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(01.12.2017, 21:21)Crystal schrieb: Als den stärksten Gruppengegner sehe ich persönlich eher die Schweden, da Mexiko in seiner Quali nie besonders gefordert wird, Schweden mit den Niederlanden und Italien zwei Ausrufezeichen nach der Ibrahimovic-Ära gesetzt hat und schließlich mit den klimatischen Bedingungen in Russland wohl bestens zurechtkommen wird.
(03.06.2018, 14:39)Crystal schrieb: Nach der 20-Jahre-Regel werden wir eh erst wieder 2034 Weltmeister...
(1954, 1974, 1990, 2014...2034?)
q.e.d.
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27.06.2018, 18:31
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.06.2018, 18:32 von Zurgrimm.)
(27.06.2018, 08:56)Lippens die Ente schrieb: Das 7:1 kam ja schließlich nicht von ungefähr. Doch, es kam nur, weil die ganze brasilianische Mannschaft 2014 auf Neymar ausgerichtet war und der sich im Viertelfinale verletzt hatte. Die Mannschaft war sozusagen entkernt und ist in sich zusammengebrochen. Das 7:1 wird seither überbewertet. Die deutsche 2014er Elf war ab dem Viertelfinale stark. Das 7:1 war aber eher Ausdruck der Schwäche Brasiliens ohne Neymar. Sie haben anschließend ja auch noch das Spiel um Platz 3 deutlich verloren.
(19.06.2018, 17:01)Zurgrimm schrieb: (18.06.2018, 21:59)Kunar schrieb: Wer mit den beiden in der Gruppe nicht genügend Punkte holt, um wenigstens Gruppenzweiter zu werden, der hat nichts in der K.o.-Runde einer WM zu suchen. Und es ist eben meine Sorge, dass Deutschland genau dieses Urteil bald über sich ergehen lassen müssen könnte. Manchmal sind meine Sorgen eben leider berechtigt. - Ich habe heute zur 88. Minute eingeschaltet. Gerade rechtzeitig, um die beiden Gegentreffer zu sehen.
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27.06.2018, 19:28
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.06.2018, 19:30 von Pergor.)
(27.06.2018, 18:31)Zurgrimm schrieb: (27.06.2018, 08:56)Lippens die Ente schrieb: Das 7:1 kam ja schließlich nicht von ungefähr. Doch, es kam nur, weil die ganze brasilianische Mannschaft 2014 auf Neymar ausgerichtet war und der sich im Viertelfinale verletzt hatte. Oder andere Erklärung: Manchmal gibt es halt so Tage.
a) die deutsche Mannschaft war einfach sehr gut. Und b) klappt halt manchmal einfach alles. Man muss sich doch mal angucken, was für Tore da teilweise gefallen sind. Z.B. das letzte von Schürrle. Nahezu unerklärbar. Und wenn man halt schon 0:3 hinten liegt, dann ist der Kampfgeist auch mal gebrochen und dann läuft das halt so weiter. Sieht man doch auch in anderen Fußballspielen häufig.
Das würde ich nicht an Neymar festmachen. Dass dessen Wegfall den Brasilianern weh tat, steht außer Frage. Aber der ist Stürmer und steht nicht in Verbindung mit einer Abwehr, die sich austanzen lässt. Er ist auch nicht vorrangig für den Spielaufbau zuständig. Er ist ein Knipser. Letztlich kann man das alles natürlich in Grund und Boden analysieren, aber ich habe immer den Standpunkt vertreten, dass es Tage gibt, wo alles klappt und andersrum auch Tage, wo nix klappt. Dieses eine Spiel bleibt natürlich besonders in Erinnerung, weil es ein WM-Halbfinale war. Aber sowas kommt halt vor. 2013 hat Bayern im Halbfinale der CL Barcelona sowas von abgefertigt (Hin- und Rückspiel zusammengerechnet 7:0), das war auch völlig abnormal. Gibt es halt im Fußball. Auch zwischen absolut gleichwertigen Mannschaften. Nicht oft, aber kommt vor. Und Brasilien hatte auch zuvor mit Neymar nicht immer geglänzt.
Zu dem heutigen Spiel fällt mir nicht mehr viel ein. Ich dachte, vielleicht würde da nach dem glücklichen 2:1 der Knoten platzen, aber offenbar saß das eben dieses Jahr nicht drin. Die Mannschaft hat die ganze Gruppenphase hindurch - obgleich sie eigentlich aus einem Kader mit guter Qualität besteht - als Kollektiv nicht funktioniert. Schade drum, aber kommt halt vor. Und angesichts der abgelieferten Leistung kann ich mit dem Ausscheiden leben. Ein Weiterkommen wäre unverdient gewesen und hätte auch nicht viel gebracht, denn um den Titel mitzuspielen war in diesem Jahr nach meiner Einschätzung nicht drin. Das ist schade, aber das Leben geht weiter. Gruppenletzter ist aber natürlich schon ... übel. Mit Ruhm bekleckert haben sich die Jungs wahrlich nicht.
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Muss echt grausam gewesen sein, aber ich muss gestehen, dass ich alles andere getan habe nur nicht Fußball angesehen, die Kommentare überlasse ich hier lieber den anderen,
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(27.06.2018, 19:28)Pergor schrieb: Zu dem heutigen Spiel fällt mir nicht mehr viel ein. Ich dachte, vielleicht würde da nach dem glücklichen 2:1 der Knoten platzen, aber offenbar saß das eben dieses Jahr nicht drin. Die Mannschaft hat die ganze Gruppenphase hindurch - obgleich sie eigentlich aus einem Kader mit guter Qualität besteht - als Kollektiv nicht funktioniert. Schade drum, aber kommt halt vor. Und angesichts der abgelieferten Leistung kann ich mit dem Ausscheiden leben. Ein Weiterkommen wäre unverdient gewesen und hätte auch nicht viel gebracht, denn um den Titel mitzuspielen war in diesem Jahr nach meiner Einschätzung nicht drin. Das ist schade, aber das Leben geht weiter.
Besser kann ich es auch nicht ausdrücken. Dem kann ich nur eine persönliche Sache hinzufügen: Ich muss mir eingestehen, dass ich diese Spiele nervlich einfach nicht mehr gut aushalte. Das hat keinen Sinn, denn das soll doch Spaß machen! Da bei mir privat eine große Veränderung in genau einem Monat ansteht, werde ich mich darauf konzentrieren.
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Gibt es das Spiel irgendwo zu nachsehen?
Finde es nicht bei zdf.de "Sendung verpasst".
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Finde es auch nicht. Alle anderen Spiele gibts zum Anschauen, D-KOR scheinbar nicht.
Vermutlich aus Sicherheitsgründen, weil von dem Spiel ein schwerer Paralü ausgeht. Hat mich auch erwischt, die Versteinerung hält auch immer noch an. Hoffentlich ist der nicht perma.
Die Gelehrten rätseln noch, wie das möglich ist. Die Theorien reichen von durch Schrittkombinationen in Verbindung mit unterirdischen Erzadern zufällig ausgelöster Ritualmagie über Spekulationen, ein Teammitglied wäre im unheilvollen Besitz eines der Splitter der Dämonenkrone bis hin zu leise geraunten "Er ist wieder da...".
Naja. Als der HSV und dann auf der Zielgeraden auch noch die Braunschweiger Eintracht abgestiegen waren, dachte ich auch kurz, Deutschland würde erstmalig nach der Vorrunde ausscheiden, dieses Jahr. Blöde 8 am Ende usw. Aber Aberglaube oder nicht, was hülfe anderes, beim Versuch, die Dinge positiv zu beeinflussen, als positive Gedanken zu verbreiten...
Hat nicht geklappt. Gerecht ausgeschieden, diesmal.
Allerdings: wie wenig das vorher zu erwarten war, sieht man auch ganz gut daran, wie sehr sich andere (Pressespiegel) darüber freuen können. Ist doch auch was positives, oder?
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Der Paralü ist ein permanenter. Ich lauf mal schnell zum nächsten Praiostempel und erbitte ein Wunder. Oder bist du etwa ein magiebegabter Tobi? Dann lieber Hesinde.
Gut. dass ich nicht anfällig für sowas bin, weil ich auch bei Deutschlandspielen stets neutral bin, eben ein Spiel wie alle anderen auch.
Naja, Schadenfreude ist doch immer die schönste Freude oder? Darum verwundern die Kommentare der ausländischen Zeitungen nicht.
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Danke fürs Nachschauen, Tobi.
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Gerne, Luigi.
@Kunar: Falls ich dich richtig verstehe, werden wir deine interessanten und aufschlußreichen Beiträge, Anmerkungen und Analysen - zumindest wohl in diesem Faden - jetzt vermissen müßen. Das ist schade, deshalb mal vielen Dank dafür. Und ich wünsche dir, bei was auch immer da ansteht, viel Glück!
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29.06.2018, 22:42
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 29.06.2018, 22:45 von Kunar.)
(29.06.2018, 16:13)Tobi schrieb: Falls ich dich richtig verstehe, werden wir deine interessanten und aufschlußreichen Beiträge, Anmerkungen und Analysen - zumindest wohl in diesem Faden - jetzt vermissen müßen. Das ist schade, deshalb mal vielen Dank dafür.
Ich brauchte vor allem 1-2 Tage Ruhe, was aber nur zum Teil meinen fehlenden Nerven beim Fußball geschuldet war. Deswegen habe ich auch die letzten Gruppenspiele nicht genauer verfolgt und kann dazu nichts sagen. Außer, dass Belgien - England fünf Minuten doch sehr viel Spaß gemacht hat.
Dem mexikanischen Kollegen habe ich heute eine Packung Tee aus Südkorea gekauft. Das allgemeine Frotzeln hielt sich am Donnerstag angenehmerweise in Grenzen.
Ich habe mir selbst auch eine weitgehende Mediensperre auferlegt. Aber einen schönen Artikel habe ich dann doch gefunden: Die Neue Zürcher Zeitung analysiert "zu erwartende" gegenüber realisierten Toren. Endlich haben wir es bestätigt: Deutschland hatte eine katastrophale Chancenverwertung.
Der Artikel ist aber vor allem deswegen interessant, weil er einen ganz anderen Gedanken in den Vordergrund stellt: Auf lange Sicht gleicht sich der reale Wert dem Erwartungswert an. Mit anderen Worten, in der späteren Phase eines Turniers ist es wahrscheinlicher, dass sich eine Mannschaft durchsetzt, die auch viele Chancen hat. Passt zu dem Eindruck, dass sich viele spätere Weltmeister in der Gruppenphase unglaublich schwer getan haben. Ist aber deswegen interessant für die jetzige WM, weil man die Werte der Achtelfinalisten aufgelistet sieht. Also mal im Auge behalten, inwieweit diese Analyse als Prognose taugt.
Interessant ist das Achtelfinale in jedem Fall. Ich stelle da ja gerne Kontinentalvergleiche auf. Keine der afrikanischen Mannschaften hat es geschafft, eine asiatische, eine aus Nord- und Mittelamerika, vier südamerikanische und zehn europäische.
Vor 8 Jaren waren es "nur" sechs Europäer, die sich dabei auch noch alle im Achtelfinale gegenüberstanden. Also garantiert drei im Viertelfinale, aber nur drei - gegenüber einer afrikanischen - und alle vier gegen Südamerikaner. Am Ende schmissen die Europäer alle ihre südamerikanischen Gegner raus und landeten auf den ersten drei Plätzen.
