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Gbase.de-Testbericht (27.09.13)
#49
Vieles hängt auch einfach davon ab, wie man es dem Spieler erklärt. Ich finde bedauerlich, dass einige Zugänglichkeit mit Anspruchslosigkeit verbinden. Denn es gibt soviele Möglichkeiten, die Zugänglichkeit zu erhöhen, ohne dass dafür gleich der Anspruch geopfert werden muss. Zugänglichkeit soll dem Spieler lediglich helfen, zu verstehen, nicht ihm das selbstständige Denken abnehmen. Unter Zugänglichkeit fallen beispielsweise bereits eindeutige Icons und Gegenstandsbezeichnungen, Mousover- oder sonstige Erklärtexte. Eine der ältesten Zugänglichkeitsmethoden der Computerspielbranche ist das Beschreiben der Spielmechanik im Spiel selbst mit Hilfe eines Tutorials oder durch Popup-Fenster. Ich glaube nicht, dass Puzzlespiele nach der Methode "wie funktioniert das Interface" oder "wie und wo werden Helden gesteigert" als spielerischer Anspruch gelten können. Man stellt niemanden auf den Fußballplatz und sagt ihm "finde raus, wie das Spiel funktioniert". Klar, wer jahrelange Erfahrung mit Rollenspielen hat, findet sich naturgemäß erheblich schneller zurecht. Auch mich unterfordern bzw. langweilen Tutorials bisweilen. Aber mein Erfahrungsschaft ist nicht vergleichbar mit dem eines Einsteigers und einem Spieler, der noch nie Pen & Paper gespielt hat.

Man vergisst gerne, auch in anderen Medien gibt es etablierte und allgemein akzeptierte Wege und Methoden, die Zugänglichkeit zu einem Werk zu verbessern. Mit einem Trailer wird man bereits auf die Thematik eines Films eingestimmt. