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zum Weinen
(18.02.2014, 11:34)Rabenaas schrieb: Kann mir mal jemand erklären, was Herr Friedrich in seinem ersten ZDF-Interview als Ex-Minister mitteilen wollte?
Er möchte sagen, daß ihm da übel mitgespielt wurde und daß er sich im zumindest moralischen Recht sieht.

Nach allem, was ich bislang über die Affäre gelesen habe, ist es auch nicht unverständlich, daß er sich so fühlt. Im Oktober war der neu gewählte Deutsche Bundestag gerade dabei, sich zu konstituieren. Da wurden insoweit auch Ämter vergeben, innerhalb der Fraktionen sowie im Bundestagspräsidium. Herr Edathy hatte sich Anerkennung erworben durch die Leitung des NSU-Untersuchungsausschusses und einige Auftritte in politischen Talkrunden. Es war wohl nicht ausgeschlossen, daß er ein Amt übernehmen würde. In dieser Situation hat Friedrich als Innenminister die Tatsache, daß es Verdachtsmomente (nicht etwa strafrechtliche Ermittlungen, das konnte er noch gar nicht wissen) gegen Edathy gibt, an Gabriel im Vertrauen weitergegeben. Seine Motivation ist natürlich Spekulation. Das kann im Hinblick auch die anstehenden Koalitionsverhandlungen passiert sein oder um eine Amtsübernahme Edathys zu verhindern, von dem er dann später, wenn etwas öffentlich geworden wäre, hätte zurücktreten müssen.

Daß diese Vertrauliche Information von Gabriel zu Oppermann gelangt ist, mag noch nachvollziehbar sein. Edathy kein Amt zu geben, mag ja innerparteilich rechtfertigungsbedürftig gewesen sein. Weshalb aber Oppermann nun die vertrauliche Informierung Gabriels durch Friedrich in die Presse gegeben hat, bleibt auch mir unklar. - Die einzige Frage ist insoweit, ob diese Pressemitteilung wirklich mit Friedrich abgesprochen war. Falls ja, wäre Friedrich an seiner Situation selbst Schuld, falls nein, wurde ihm übel mitgespielt.

Ich gehe schon davon aus - ohne es genau zu wissen freilich -, daß Friedrich hier ein Amtsgeheimnis ungerechtfertigt und unter Verletzung der Persönlichkeitsrechte Edathys an Gabriel offenbart hat. Das rechtfertigt auch seinen Rücktritt. Aber das hätte eben niemals an die Öffentlichkeit kommen dürfen, das geböte das kollegiale Miteinander.

(18.02.2014, 13:29)tommy schrieb: Es wurden Politiker darüber Informiert, dass gegen Sebastian Edathy ermittelt wird. Ich finde es nur verständlich, dass sie das alles ohne großen rummel über die Bühne bringen wollten...aber es wurden doch weder Ermittlungen behindert, noch wurde Edathy gewarnt. Oder irre ich mich da?
Daß gegen ihn ermittelt wird, wurde nicht weitergegeben, sondern in einem viel früheren Stadium, daß es Verdachtsmomente gibt. - Ob Edathy gewarnt wurde, ist derzeit eine offene Frage. M.E. kann dies aber kaum nötlig gewesen sein. Daß es eine Durchsuchung bei dieser kanadischen Firma, bei der er Kunde war, gab, dürfte er längst aus dem Internet erfahren haben. Allein das wird für ihn Grund genug gewesen sein, einen Rechtsanwalt einzuschalten und seine Datenträger zu vernichten oder beiseite zu schaffen, soweit da rechtswidriges oder auch nur zweifelhaftes Material vorhanden gewesen sein sollte.

(18.02.2014, 13:29)tommy schrieb: Aber warum er jetzt zurücktretetn musste wüsste ich jetzt auch ganz gerne.
Wenn er ein Amtsgeheimnis rechtswidrig verraten hat, dann hat er sich strafbar gemacht. Es gibt Vorermittlungen gegen ihn. Und ein Minister unter einem solchen Verdacht ist eben schwerlich auszuhalten, zumindest eine Belastung. Spätestens staatsanwaltschaftliche Ermittlungen vertragen sich mit dem Amt eines Bundesministers eben sehr schlecht.