Vor vier Jahren gab es einen südamerikanischen Zweig zum Halbfinale, auf dem Brasilien sich durchkämpfen musste. Argentinien hingegen traf nur auf Europäer.
Diesmal haben wir eine ganz interessante Verteilung: Drei europäische Duelle, dreimal Europa gegen Südamerika, einmal Europa gegen Asien und einmal Südamerika gegen Nord/Zentralamerika. Sprich mindestens drei Europäer im Viertelfinale, aber sogar bis zu sieben. Ein rein südamerikanisches Finale ist möglich, wenn Kolumbien es soweit schafft. Ansonsten sind in dessen Zweig sieben europäische Mannschaften.
Uruguay - Portugal und Frankreich - Argentinien klingt auf dem Papier toll. Insbesondere die erste Begegnung Frankreichs mit Argentinien seit 40 (!) Jahren während einer WM könnte interessant werden.
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(29.06.2018, 22:42)Kunar schrieb: Aber einen schönen Artikel habe ich dann doch gefunden: Die Neue Zürcher Zeitung analysiert "zu erwartende" gegenüber realisierten Toren. Endlich haben wir es bestätigt: Deutschland hatte eine katastrophale Chancenverwertung.
Der Artikel ist aber vor allem deswegen interessant, weil er einen ganz anderen Gedanken in den Vordergrund stellt: Auf lange Sicht gleicht sich der reale Wert dem Erwartungswert an. Mit anderen Worten, in der späteren Phase eines Turniers ist es wahrscheinlicher, dass sich eine Mannschaft durchsetzt, die auch viele Chancen hat. Passt zu dem Eindruck, dass sich viele spätere Weltmeister in der Gruppenphase unglaublich schwer getan haben. Ist aber deswegen interessant für die jetzige WM, weil man die Werte der Achtelfinalisten aufgelistet sieht. Also mal im Auge behalten, inwieweit diese Analyse als Prognose taugt.
Ein wirklich interessanter Artikel, in der Tat. Zu dem (durch mich) hervorgehobenen Satz: den würde ich eher beenden mit ...die, die wenig Chancen zuläßt. Von wegen Offense wins Games, Defense wins Championships. Ein Faible von mir ist die nachträgliche Prüfung mit Ende eines Turnieres (interdisziplinär, nicht nur Fußball), wie der Sieger bei der Vorrunde abschnitt. Dein Eindruck täuscht dich da nicht denke ich, in eher seltenen Fällen ist das die stärkste Mannschaft, also fast nie die mit den meißten Punkten, Toren, dem besten Torverhältnis, ect. Bezogen auf die Fußball WM eben auch. Brasilien hat das mal geschafft, wenn ich mich recht entsinne. Normalerweise ist das aber eher eine der Mannschaften, die die wenigsten Tore kassiert hat; die oftmals sogar ein Spiel verlor; auch oft nur zweiter in einer Gruppe wurde; ect. Bei dieser Vorrunde hier wäre zB Argentinien prädestiniert für den Titel. Oder auch Portugal. Schweden fällt auch in das Muster, obwohl sie Gruppensieger sind. Aber egal, hab grad wenig Zeit. Worauf ich hinaus wollte, sind die faszinierenden Möglichkeiten, mit diesen Werten des Artikels zu versuchen, diesem Umstand evtl auf den Grund zu gehen. Mit Zahlen spielen macht auch Spaß.
Man könnte zB den Durchschnittswert der zu erwartenden Tore zweier Teams einer Paarung gegenüberstellen und mitteln. Bzw. der Einfachheit halber erst mitteln. Um die "zu erwartende Korrektur des Wertes" in der nächsten Partie zu errechnen, quasi. Frankreich zB hat 1,5 zu erwartende Tore zugelassen, Argentinien aber hat 3,7 zu erwartende Tore erspielt. Ergo müßte auch zu erwarten sein, daß sich Frankreichs Wert hierbei erhöht und Argentiniens Wert sinkt.
Frankreich 3,7:1,5 (Wert nach 3 Gruppenspielen)
Argentinien 3,7:4,2
gemittelt: FRA 3,95:2,6
analog ARG 2,6:3,95
/3 = pro Spiel (diese Begegnung) FRA-ARG --> 1,316:0,866
Der Unterschied ist mit 0,45 innerhalb der im Artikel angegebenen Parameter eines Unentschiedens (+/- 0,5). Ergo müßte es im heutigen, ersten Achtelfinale eine Verlängerung geben, sofern keiner der beiden eine außergewöhnliche Chancenverwertung erzielt.
Für Uruguay (5,2:1,1) - Portugal (3,8:3,8) ergäbe sich dann für das Spiel --> URU-POR 1,5:0,816
Vorteil Uruguay. Hm. Ob ich meinen Tipp ändere? Oder doch auf CR7 vertrauen?
Nein, ich bin mal gespannt und werde das sicher im Auge behalten.
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Bei den ganzen Anlysen ist mir aufgefallen, dass ein Begriff bislang völlig fehlt: Packing.
Bei der letzten EM war dere Begroiff in jeder Spielanalyse allgegenwärtig. Die Spieler wurden danach beurteilt, wer in seinen Pässen am besten andere Mitspieler überspielt hat. Und daraus konnte man dann auch die Effektivität der Spieler beurteilen. Das sollte ja ein neu entdecktes System sein.
Was ist daraus geworden? Niemand spricht mehr davon? Hat es sich doch als ineffektiv erwiesen? Oder ist es zu kompliziert zu ermitteln?
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Den Zwölfen zum Gruße!
Also, das hat ja Spaß gemacht heute! So sehen gute WM-Spiele aus! Ich habe richtig gute Laune.
