok, ich habe erst mal an den Readers Digest gedacht..
War mein 2. Gedanke :lol:

Da die Farge von Zurgrimm kommt, vielleicht irgend so ein Juristendingsbums :think:
[Bild: missriva.jpg]
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Hm, die Sache mit "Bedeutung (auch heute noch)" lässt mich vermuten, dass dieses etwas aus der Antike oder noch davor stammt/kommt.
Ist es vlt. eine Art Regelwerk/Vertrag/Übereinkunft zwischen irgendwelchen Gruppen oder Institutionen, deren Regeln noch gelten. Vlt. nicht unbedingt in vertraglicher Form, sondern eher als eine Art "Guter Ton" oder "stillschweigende, akzeptierte Übereinkunft"?
Die der Götter Gunst verloren,
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Hat es etwas mit Gesten zu tun? Vielleicht Geschäfte per Handschlag abschließen oder sowas in der Art?
Tut es eigentlich einer Zahl weh, wenn sie gerundet wird?
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(14.12.2015, 09:57)Asgrimm schrieb:
(14.12.2015, 09:22)Rabenaas schrieb: Ok, ich habe erst mal an den Readers Digest gedacht..
War mein 2. Gedanke :lol:
Die Ansätze sind ja auch gar nicht so schlecht, wenn man von der Herkunft ausgeht. Sie sind nur eben von der Lösung noch ein gutes Stück weit entfernt.

(14.12.2015, 09:57)Asgrimm schrieb: Da die Farge von Zurgrimm kommt, vielleicht irgend so ein Juristendingsbums :think:
(14.12.2015, 10:00)Alpha Zen schrieb: Hm, die Sache mit "Bedeutung (auch heute noch)" lässt mich vermuten, dass dieses etwas aus der Antike oder noch davor stammt/kommt.
Ist es vlt. eine Art Regelwerk/Vertrag/Übereinkunft zwischen irgendwelchen Gruppen oder Institutionen, deren Regeln noch gelten.
Auch diese Ideen führen durchaus in die richtige Richtung. Aber um einen Vertrag oder "Anstandsregeln", die zwischen Personen/Institutiuonen vereinbart wären, geht es nicht.
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."
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Vielleicht handelt es sich um Gewohnheitsrecht, das irgendwann mal schriftlich gefasst und katalogisiert wurde?
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Oder generell eine Gesetzessammlung, zusammengetragen aus verschiedensten Quellen.
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(14.12.2015, 12:28)Rabenaas schrieb: Vielleicht handelt es sich um Gewohnheitsrecht, das irgendwann mal schriftlich gefasst und katalogisiert wurde?
Sehr nah dran, aber noch nicht ganz treffend.
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."
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(14.12.2015, 13:42)Alpha Zen schrieb: Oder generell eine Gesetzessammlung, zusammengetragen aus verschiedensten Quellen.
Ja, o.k., das lasse ich gelten.

Die Digesten sind tatsächlich eine Sammlung von Auszügen, sogenannten Exzerpten, von Abhandlungen klassischer römischer Juristen. Sie stellen das Kernstück des Corpus Iuris Civilis dar, welches das mit Abstand bedeutendste Gesetzeswerk des Abendlandes ist. Die besondere Bedeutung liegt v.a. darin, daß dieses erstmals als umfassend verstandene Gesetzeswerk vom oströmischen Kaiser Justinian 533 n. Chr. förmlich in Kraft gesetzt wurde (vorher gab es nur punktuelle Kaisererlasse). Wiederentdeckt wurden die Digesten in Italien Mitte des 11. Jahrhunderts. Das darin geschriebene Recht wurde fortan in der Glossatorenschule zu Bologna gelehrt, was die Geburtsstunde der (weltlichen) Universitäten in Europa markiert.

Erlassen habe ich Euch jetzt die Frage der Bedeutung bis heute. Dazu nur soviel: im 19. Jahrhundert wurde das römische Recht in Gestalt des Corpus Iuris erneut rezipiert von der sog. "historischen Schule", geprägt v.a. von einem Herrn von Savigny (den Namen könnte man schon mal gehört haben). Und diese Erkenntnisse waren von großem Einfluß auf den Inhalt des Bürgerlichen Gesetzbuches, das 1900 in Kraft getreten ist und im Grundsatz bis heute gilt (und wohl auch von gewissem Einfluß auf das schweizerische ZGB).