(18.02.2014, 13:41)Achwas schrieb: Was versteht dieser "Herr" unter "das Ansehen Deutschlands"?
Der NSU-Prozeß wurde und wird international beobachtet und dazu gehört(e) auch der NSU-Untersuchungsausschuß. Edathy hatte also internationale Bekanntheit erlangt. Wenn eine solche Person unter dem Verdacht einer Sexualstraftat (und ob der daraus werden würde, konnte man ja damals noch nicht wissen) von einem Amt zurücktreten muß, wäre das wohl auch international beachtet worden - und nicht gerade ein Ruhmesblatt für den Deutschen Bundestag gewesen.

Aber ich finde auch, daß diese Befürchtungen übertrieben sind. Eine Verletzung des Amtsgeheimnisses rechtfertigt sich durch die eher vage Gefahr eines - wohl auch nicht so gravierenden - Ansehensverlustes wohl eher nicht.

(18.02.2014, 13:41)Achwas schrieb: Der Kerl tritt als Landwirtschaftsminister zurück, weil er als Innenminister... hmm, ja was?
Ja und? Wulff ist auch als Bundespräsident zurückgetreten, weil gegen ihn wegen Verfehlungen aus seiner Zeit als Ministerpräsident ermittelt wurde. Und Arbeitsminister Jung ist zurückgetreten, weil ihm Verfehlungen aus seiner Zeit als Verteidigungsminister vorgeworfen wurden. Daß die Taten aus früherer Tätigkeit beim Amtswechsel nicht alle vergeben und vergessen sind, ist ganz normal. Und das halte ich auch für richtig.

(18.02.2014, 13:41)Achwas schrieb: Und wird nun aber wiederrum stellv. Fraktionsvize... Hä?
Ach naja, das dient der Gesichtswahrung der CSU. Da spielt Loyalität wohl eine ganz besondere Rolle. Sie hat ja auch bis zum bitteren Ende und darüber hinaus an zu Guttenberg festgehalten. Manch einer hätte ihn am liebsten gleich wieder zur Wahl aufgestellt.
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Ah danke zugrimm, da wird mir gleich einiges klarer. Das mit den Amtsgeheimnissen ist schon eine echt böse sache, man muss echt aufpassen wem man was erzählt. Ich weiß am besten nie was erzählen, aber wer schafft das schon ;)
Ich finde das ganze auf jeden Fall nicht so schlimm, auch wenn es so nicht hätte an die öffentlichkeit gelangen dürfen... Ich würde sagen das fällt unter die Kategorie: Pech gehabt.
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(18.02.2014, 14:29)Zurgrimm schrieb: [...]
(18.02.2014, 13:41)Achwas schrieb: Was versteht dieser "Herr" unter "das Ansehen Deutschlands"?
Der NSU-Prozeß wurde und wird international beobachtet und dazu gehört(e) auch der NSU-Untersuchungsausschuß. Edathy hatte also internationale Bekanntheit erlangt. Wenn eine solche Person unter dem Verdacht einer Sexualstraftat (und ob der daraus werden würde, konnte man ja damals noch nicht wissen) von einem Amt zurücktreten muß, wäre das wohl auch international beachtet worden - und nicht gerade ein Ruhmesblatt für den Deutschen Bundestag gewesen.

Aber ich finde auch, daß diese Befürchtungen übertrieben sind. Eine Verletzung des Amtsgeheimnisses rechtfertigt sich durch die eher vage Gefahr eines - wohl auch nicht so gravierenden - Ansehensverlustes wohl eher nicht.

Nun, aufgrund deiner Zitierweise (Auslassungen) nehme ich also an, dass Du der Ansicht bist, der sog. "Fall Edathy" habe dem sog. "Ansehen Deutschlands" mehr geschadet als die Ausspäherei seitens NSA etc.

Immerhin hätte man sich in dem Fall mal ein Beispiel etwa an der Reaktion Brasiliens auf die Enthüllungen nehmen können.