Frankreich - Argentinien 4:3. Frankreich gewinnt bei der dritten Begegnung gegen Argentinien bei einer WM. Messi mal kurz gut gedribbelt, eine schöne Vorlage, aber ansonsten weitesgehend Fehlanzeige. Die Franzosen so, wie ich es mir nach der WM 2014 und der EM 2016 erhofft hatte: Jung, dynamisch, schnell. Insbesondere am Anfang etwas unsortiert, ein wenig fehlte die Koordination in der Mitte und es schienen vorne vor allem Einzelakteure herumzulaufen. Aber es waren auch gute Leute, kein Hoffen auf "den einen Star", der's richten soll, da waren eine ganze Handvoll Angreifer. Die Argentinier schienen deutlich kontrollierter bei ihren Pässen und wussten sowohl spielerisch als auch körperlich zu kämpfen. Leider meckerten sie auch sehr viel herum. Der Schiedsrichter verteilte ordentlich gelbe Karten, was einem der Franzosen das Viertelfinale kostet.
Und dann die Tore. Sieben Stück an der Zahl - wenn ich mir überlege, wieviele torlose K.o.-Spiele in der regulären Spielzeit es schon gegeben hat, weil keine der Mannschaften einen Fehler machen wollte. Hier sah man bei beiden, dass die Abwehr durchaus wackelte, aber es wurde einfach munter nach vorne gespielt, dass es eine Freude war. Am Ende schlug der Vize-Europameister den Vize-Weltmeister knapp.
Dieses Spiel war ein absoluter Hochkaräter und ich würden den Franzosen den 2. WM-Titel aufrichtig gönnen. Weiter so!
Uruguay - Portugal 2:1. Da war spielerisch deutlich weniger zu erwarten: In der Gruppenphase trat Uruguay mit einer kompakten Abwehr auf, Portugal immer wieder mit erstaunlich Offensivschwächen. Beide ebenfalls mit deutlich Körpereinsatz dabei, der Schiedsrichter verteilte jedoch erst ganz kurz vor Schluss die erste gelbe Karte. Das schien mir doch ein wenig ungerecht zu sein; es motivierte natürlich auch zu härterem Einsteigen bei jeder Gelegenheit. Man sah hier ganz gut, dass körperlich nicht robuste oder fitte Mannschaften nichts in der Endrunde zu suchen haben.
Die beiden Tore Uruguays allerdings waren absolut traumhaft. Wunderschön die Seiten gewechselt und sich den Ball zugespielt. Die Portugiesen kamen zwischendurch noch einmal zurück, brachten aber kein zweites Tor mehr zustande. Die bemerkenswerteste Szene Ronaldos blieb, wie er sich bei einem Freistoß die Hose ganz hochzog - ja, dann sollten sie mal besser den Schnitt ändern! Deutlich besser fürs Spiel war sein Kollege Quaresma, von dem immer wieder Gefahr ausging. Schade, dass der zweifache Torschütze der Urus verletzt ausgewechselt werden musste. Am Ende rannte selbst der portugiesische Torwart für eine Ecke nach vorne und köpfte sogar den Ball - aber auch gefährlich so eine Aktion, da kann man sich schnell ein weiteres Kontertor einfangen! Letztendlich musste der Europameister nach Hause fahren.
Damit haben wir ein tolles Viertelfinale Frankreich - Uruguay, bei dem sich zwei Gruppensieger begegnen. Bezüglich früherer WM-Begegnungen der beiden wollte mir auf Anhieb nur das 0:0 in der Vorrunde 2002 einfallen (beide schließlich vorrundenaus). Da beide Mannschaften fast genau zeitlich versetzt Schwächephasen in ihrer Historie aufweisen, gab es auch gar nicht so viele Chancen für ein Aufeinandertreffen. Doch 1966 siegte Uruguay in der Vorrunde gegen Frankreich (Uruguay weiter, Frankreich raus) und 2010 gab's ebenfalls ein 0:0 (Uruguay weiter, Frankreich raus). Damit hätten wir diesmal das erste K.o.-Spiel der beiden - und nach dem, was ich heute gesehen habe, könnte das absolut spannend werden!
Im schlechtesten Falle verteidigt Uruguay extrem effektiv und die jungen Franzosen rennen vergebens dagegen an. Aber ich hoffe auf Besseres!
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Den Zwölfen zum Gruße!
Während es gestern tollen Fußball zu sehen gab, erwarte ich heute nicht viel. Alles andere als ein klarer Sieg Spaniens gegen Russland würde mich überraschen (und auch ein bequem verwaltetes 1:0 wäre ein klarer Sieg für mich, damit wir uns richtig verstehen). Kroatien ist so stark wie scheinbar seit 20 Jahren nicht mehr; da müssten die Dänen im Vergleich zur Vorrunde schon mehr als eine Schippe drauflegen, um zu gewinnen. Die Kroaten sind aber auch gut körperlich unterwegs - da müssen die Dänen erst einmal gegenhalten.
Ein guter Anlass, sich genauer Fußballdeutschland zu widmen. Mir schwirren da seit Tagen verschiedene Gedanken durch den Kopf, die ich einmal geordnet festhalten möchte. Da das in einen Riesenartikel ausarten würde und ich es wohl kaum schaffe, das in einem Rutsch herunterzuschreiben, mache ich es Stück für Stück. Wen das nicht interessiert - bitte weiterblättern!
