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Bedingungsloses Grundeinkommen
#14
Pergor schrieb:Und für größere Anschaffungen muss man immer sparen. Man kann doch nicht wissen, was auf einen zukommt. Und ich wage zu behaupten, dass bei einem bedingungslosen Grundeinkommen der große "Boom" eher ausbleiben würde. Sooo viel bleibt da nicht übrig, wenn erst einmal die Fixkosten für die Existenz abgerechnet werden. Wer verantwortungsbewusst ist, legt den Rest an die Seite. Es muss IMMER das Bestreben vorhanden sein, am Monatesende etwas auf dem Konto übrig zu behalten. Sonst macht man etwas grundlegend falsch.
Klar wird man für teurere Dinge sparen und auch ein bisschen was auf dem Konto behalten - man weiß ja nie. Aber nicht so notorisch zwanghaft, weil man ja jeden Tag seinen Einkommensplatz verlieren könnte oder später einmal seine Rente selbst finanzieren muss. Darauf will ich hinaus. Sprich: Das Geld auf dem Konto muss nicht gehortet werden.

Pergor schrieb:Da kann ich absolut nicht zustimmen. Meine Mum ist in einer zeitarbeitsfirma tätig, sprich sie vermittelt (Langzeit-)Arbeitslose, oder versucht es zumindest. [...] Du hast in diesem Punkt glaube ich ein zu gutes Bild von den Menschen, Calesca.
Ich hab mal ein Praktikum bei der Arbeitslosenselbsthilfe gemacht, die haben auch Arbeitslose vermittelt. Und wenn's da keine Stellen gab, dann haben sie zumindest ABM organisiert. Da hab ich auch von verschiedenen Ansichten erfahren. Ein Teil macht die Arbeit gerne, weil er froh ist, etwas zu tun zu haben, und/oder die Arbeit sogar sinnvoll findet. Andere arbeiten notgedrungen, weil sie eben müssen, um die Unterstützung zu erhalten, und sonst nicht leben könnten. Dann gab es natürlich auch dort solche, die ständig wieder auf der Matte standen, wovon wiederum ein Teil es aus verschiedenen Gründen nicht auf die Reihe bekam und der Rest einfach wirklich nicht wollte (oder, ich sag mal, nicht wollen konnte).

Pergor schrieb:Zumal man nach so langer Arbeitszeit wohl kaum einen sonderlich hoch gestellten Beruf erwarten kann. Und dann, anstatt auf dem Sofa zzu liegen, für 100 Kröten mehr im Monat tagein tagaus schuften? Nein, danke!
Das ist genau der Punkt! Würdest du für 100 Euro gerne irgendeinen Scheißjob erledigen, der deinen ohnehin schon minimalen Lebensstandard praktisch gar nicht verbessert? Ich nicht! Und ich finde, jeder Mensch sollte das Recht haben, das dann auch abzulehnen. Das sind reine Beschäftigungsmaßnahmen. Und wenn es nur darum geht, dann sollten die Menschen sich diese Beschäftigung wenigstens selbst aussuchen dürfen. Es kann allen Seiten nur Vorteile bringen, wenn jemand etwas tut, was er auch will. (Und btw, wenn er nichts will, dann soll er bitte auch nichts tun, das ist dann nämlich immer noch für alle Parteien das Beste (auch ökonomisch gesehen!))
Also ich kann mich sehr gut in diese Menschen hineinversetzen, denen das Aufstehen jeden Morgen sowieso schon schwer fällt. Ich gehe sogar so weit, zu behaupten, dass ich mich an deren Stelle wahrscheinlich genauso verhalten würde!
Übrigens sieht man daran auch, dass das Geld nicht der Anreiz sein kann, sonst würden sie für die 100 Euro ja arbeiten gehen. Stattdessen ist es wohl die fehlende Perspektive und diese Gewissheit, dass man aus diesem Loch eh nicht mehr rauskommt und die Obrigkeit einen doch nur beschäftigen und somit ruhigstellen will. Gerade bei Zeitarbeit! Wenn man aus diesen 100 Euro 1000 machen würde, dann würden sie vermutlich sehr wohl arbeiten, aber das wäre ja eine ganz andere Perspektive. Das Geld ist nur Mittel zum Zweck. Menschen wollen in Würde leben. Wenn sie das nicht können, warum sollten sie dann überhaupt irgendetwas zu tun?
Tut mir Leid, ich kann diese Leute nicht nur sehr gut verstehen, ich finde sogar, sie haben Recht!