Alpha Zen ist dran.
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."
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Wofür ernteten die Brüder George D. und William J. Besler eine Menge Publicity?
Die der Götter Gunst verloren,
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Die sie führt zu fernen Toren,
und durch sie in ew'ge Nacht.
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Nicht mit Bessemer verwechseln...
...aber hatten die nicht auch etwas mit Metallverarbeitung zu tun?
[Bild: missriva.jpg]
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Indirekt. Bzw., wahrscheinlich anders, als du denkst.
Die der Götter Gunst verloren,
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Die sie führt zu fernen Toren,
und durch sie in ew'ge Nacht.
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Dann anders als ich denke:
Etwas mit Edelmetallen oder etwas, sie haben etwas entworfen womit man Information übertraagen kann?
[Bild: missriva.jpg]
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(14.12.2015, 14:00)Zurgrimm schrieb: Erlassen habe ich Euch jetzt die Frage der Bedeutung bis heute. Dazu nur soviel: im 19. Jahrhundert wurde das römische Recht in Gestalt des Corpus Iuris erneut rezipiert von der sog. "historischen Schule", geprägt v.a. von einem Herrn von Savigny (den Namen könnte man schon mal gehört haben). Und diese Erkenntnisse waren von großem Einfluß auf den Inhalt des Bürgerlichen Gesetzbuches, das 1900 in Kraft getreten ist und im Grundsatz bis heute gilt (und wohl auch von gewissem Einfluß auf das schweizerische ZGB).

Kannst Du sagen, wieso sich das Recht im angelsächsischen Raum so anders entwickelt hat?
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(14.12.2015, 19:35)Rabenaas schrieb: Kannst Du sagen, wieso sich das Recht im angelsächsischen Raum so anders entwickelt hat?
Naja, eine letztendliche Erklärung kann ich Dir dafür nicht geben. Zum einen hat das sicher viele Gründe und zum anderen bin ich kein Rechtshistoriker. Ich kann nur einige Gedankenansätze wiedergeben.

Das kontinentaleuropäische Recht hat sich ganz maßgeblich durch die Rezeption des römischen Rechts, d.h. des Corpus-Iuris-Rechts entwickelt. Und zwar nicht nur hinsichtlich bestimmter Rechtssätze oder -aussagen, sondern vor allem auch im Hinblick des rechtlichen Denkens und Arbeitens allgemein, also des Herangehens an rechtliche Fragestellungen. Der Ansatz, rechtlich problemorientiert zu denken, d.h. Lebenssachverhalte auf exemplarische einzelne Probleme zurückzuführen und diese mithilfe von abstrakten Rechtssätzen zu lösen, kommt maßgeblich aus dem römischen Recht. Man spricht insoweit auch von einer "Rationalisierung des Rechts".

Dadurch, daß die Rezeption des Corpus Iuris in Großbritannien nicht in dieser Weise stattgefunden hat, ist dieser Prozeß dort nicht entsprechend abgelaufen. Die Frage ist also dahin zu stellen, weshalb die Rezeption nicht bis nach Großbritannien gereicht hat. Und das hat wohl eine Vielzahl von Gründen. Allein die räumliche Distanz zu Italien, dem Zentrum der Rezeption und Ursprungsland des römischen Rechts, dürfte eine Rolle gespielt haben. Vor allem aber wurde die breite Akzeptanz und starke (letztlich gewohnheitsrechtliche) Durchsetzung des gelehrten - also römischen - Rechts im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation dadurch begünstigt, daß man das römische Recht nicht als etwas Fremdes wahrgenommen hat, sondern in Folge der "Translatio Imperii", aufgrund der man sich in der Kontinuität des Römischen Reiches sah, letztlich als eigenes Recht. Dieses Gefühl ist im Staatsdenken der Angelsachsen wohl bei weitem nicht so ausgeprägt gewesen.
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."
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Interessant. An das Heilige Römische Reich hätte ich dabei nie gedacht.
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@Asgrimm: nein

Präzisier mal, was du mit Metallverarbeitung meinst. Für mich fällt im weitesten Sinne auch darunter, wenn ich mir nen Schlüssel nachmachen lasse. :D
Die der Götter Gunst verloren,
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