Zunächst einmal das Gute im Schlechten: Man - Spieler, Presse, Fans - scheint sich einig zu sein, dass das kein unglückliches Ausscheiden war. Leider keine Selbstverständlichkeit! Bei anderen Gelegenheiten werden gerne schmeichlerische Umschreibungen gewählt wie "das war Deutschlands bestes Spiel" oder "Deutschland war eigentlich die bessere Mannschaft". Diesmal ist man sich einig: Das war schlecht gespielt und damit war das Ausscheiden gerecht. Wir hatten es selbst in der Hand und können niemand anderem die Schuld in die Schuhe schieben. Das klingt niederschmetternder, ist aber viel besser für die Zukunft. Denn externe Faktoren kann man nicht beeinflussen - darauf hoffen, dass Angstgegner alle vorher rausfliegen, weil man nur so erneut Welt- oder Europameister werden kann, ist kein Rezept. Die Erkenntnis eigener Fehler und eigener Verantwortung ist die Grundvoraussetzung für Besserung. Das gibt einem erst das Gefühl, das Heft des Handelns in der Hand zu haben.
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Ja, Frankreich-Uruguay wird interessant. Eines der potentiell offensivstärksten Teams gegen das einzige ohne Gegentreffer nach der Vorrunde. Und auch gegen die Portugiesen stand die Abwehr der Urus ganz gut. Die Franzosen werden gegen sie erneut einen guten Tag erwischen müßen, wie gegen die starken Argentinier. Das war wirklich ein grandioses Spiel, Hut ab vor beiden. Aber mindesten 2 Tore der Franzosen waren solche, die wirklich nicht jeden Tag reingehen. Daß sie ähnliches nochmal gegen Uruguay bewerkstelligen, ist nicht selbstverständlich, so stark (und verdammt schnell) sie phasenweise auch erschienen.
(30.06.2018, 21:26)Zurgrimm schrieb: Bei den ganzen Anlysen ist mir aufgefallen, dass ein Begriff bislang völlig fehlt: Packing.
[...]
Was ist daraus geworden? Niemand spricht mehr davon? Hat es sich doch als ineffektiv erwiesen? Oder ist es zu kompliziert zu ermitteln? Hatte ich schon total vergessen. Würde mal vermuten, es hat sich als nicht ergebnisrelevant und für den normalen Zuschauer als zu schwer verdaulich erwiesen.
Das Problem des für den Normalsterblichen ohne ausreichend Technik schwer bis gar nicht ermittelbaren hat auch diese "zu erwartende Tore"-Geschichte der Neuen Zürcher Zeitung, es wird vermutlich von daher schon auch schnell wieder in der Versenkung verschwinden. Die zugrunde liegenden Daten stammen aus einer nicht öffentlich zugänglichen Quelle, ich könnte sie jetzt also gar nicht aktualisieren, wenn ich wollte. Momentan sehe ich das erstmal nur als interessante Spielerei.
Und deshalb spaßeshalber mal die noch fehlenden, hypothetischen expected goals Werte der Achtelfinals...
(Fett = die zu erwartenden Sieger)
War schon:
FRA (3,7:1,5) - ARG (3,7:4,2) --> 3,95:2,6 --> 1,316:0,866 (= Verlängerung)
URU (5,2:1,1) - POR (3,8:3,8) --> 4,5:2,45 --> 1,5:0,816
Kommt noch:
ESP (6,5:3,1) -RUS (3,1:3,8) --> 5,15:3,1 --> 1,716:1,033
KRO (4,0:3,8) -DEN (1,8:3,3) --> 3,65:2,8 --> 1,216:0,933 (= Verlängerung)
BRA (5,8:2,1) -MEX (4,7:5,1) --> 5,45:3,4 --> 1,816:1,133
BEL (8,4:2,6) -JPN (4,0:3,2) --> 5,8:3,3 --> 1,933:1,1
SWE (6,0:3,5) -SUI (5,0:4,7) --> 5,35:4,25 --> 1,783:1,416 (= Verlängerung)
KOL (3,1:3,8) - ENG (6,5:3,4) --> 3,25:5,15 --> 1,083:1,716
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Wie war der gestrige Tag? Ich war erst guten Mutes, aber am Ende wurde es doch sehr zäh. Zuerst einige schöne Szenen in der ersten halben Stunde, von denen ich mir mehr versprach. Dann schien es ein endloses Hin und Her zu werden, ohne dass eine Entscheidung fallen wollte. Selbst die zusätzliche Zeit brachte kein Ergebnis. Am Ende war ich dann froh, dass es mit einem (auf diese Weise) verdienten Ergebnis vorbei war.
Tja, so war der Einkaufsbummel in Amsterdam! Kommen wir nun zu den beiden Fußballspielen.
(01.07.2018, 08:28)Kunar schrieb: Alles andere als ein klarer Sieg Spaniens gegen Russland würde mich überraschen (und auch ein bequem verwaltetes 1:0 wäre ein klarer Sieg für mich, damit wir uns richtig verstehen). (...) Die Kroaten sind aber auch gut körperlich unterwegs - da müssen die Dänen erst einmal gegenhalten.
Da wurde ich in beiderlei Hinsicht überrascht: Spanien scheint so verinnerlicht zu haben, dass "Ballbesitz" mit "Spiel gewinnen" korrelliert, dass sie Tore schießen nicht mehr so wichtig finden. Man sollte ihnen die Statistiken einiger Spiele der diesjährigen WM zeigen. Vielleicht hört man auch endlich auf, den Ballbesitz als wichtige Größe aufzuführen - ebenso wie die Laufleistung, die nach statistischen Analysen völlig irrelevant ist. Vielleicht erfindet sich Spanien nach jetzt drei frühen Heimreisen in Turnieren (Achtelfinale, Achtelfinale, Vorrunde) doch noch einmal neu. Die Talente haben sie. Allein der Wille zum Taktikwechsel (bzw. Tiki-Taka-Wechsel) scheint zu fehlen. Für Russland ist es der größte Erfolg seit der WM 1970 (damals noch als UdSSR).