Geld hat in unserer Gesellschaft eine ganz falsche Funktion bekommen. Es ist nicht richtig, es als Lohn für unsere Arbeit zu sehen. Denn eigentlich bekommen wir Geld, damit wir arbeiten können. Zuerst bezahlen wir unsere Miete, kaufen uns ein Bett und füllen den Kühlschrank und erst, wenn das getan ist und wir satt und ausgeschlafen sind, dann gehen wir zur Arbeit. Und deshalb muss ein Einkommen vor der Arbeit kommen.
Ich weiß, das sind ganz radikale Schnitte im Denken, aber im Grunde ist das genauso simpel und logisch wie es am Anfang schwer nachzuvollziehen ist. "Man muss lernen, es denken zu können." Ich finde, dieser Satz hört sich fast absurd an, aber es ist wirklich so!
Dass das mit dem Geld ganz einfach die Wahrheit ist, sieht man, wenn man es umdreht. Geh du mal arbeiten, wenn dein Magen knurrt und das Innere deiner Matratze von Kakerlaken bewohnt wird. Oder nicht ganz so dramatisch: Wenn du zwar eine Wohnung hast und genug zu essen und eigentlich "ganz gut über die Runden kommst", aber dir nicht mal leisten kannst, einmal im Monat ins Kino zu gehen. Und dass es so auf Dauer nicht funktioniert, das hat dein Beispiel sehr schön gezeigt. Das machen die Menschen irgendwann nicht mehr mit. Sieht man auch ständig im Fernsehen.

Jetzt kannst du von mir aus sagen, dass ich wohl auch ein zu gutes Menschenbild habe, aber da bin ich durchaus Stolz drauf. ;)

Aber nochmal zurück zu den 100 Euro mehr, für die keiner schuften geht. Stell dir doch mal vor, wie die Situation unter einem Grundeinkommen wäre.
Erstens - das hab ich schon erwähnt - muss ja niemand mehr arbeiten. Nicht für 100 Euro und nicht für 10000. Somit kann sich jeder "Arbeitslose" diese Schmach ersparen irgendeinem Arbeitsamttypen und einem Personalchef irgendwohin kriechen zu müssen, um einen Schein zu bekommen, der ihm das Geld zusichert, das er zum Leben braucht. (Vorteil! Nicht Nachteil!) (Den Stinkefinger halte ich dabei für bittere Ironie, Zynismus, Trotz, all die Verhaltensweisen und Ansichten, die aus einer verletzten Persönlichkeit hervorgehen.)
Zweitens sieht die Theorie vor, dass das Grundeinkommen von den Löhnen abgezogen wird, so dass am Schluss niemand mehr verdient als heute sowieso schon. Das heißt also, dass mit der Einführung des BGE die Unternehmen jedem Mitarbeiter erst einmal 1000 Euro weniger Lohn zahlen. Und das bedeutet, dass noch viel mehr Leute für diese annähernd 100 Euro arbeiten "müssten"! Es dürfte dann aber kein Problem sein, die Löhne kurzerhand wieder um 500 Euro zu erhöhen, wirklich nicht. So sparen die Unternehmen ja immer noch ebenso viel pro Mitarbeiter. Wenn man sieht, dass Unternehmen und Gewerkschaften schon um Lohnerhöhungen von nur 2% streiten, dann weiß man, dass das offensichtlich ne ganze Menge Geld ist. Für den Unternehmer und für den Mitarbeiter natürlich auch. Die 100 Euro, die der Arbeitslose heute mehr bekommt, die gehen fast garantiert für Lebensmittel drauf. Aber die 500 Euro bekommt der Mitarbeiter netto (bei Konsumsteuer) auf die Hand und diese 500 Euro kann er ausgeben, wofür er will. Denn Miete und Essen und Kleider und und und - das ist ja alles schon bezahlt. Somit wären 100 Euro dann effektiv mehr wert als heute.
Great people care.
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Bedingungsloses Grundeinkommen - von Boneman - 18.06.2007, 21:56
RE: Bedingungsloses Grundeinkommen - von Fury - 08.02.2008, 23:49
RE: Bedingungsloses Grundeinkommen - von Pergor - 09.02.2008, 02:20
RE: Bedingungsloses Grundeinkommen - von araffi - 21.02.2008, 10:31
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RE: Bedingungsloses Grundeinkommen - von Pergor - 11.03.2008, 11:04
RE: Bedingungsloses Grundeinkommen - von Pergor - 12.03.2008, 10:48
RE: Bedingungsloses Grundeinkommen - von Boneman - 12.03.2008, 17:27
RE: Bedingungsloses Grundeinkommen - von Luigi - 27.08.2008, 12:55
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RE: Bedingungsloses Grundeinkommen - von Otis - 28.01.2009, 01:49
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RE: Bedingungsloses Grundeinkommen - von Kensei - 29.03.2009, 09:10
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