Und auch beim NSU-Prozeß wird mal wieder eine entscheidende Frage nicht beantwortet (gestellt wohl): was nämlich unsere Geheimdienste mit dem ganzen NSU-Gesindel zu schaffen hatten. Wäre sicherlich auch "international" beobachtet worden. Ähnlich wie die ganze Gladio/Stay-Behind-Geschichte damals München 1980 mit der Wehrsportgruppe Hoffmann.
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(18.02.2014, 18:45)Achwas schrieb: Nun, aufgrund deiner Zitierweise (Auslassungen) nehme ich also an, dass Du der Ansicht bist, der sog. "Fall Edathy" habe dem sog. "Ansehen Deutschlands" mehr geschadet als die Ausspäherei seitens NSA etc.
Ich habe nur die Sätze bzw. Fragen zitiert, auf die ich eingehen wollte. Aus meinen "Auslassungen" kann man da nichts schließen. Einen Vergleich der Affäre Edathy zur NSA-Affäre ziehe ich nicht und unterstütze ich auch nicht. Das sind völlig anders gelagerte Fälle, die ich nicht miteinander vergleichen möchte. Sie haben auch nichts miteinander zu tun, außer daß zufällig derselbe (Ex-)Minister involviert ist.

(18.02.2014, 18:45)Achwas schrieb: Und auch beim NSU-Prozeß wird mal wieder eine entscheidende Frage nicht beantwortet (gestellt wohl): was nämlich unsere Geheimdienste mit dem ganzen NSU-Gesindel zu schaffen hatten.
Doch, die Frage wurde im U-Ausschuß gestellt. Ein bewußtes Decken der NSU seitens der Behörden konnte aber nicht nachgewiesen werden.
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(18.02.2014, 14:29)Zurgrimm schrieb: Ich gehe schon davon aus - ohne es genau zu wissen freilich -, daß Friedrich hier ein Amtsgeheimnis ungerechtfertigt und unter Verletzung der Persönlichkeitsrechte Edathys an Gabriel offenbart hat. Das rechtfertigt auch seinen Rücktritt. Aber das hätte eben niemals an die Öffentlichkeit kommen dürfen, das geböte das kollegiale Miteinander.
Hm, Gaunerehre ist z.B. auch eine Form von kollegialem Miteinander, und die Grenze zwischen Whistleblower und Denunziant ist manchmal Auslegungssache.

Es ging ja bei dem Amtsgeheimis nicht ausschließlich um Edathys Persönlichkeitsrechte. Wenn Amtsgeheimnisse "vertraulich" weitergetratscht wurden, und daraufhin Datenträger vernichtet wurden, dann hat jemand die (mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit erwartbaren) Ermittlungen behindert. In welchem Maß und mit welcher Intention, wird wohl nicht mehr zu klären sein. Aber "ich habe es doch nur gut gemeint und auch gar nicht geglaubt, dass es rauskommt" ist eine ziemlich dürftige Rechtfertigung dafür, dass man sie in eine Kamera spricht.
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(18.02.2014, 14:29)Zurgrimm schrieb: Ich gehe schon davon aus - ohne es genau zu wissen freilich -, daß Friedrich hier ein Amtsgeheimnis ungerechtfertigt und unter Verletzung der Persönlichkeitsrechte Edathys an Gabriel offenbart hat. Das rechtfertigt auch seinen Rücktritt. Aber das hätte eben niemals an die Öffentlichkeit kommen dürfen, das geböte das kollegiale Miteinander.

Hmmm, Friedrich hat einen Fehler gemacht und der Rücktritt ist in Ordnung - aber rauskommen hätte es nicht dürfen? Oder wie jetzt? Dann hätte Friedrich "aus gesundheitlichen Gründen" zurücktreten sollen oder wie?

Ich finde schon, dass das die Öffentlichkeit etwas angeht, auch wenn ich es nicht ganz so hoch gehängt hätte. Für mich sind das alles ("Fall Edathy" usw.) nur Ablenkungsmanöver, um die Aufmerksamkeit von TTIP/TAFTA abzulenken. Hauptsache, "Pelzig" bleibt dran.

Und zum Untersuchungsausschuß: Dass die Frage gestellt wurde, hab ich ja eben erst gesagt. Klar fällt die "Antwort" dann weniger interessant aus, wenn zufällig die entsprechenden Akten vorher aus Versehen vernichtet wurden bzw. soweit vorhanden eben nicht öffentlich gemacht wurden. Aber es geht dabei um weit mehr als nur die Vertuschung oder Behinderung der Ermittlungen bei der NSU: mich interessiert mehr, wie die aufgebaut wurde und von wem (und evtl. warum).
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(18.02.2014, 21:02)Achwas schrieb:
(18.02.2014, 14:29)Zurgrimm schrieb: Ich gehe schon davon aus - ohne es genau zu wissen freilich -, daß Friedrich hier ein Amtsgeheimnis ungerechtfertigt und unter Verletzung der Persönlichkeitsrechte Edathys an Gabriel offenbart hat. Das rechtfertigt auch seinen Rücktritt. Aber das hätte eben niemals an die Öffentlichkeit kommen dürfen, das geböte das kollegiale Miteinander.