Die Dänen waren gegen die Kroaten deutlich härter als umgekehrt und meckerten auch noch herum. Dass da nicht reihenweise gelbe Karten gegeben wurden, wundert mich. Lustigerweise fielen die Tore gleich in den ersten Minuten, danach wurde gekämpft, ohne dass es allzu zwingend wurde. Die Kroaten waren einen Tacken besser - ein paar mehr schnelle Konter und das hätte es in der regulären Spielzeit gewesen sein können. Unglaublich die Szene mit der Notbremse im Strafraum - das wäre eine 100%ige Torchance gewesen. Der danach verschossene Elfmeter wirkte wie ein Menetekel, aber die Kroaten haben's am Ende doch noch geschafft und ich mich gefreut. Das zeigt mir, dass meine Wunden von 1998 doch endlich verheilt sind (im damaligen Kroatienurlaub wurde ich mehrfach mit Hitlergruß und "Sieg Heil"-Rufen angeredet). Kroatien so stark wie seit ihrer ersten WM nicht mehr und ich würde ihnen den Sieg gegen Russland gönnen.
Für die Nostalgiker habe ich aber noch ein paar Leckerbissen ausgegraben. Erinnert Ihr Euch an die EM 2008?
Russland hatte damals zum ersten Mal seit langer Zeit ein gutes Team, schaffte es bis ins Halbfinale, verlor dort aber (wie in der Vorrunde) gegen Spanien, das seinen ersten Titel seit Jahrzehnten holte. Von Russlands damals eingesetztem Kader waren gestern noch zwei dabei, darunter der Torwart! Von Spaniens damals eingesetzten Spielern waren noch drei dabei. Für den Torwart war es also eine späte Genugtuung - und dann noch vor heimischem Publikum!
Was "späte Tore" angeht, so setzte das Viertelfinale Kroatien - Türkei Maßstäbe, die sogar bei dieser WM noch nicht erreicht oder übertroffen wurden. Kroatien schoss in der letzten Minute der Verlängerung ein Tor, die Türken, die mit ihrem 2. Torwart spielten, nachdem ihr erster im letzten Vorrundenspiel rot gesehen hatte, schienen geschlagen. Da macht ihr Torwart einen letzten weiten Abstoß - und sie schießen den Ausgleich in den letzten Sekunden. Die Kroaten natürlich völlig von der Rolle und beim anschließenden Elfmeterschießen zeigen zwei der Schützen Nerven. Kroatien, das Deutschland in der Vorrunde geschlagen hatte und Gruppensieger war, war raus. Bei dieser WM sind noch drei Kroaten vom 2008er Kader dabei, darunter die beiden Elfmeterschützen, die 2008 vergaben. Und der entscheidende Elfmeter gestern abend wurde von einem von ihnen reingemacht!
Solche Geschichten kann Fußball schreiben. Wenn man genauer hinguckt, macht es manchmal noch mehr Spaß.
Nun zum zweiten Teil der Serie zu Fußballdeutschland. Auch da lohnt sich ein genaueres Hinsehen für mehr Freude.
Es gibt, das erlaube ich mir mit meinen internationalen Kontakten und meinen Jahren im Ausland zu sagen, eine spezielle Sache in der deutschen Mentalität: Dieses Schwanken zwischen den Extremen. Es geht immer von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt. Dazwischen gibt es nichts. Es scheint insbesondere eine merkwürdige Lust zu geben, sich an Weltuntergangsstimmung zu laben. Das steht einer nüchternen Analyse und einer Verbesserung in kleinen Schritten im Weg - auch im Fußball.
Es wird so getan, als sei ein Vorrundenaus der absolute Untergang, als sei das für einen amtierenden Weltmeister eine ungekannte Schmach. Wie solle es denn jetzt weitergehen?
Die nüchternen Fakten:
- Alle Weltmeister sind schon einmal in der Vorrunde ausgeschieden. Deutschland war nur das letzte Land, dem das passierte.
- Amtierende Weltmeister, die in der Vorrunde rausflogen: Brasilien (sogar nach zweimaligem Titelgewinn hintereinander!), Frankreich, Spanien, Italien, Deutschland. Also die Regel, nicht die Ausnahme.
- Bis auf Brasilien und Deutschland haben alle anderen auch schon einmal die Quali nicht geschafft.
- Die Serien, von 1954 bis 2014 immer unter den besten 8 gewesen zu sein und zuletzt viermal hintereinander das Halbfinale erreicht zu haben, ist beeindruckend. Aber eben außergewöhnlich.
Deutschland ist also einfach nur ein normales Land. Das sollte uns Deutsche eigentlich freuen, das wollen wir doch sonst immer.
Die beeindruckende "unter den besten 8"-Serie hatte auch zwei Nachteile: Sie stand größerer Erneuerung im Weg und setzte, "was zu erwarten war", zu hoch an. Diese Erwartungshaltung ist nur bei Brasilien ausgeprägter, wo alles außer der Titel nichts ist. Übrigens der Grund, warum ich die brasilianischen Fans nicht mag.
Was für einen Dreck Deutschland bei einigen WMs zusammengespielt hat und es dennoch weit geschafft hat! Es ist doch kein Wunder, wenn sich nun alle anderen freuen, dass endlich auch in Deutschland nur mit Wasser gekocht wird.
Fußball ist kein Sport, wo man gewöhnlicherweise konstant an der Spitze steht, sondern gleicht einer Achterbahnfahrt. Das muss man als Spieler natürlich verdauen lernen. Gestern war die heiße Sängerin Rihanna froh, ein Selfie mit Dir zu machen, heute spottet die ganze Welt über Dich.
"Vom Helden zum Deppen" und umgekehrt ist es ein kurzer Weg. Schauen wir einmal auf das umgekehrt. Brasilien war 1966 in der Vorrunde raus und wurde 1970 Weltmeister. Frankreich hatte sich 1990 und 1994 nicht einmal qualifiziert und wurde 1998 Weltmeister. Es gibt also Beispiele für eine fulminante Rückkehr - und das waren nur die krassesten Fälle.
Deutschland ist dreimal bei einer EM in der Vorrunde rausgeflogen. Bei der nachfolgenden WM kam man zweimal ins Finale, einmal wurde es ein dritter Platz. Es gibt also auch Beispiele für Erneuerung (oder zumindest Rückkehr nach oben) in der deutschen Fußballgeschichte.
Also Schluss mit dem Drama! Akzeptieren wir, dass wir normal sind.
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Den Zwölfen zum Gruße!
Brasilien siegt wie erwartet gegen Mexiko, Neymar dreht langsam auf und ich frage mich, was den 6. brasilianischen Titel noch verhindern sol. Immerhin sind sie im deutlich schwierigeren Zweig ins Finale.
Von Belgien hatte ich eigentlich gedacht, dass sie relativ klar das Achtelfinale gegen Japan gewinnen würden, aber von wegen. Sie wirkten gehemmt, irgendwie wollte keiner den letzten Schuss aufs Tor machen. Das war absolut falsch gegen gut verteidigende Japaner, die sehr schnell in die Zweikämpfe gingen und sich dabei auch einige Konterchancen erspielten. Zu knacken gewesen wäre das nur mit schnellem Lauf nach vorne und Flanken, aber aus irgendeinem Grund wollten die Belgier lange Zeit genau das nicht, obwohl genau diese Schnelligkeit und Laufbereitschaft bei der letzten WM ihre Stärken gewesen waren. Stattdessen präsentierte sich ihre Abwehr wackelig und blieb oft genug zweiter Sieger. Da ließ sich Japan, für das ich nach dem "Nichtangriffspakt" gegen Polen in der Gruppenphase keine großen Sympathien hegte, in der zweiten Halbzeit nicht lange bitten und erzielte zwei Tore.
Die Belgier waren angezählt. Wie sollten sie nach dem bisherigen Verlauf in rund 25 Minuten noch drei Tore erzielen, um das Spiel in der regulären Spielzeit zu gewinnen? Doch jetzt kam ein Doppelwechsel. Die Joker hatten schon bei der letzten WM eine entscheidende Rolle gespielt - auch im Achtelfinale. Nach einer weiteren Ecke haute ein Spieler einen eigentlichen abgewehrten hohen Ball mit dem Kopf ins Tor - aus einem völlig unwahrscheinlichen Winkel. Damit wäre auch das Kroos-Tor gegen Schweden an Herrlichkeit übertroffen. Dieser Anschlusstreffer signalisierte den Belgiern, dass da noch etwas ging. Endlich flankten sie einmal in die Mitte, da stand einer der Eingewechselten, der als Hochgewachsener die Lufthoheit behielt und nur noch einnicken musste. Belgien war wieder im Spiel, das Spiel völlig offen, doch die Zeit verrann! Da kam es zu einer Glanzaktion: Nachdem der belgische Torwart den Ball gefangen hatte, spielte er ihn schnell ab - und es kam endlich zu einem schnellen Lauf nach vorne. Das war das 3:2. So, wie ich es den Belgiern von Anfang an zugetraut hatte, hatten sie in dieser genialen Aktion gespielt, mit der sie die Verlängerung vermieden. Die Japaner waren natürlich völlig am Boden. Sie hatten lange Zeit gegengehalten, mit zwei Toren Vorsprung geführt und waren nahe an der Sensation gewesen, ihren größten WM-Erfolg überhaupt zu erzielen. Immerhin haben sie nicht, was zu befürchten war, nach dem 2:0 alle Angriffsbemühungen eingestellt und nur noch gemauert, sondern weiter nach vorne gespielt.
Parallelen, die mir dazu einfallen: Kamerun, das im Viertelfinale 1990 gegen England führte und dann doch nach Hause musste. Deutschland, das - gegen Belgien! - 2011 in der EM-Quali nach einer gegnerischen Ecke ein Tor durch schnellen Lauf erzielt.
Brasilien halte ich für eine Nummer zu groß für die Belgier. Dafür sind sie zu nervös - auch wenn sie gestern noch einmal zurückgekommen sind. Die Brasilianer können einen Vorsprung besser verwalten.
Damit ist die WM bereits vor den letzten zwei Achtelfinalspielen eine rein südamerikanisch-europäische Angelegenheit geworden. Ein Kuriosum: Sollten Schweden und England beide heute verlieren, haben wir mit Sicherheit einen neuen Finalisten. Schweden war einmal 1958 im Finale, England 1966 - auch die sieht man also nicht alle Tage dort.
Nun der dritte Teil zu Fußballdeutschland. Bei Nichtgefallen einfach weiterblättern.
Zur Auffassung, dass Helden und Verlierer sein im Fußball nah beieinander ist, gucken wir uns einmal drei Spiele einer Mannschaft an: Ein 2:2 bei zwischenzeitlichem Rückstand, danach ein knappes 1:0, dann ein 0:0 in der regulären Spielzeit mit einem peinlichen Freistoß-Hinfaller. Die letzten Deppen mit mehr Glück als Verstand? Das waren Spiele, die zum WM-Titel führten. Und schauen wir uns mal einige der Namen der "Versager" an, die in der Vorrunde der EM 2004 ausgeschieden sind: Klose, Lahm, Podolski, Schweinsteiger. Na so etwas, vier spätere Weltmeister, unter ihnen der WM-Torschützenkönig.