Hmmm, Friedrich hat einen Fehler gemacht und der Rücktritt ist in Ordnung - aber rauskommen hätte es nicht dürfen? Oder wie jetzt? Dann hätte Friedrich "aus gesundheitlichen Gründen" zurücktreten sollen oder wie?

Ich finde schon, dass das die Öffentlichkeit etwas angeht, auch wenn ich es nicht ganz so hoch gehängt hätte...
Diese Meinung teile ich nur bedingt. Sicherlich sollte die Öffentlichkeit von bestimmten Dingen erfahren, aber sowas? Mal ehrlich, das ist wie ein Streit unter Klassenkameraden und einer hats dem Lehrer gepetzt. Es ist doch kein Problem wenn solche lapalien intern geregelt werden. Alles an die große Glocke zu hängen hilft doch nun wirklich keinem. Das Volk verliert gepuscht durch die Medien das Vertrauen und der Friedrich ist jetzt ein Oberbösewicht...er ist doch auch nur ein Mensch und da macht man halt Fehler, das wird er bestimmt auch kein zweites mal machen.
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(18.02.2014, 21:02)Achwas schrieb: Hmmm, Friedrich hat einen Fehler gemacht und der Rücktritt ist in Ordnung - aber rauskommen hätte es nicht dürfen? Oder wie jetzt? Dann hätte Friedrich "aus gesundheitlichen Gründen" zurücktreten sollen oder wie?
Nein, es ist eine Frage der Perspektive. Objektiv rechtfertigt das Verhalten einen Rücktritt. Wer vorsätzlich eine Handlung begeht, die einen Straftatbestand verwirklicht, der muß als Minister zurücktreten, weil er sonst eine Belastung für die Regierung ist.

Allerdings handelt es sich hier um eine Art der Tatbegehung, die nicht unbedingt als besonders verwerflich anzusehen ist. Daß es in Organisationen (Behörden, Wirtschaftsunternehmen, Parlamenten etc.) auch mal inoffizielle Hinweise "auf dem Flur" gibt, gehört zum Leben dazu. Manchmal kann sowas sogar mehr förderlich als schädlich sein, unabhängig davon, ob es unter einen Straftatbestand zu normieren ist oder nicht. Und hier ist eine Information über möglicherweise komprommitierende Tatsachen über einen "Amts-Kandidaten" rechtzeitig an dessen Parteichef gegangen, damit der größeren Ansehensschaden vermeiden kann. Das mag rechtlich nicht ganz astrein sein, aber es ist immerhin eine nachvollziehbare Entscheidung in wahrscheinlich gutmeinender Absicht. - Und ein solcher inoffizieller, vertraulicher Vorgang hätte aus der Perspektive der Beteiligten niemals öffentlich werden dürfen. Denn wenn sowas immer an die Presse geht, kann der "kurze Dienstweg", der auch positive Auswirkungen haben kann, völlig zum Erliegen kommen. Das ist und bleibt ein Vertrauensbruch - es sei denn, es wäre so abgesprochen gewesen, wie Herr Oppermann ja behauptet.