Wie sieht Erfolg im Fußball aus? Es scheint, bezüglich der Nationalmannschaft, in den letzten Jahren die falsche Vorstellung vorzuherrschen, dass man alle wegballert. Die ersten Gruppenspiele 2010 und 2014, das 4:0 gegen Australien und das 4:0 gegen Portugal, waren ganz schön, aber das ist die Ausnahme. Das 4:1 gegen England und das darauffolgende 4:0 gegen Argentinien 2010, das 7:1 im Halbfinale gegen Brasilien 2014 - das sind legendäre Spiele, darum sind sie ja so unglaublich! Oft sieht Erfolg auf dem Papier viel bescheidener aus, so wie das 1:0 gegen Frankreich 2014, als die Mannschaft tatsächlich über sich hinauswuchs.
Was hat die Fans also geritten, dass viele von ihnen so überzogene Erwartungen haben? Ich führe das auf den Fußballpatriotismus und das Party-Fantum zurück, wie sie seit 2006 zelebriert werden. Die WM 2006 kam zu einer Zeit, als die Nationalmannschaft eine längere Schwächephase durchlebte. (Exkurs: Ich setze dieses Tief ab 1998 an. Es 2002 bis ins Finale zu schaffen, war ein völlig unverhoffter Ausrutscher nach oben bei einer sehr seltsamen WM. Niemand hätte vorher gedacht, dass "Rudis Reste-Rampe" etwas reißen würde. Man war vorher schon froh, wenn sie sich nicht völlig blamieren würden. Es war ein typisches Beispiel für "die Deutschen spielen mit begrenzten Mitteln und kommen dennoch weit" - ein Dusel-Vorwurf, den man als Deutscher sonst nur den Italienern macht.)
Die längere sportliche Durststrecke (schön war's ja fast nie anzusehen, Kloses Tore waren bunte Tupfer am grauen Horizont) gepaart mit dem speziellen deutschen Hang zu Untergangsphantasien führte dazu, dass beim Publikum die Luft weitgehend raus war. Wie sollte man - ohne vorzeigbare Erfolge, seit 2000 nicht mehr gegen eine große Mannschaft gewonnen - "emotional durchzustarten"?
Der künstlich von oben erzeugte Fußballpatriotismus war vielleicht notwendig, um für die WM im eigenen Land eine gute Stimmung als Gastgeber zu erzeugen und überhaupt wieder größeres Interesse für die Nationalmannschaft zu wecken. Aber so eine Euphorie trägt nicht auf längere Zeit; es ist bemerkenswert, dass sie überhaupt 12 Jahre gehalten hat. Was damals womöglich wichtig war und dann längere Zeit angenehm, ist nun zum Hindernis geworden. Denn wer Dauer-Party beim Fußball erwartet, wird zwangsläufig enttäuscht. Das ist sogar ein sicheres Rezept für schlechte Stimmung.
Die Welle der Emotionen ist keiner bescheideneren Freude gewichen, dass hier nicht seit 2006 dieselbe Garnitur antritt, die unaufhaltsam altert, sondern tatsächlich neue Spieler nachkommen, dass es ja immer noch gut klappt, dass es tatsächlich endlich wieder über längere Zeit gut um die Nationalmannschaft bestellt ist. Eine solche "neue deutsche Bescheidenheit" wäre spätestens mit dem herrlichen WM-Titel fällig gewesen. Das Auftreten der Spieler bei der WM 2014 - gegen die Tradition freundlich und zurückhaltend - war ein wunderbares Vorbild.
Diese unpassende dauerhaft hohe Erwartungshaltung, gepaart mit überbordenden negativen Reaktionen und fehlender Unterstützung, wenn's mal nicht läuft, hat der Mannschaft und ihrem Umfeld nicht gut getan. Ist eine Spekulation von mir, dass sie etwas von außen mitbekommen? Früher konnte man die Mannschaft vielleicht vor Journalisten und Öffentlichkeit abschotten. Das ist im Zeitalter von sozialen Medien aber eine Illusion.
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https://mediathekviewweb.de/#query=england%20komplette
Bei der ARD gibts die kompletten Spiele in der Mediathek. Beim Zweiten -sieht man besser- nicht.
Meine Güte, bei so 8-9 Milliarden Euro GEZ, da muss man schon sparen!
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Den Zwölfen zum Gruße!
Schweden schlägt die Schweiz 1:0 und ist der weniger überraschende Viertelfinalteilnehmer. England holt sich in der Nachspielzeit gegen Kolumbien den Ausgleich - und gewinnt dann im Elfmeterschießen! Dazu noch unter Gareth Southgate, der bei der EM 1996 im eigenen Land seinerzeit den entscheidenden Elfer vergab. Dadurch steht bereits fest, dass das Finale halbeuropäisch sein wird.
Das letzte Achtelfinale muss sportlich extrem mau gewesen sein. Ansonsten habe ich Deutschland hier nicht groß vermisst. Schnellen, attraktiven Fußball haben diesmal andere zu bieten.
Sechs der acht Viertelfinalisten sind Europäer. Das will aber nichts heißen: 1994 war nur Brasilien das einzige nichteuropäische Land - und gewann schließlich den Titel.
Nun der vierte Teil zu Fußballdeutschland. Bei Nichtgefallen einfach weiterblättern.
Das künstlich befeuerte Fantum kann nicht erwähnt werden ohne die fehlende Distanz der Presse zu Spielern. Sie wirkt wie ein süßes Gift: Zuerst fühlt es sich gut an, aber irgendwann lähmt es nur noch. Es scheint überhaupt nicht mehr möglich zu sein, in einer großen Sportsendung im Fernsehen gemäßigte Kritik an Mannschaft oder Trainer zu äußern, ohne sich verbale Watschen abzuholen. Die einzigen Alternativen bestehen in Hofberichterstattung oder völlig vernichtender Kritik, bei dem man irgendeine Form der positiven Rückwirkung von vornherein ausgeschlossen hat.
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