Es ist Rabenaas aber natürlich zuzustimmen, daß das ein sehr heikles Feld ist und die Frage, was hier richtig und was falsch ist, leicht verschwimmen kann. Wenn solche vertraulichen Informierungen jenseits des Rechts überhand nehmen und/oder in der Absicht, sich selbst Vorteile zu verschaffen geschehen, gelangt man natürlich bald in den Bereich dessen, was man Korruption oder zumindest Klüngel nennt.
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(18.02.2014, 21:26)Zurgrimm schrieb: Allerdings handelt es sich hier um eine Art der Tatbegehung, die nicht unbedingt als besonders verwerflich anzusehen ist.
Irgendwie schaffe ich es nicht, das mit der gleichen Nachsicht zu sehen. Für mich riecht das nach Standesdünkel. Eine reibungslose Aufklärung ohne Ansehen der Person hätte der BRD weit mehr genützt, als ein halb unter den Teppich gekehrter Skandal.
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Meine geliebte Dalamatinerhündin ist nun tot... sie war nun 15 Jahre und inzwischen auch taub, allerdings glaube ich das es ihr bei mir und meiner Familie sehr gut ging.
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:sad2: und :knuddel:
Treffen sich zwei Streuner auf einem Fest.
Sagt der eine: "Hast du schon die schöne Halskette der Gastgeberin gesehen?"
Sagt der andere: "Nein. Zeig mal her."
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Tja draußen ist es unerträglich warm und wenn es nicht gerade ein Hitzegewitter gibt auch entsprechend sonnig. Sonnenlicht soll ja eigentlich zur guten Laune beitragen... tja Pustekuchen, zumindest hier.
Ich bin schon nicht das sonnigste Gemüt ( um bei dem Bild zu bleiben ), hab jede Menge Sorgen & Ängste, aber irgendwie bekomm ich es doch hin nicht gleich ein gesamtes Jahr als Scheiße abzukanzeln. Leider anders als meine Freundin. Meine Freundin sagt mir seit ungefähr 2012 jedes Jahr "das ist das beschissenste Jahr das ich je hatte..." Seit Sommer letzten Jahres behauptet sie in bestimmten Phasen "nichts würde ihr mehr Spaß oder Freude bereiten, sie würde kein Glück empfinden"... das ist letztes Jahr 2x passiert und dieses Jahr irgendwie ihr Status Quo ( zumindest erwähnt sie es weit häufiger )... Sie sagt in Gesellschaft würde sie Freude und Spaß nur vorspielen. Sie starrt oft nur traurig in der Gegend herum, sagt kein Wort, auf nachfrage schon gar nicht. Ihr ist langweilig, klassischer Zeitvertreib wie Freunde treffen, spazieren gehen usw. sind ihr nichts. Sie erwartet das irgendwas spektakuläreres in der Stadt los ist ( ein Theaterstück, Konzert, eine Führung oder ein besonderer Film ) und wenn dann tatsächlich was stattfindet will sie nicht hin weil ihr das zu teuer ist, wenn ich anbiete die Kosten zu übernehmen wird sie nur sauer. Allgemein frustriert sie diese Situation dann ( na ja nicht nur sie ).
Sie igelt sich ein, will keine neuen Leute mehr kennen lernen ( z.B. auch keine Bekannten von mir, die ich ihr auch gern vorstellen würde ) und baut eine immer größere Abneigung gegen viele unserer "alten Freunde" auf ( bzw. ist von diesen enttäuscht, manchmal durchaus nachvollziehbar ). Oft wandelt sich ihre Traurigkeit auch einfach in ziellose Wut die mit Logik nicht nachvollziehbar ist, die mangels eines konkreten Ziels dann eben mich trifft... die daraus resultierenden Streitigkeiten sind dann meist sehr einseitig... ich versuche mich ( gezwungen ) ruhig ihrem Aggressionssturm aus konstruierten Vorwürfen & Beleidigungen entgegenenzustellen. Dem auf den Grund zu gehen... aber naja erfolglos. In vielen dieser Fälle muss ich mich dann einfach damit zufrieden geben das irgendwann wieder Friede eingekehrt ist.

Sie ist fest davon überzeugt nicht glücklich sein zu können, keinen Spaß an einer Sache haben zu werden ( praktisch eine selbst erfüllende Prophezeiung, weil sie sich in diese Gedanken steigert und versteift, was zumindest meine Interpretation ist )... wenn sie dann doch etwas Freude gehabt zu haben scheint, dann ist das für sie nur ein statistischer Ausreißer, kein Gegenbeweis zu ihrer Annahme.

Mir gehen die Ideen aus sie aufzumuntern, ich scheine auch überhaupt keinen Einfluss auf ihre Stimmung zu haben ( außer wenn ich was verbocke, das führt natürlich unweigerlich zu einer negativen Reaktion )... mich um sie sorgen wenn es ihr so geht ist falsch ( und nervt sie an -> macht sie wütend ), mich nicht weiter drum kümmern ist falsch und macht sie wütend...

Auch mir scheint wie gesagt nicht unbedingt die Sonne aus dem Hintern und ich kann einiges an Verdrossenheit & Depression nachvollziehen.... aber dieses kategorische verneinen jeglicher Lebensfreude frisst langsam auch mich auf. Ich weiß nicht was ich noch tun soll, ich kann ihr nicht helfen, sie will mit niemanden weiter reden. Ich weiß nicht mehr weiter....

Darum belästige ich jetzt diesen Thread mit diesem Post, fühl mich sogar schäbig dabei die Sache ins Internet zu tragen, aber in der analogen Welt gibt es aktuell niemanden weiter den ich davon erzählen könnte ohne gerade in die eigene Sinnkrise zu funken oder auf Schulterzucken zu treffen.
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Das klingt übel. Will sie an ihrer Situation denn was ändern, wieder Freude und Glück empfinden (können)? So wie sich das anhört, ist da durchaus professionelle Hilfe anzuraten, zumindest aus meiner Sicht eines Außenstehenden, der nur deinen Text gelesen hat. War das schon mal Gesprächsthema zwischen euch?
Die der Götter Gunst verloren,
sind verfallen einer Macht -
Die sie führt zu fernen Toren,
und durch sie in ew'ge Nacht.
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Ich finde es gut von Dir, dass Du Deiner Freundin aus ihrem Tief raushelfen möchtest. Wie ist es denn mit Alltagsdingen, z.B. einfach mal Essen gehen, weil zufällig gerade der Kühlschrank leer ist? Muss ja nichts großartiges sein, und man muss auch nicht direkt Freudensprünge erwarten. Wichtig ist ja nicht, was sie sagt, sondern wie es auf sie wirkt. Oder einen Einmalgrill einpacken und irgendwo abseits etwas grillen.
Gegen miese Stimmung hilft meiner Erfahrung nach auch abenteuerliches, wie zu zweit Ruinen, leerstehende Häuser oder Fabrikgelände erkunden. Oder wenn mal ein Konzert oder Theaterstück ist kann man sich oft die Vorbereitungen oder die Generalprobe ansehen. Das ist dann idR kostenlos und meistens viel besser als das eigentliche Ereignis.

Wenn man sie damit nicht kriegt, dann ist es vllt wirklich eine ausgewachsene Depression. Ich weiß ja auch nicht, ob es einen konkreten Anlass gibt, der sie belastet.
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(12.06.2014, 12:00)Rabenaas schrieb: Ich finde es gut von Dir, dass Du Deiner Freundin aus ihrem Tief raushelfen möchtest. Wie ist es denn mit Alltagsdingen, z.B. einfach mal Essen gehen, weil zufällig gerade der Kühlschrank leer ist? Muss ja nichts großartiges sein, und man muss auch nicht direkt Freudensprünge erwarten. Wichtig ist ja nicht, was sie sagt, sondern wie es auf sie wirkt. Oder einen Einmalgrill einpacken und irgendwo abseits etwas grillen.
Gegen miese Stimmung hilft meiner Erfahrung nach auch abenteuerliches, wie zu zweit Ruinen, leerstehende Häuser oder Fabrikgelände erkunden. Oder wenn mal ein Konzert oder Theaterstück ist kann man sich oft die Vorbereitungen oder die Generalprobe ansehen. Das ist dann idR kostenlos und meistens viel besser als das eigentliche Ereignis.

Wenn man sie damit nicht kriegt, dann ist es vllt wirklich eine ausgewachsene Depression. Ich weiß ja auch nicht, ob es einen konkreten Anlass gibt, der sie belastet.

Alles schon gemacht ( bis auf Ruinen, daran hat sie allerdings kein Interesse )... zusammen irgendwo Essen gehen machen wir eig. relativ häufig, fast 1x die Woche bzw. 1x alle 2 Wochen. Grillen ebenfalls...

Sie hat durchaus nachvollziehbare Gründe wieso ihre Laune nicht unbedingt die beste sein muss, es ist halt dieses kategorische verneinen von Lebensfreude das ich nicht verstehe und das mich durchaus ebenfalls belastet.

Ich hab sie auch schon gefragt ob ich vielleicht einfach die falsche Person sein könnte ihr da irgendwie zu helfen. Freiwillig würde sie mit anderen darüber nicht reden und speziell professionelle Hilfe lehnt sie ab weil sie der Meinung ist:" Ich weiß ja wie es mir geht und so ungefähr warum, was soll mir das Helfen?"
Ein guter Freund von uns der ungefähr um die Sache weiß wollte sich eigentlich die letzten Tage auch mal zusammen mit uns hinsetzen, allerdings hat er wohl ( wie oben erwähnt ) selbst gerade eine Art Sinnkrise.
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Hm... wie siehts denn bei Euch mit Pen&Paper Rollenspiel aus? Hat deine Freundin an sowas Interesse? Sowas kann auch ganz gut ablenken - und auch aufmuntern, und man kann sich je nach Charakter auch kreativ betätigen, wenn man sich da mal mit den Hintergründen beschäftigt usw.

Oder etwas schreiben... Gedichte, Romane, Kurzgeschichten. Den Frust darin irgendwie verarbeiten.

Oder mal nach einer Möglichkeit schauen, ehrenamtlich zu arbeiten? Wenn man schon für sich selbst nicht weiß, wie man sich helfen könnte, könnte man vielleicht zumindest für andere was tun.
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(12.06.2014, 13:28)aeyol schrieb: Hm... wie siehts denn bei Euch mit Pen&Paper Rollenspiel aus? Hat deine Freundin an sowas Interesse? Sowas kann auch ganz gut ablenken - und auch aufmuntern, und man kann sich je nach Charakter auch kreativ betätigen, wenn man sich da mal mit den Hintergründen beschäftigt usw.

Oder etwas schreiben... Gedichte, Romane, Kurzgeschichten. Den Frust darin irgendwie verarbeiten.

Oder mal nach einer Möglichkeit schauen, ehrenamtlich zu arbeiten? Wenn man schon für sich selbst nicht weiß, wie man sich helfen könnte, könnte man vielleicht zumindest für andere was tun.

Hahaha die Gute findet es schon furchtbar das ich an sowas interesse habe, sie dazu zu bewegen würde die Sache wahrscheinlich verschlimmern ... Sie hat irgendwann vor 2 Jahren das Interesse am Lesen verloren und schreibt auch nichts mehr, seit wir zusammen sind. Sie malt eigentlich sehr schön mit Ölfarben usw. meinte aber auch daran habe sie jede Freude verloren und es würde sie nur noch frustrieren.

Noch mehr Arbeit all sie jetzt bereits hat ist wohl auch nicht die Lösung.

Danke allerdings für eure Vorschläge.
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Na gut, ist natürlich auch schwer irgendwelche Tipps zu geben, wenn man den Menschen nicht kennt. Ich drück dir aber die Daumen, dass dein Kumpel bald wieder selbst so fit ist, dass er euch beide da unterstützen kann!
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Weiß sie denn, wie sehr dich das belastet? Hast du ihr mal den Spiegel vor die Nase gehalten? Ist ihr klar, wie lebensfreude-verneinend sie ist?
Was hat ihr denn mal Freude gemacht? Und was davon hat sie noch nicht kategorisch abgelehnt?
For what it's worth, I'm glad it's you. It was nice to be happy ... for a while.
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(12.06.2014, 12:24)Fenris schrieb: Ein guter Freund von uns der ungefähr um die Sache weiß wollte sich eigentlich die letzten Tage auch mal zusammen mit uns hinsetzen, allerdings hat er wohl ( wie oben erwähnt ) selbst gerade eine Art Sinnkrise.

Mann, oh Mann. Ihr solltet eine Selbsthilfegruppe aufmachen. ;)

Aber mal im Ernst. Anscheinend existiert das Problem schon Jahre lang und bedrückt auch Fenris nicht zu knapp.
Jeder Mensch sollte traurig sein dürfen, wenn er Grund dazu hat. Aber wenn sich Niedergeschlagenheit verselbständigt, dann ist das eine Krankheit, wie jede andere auch. Normalerweise würde ich mal mit dem Hausarzt reden. Der kann einem schlimmstenfalls auch nichts neues erzählen. Weil sich aber anscheinend viele Hausärzte nicht die Zeit nehmen, auf solche Probleme einzugehen, könnte man auch mal bei der Stadt nach Initiativen, Gruppen und sozialen Diensten nachsehen.
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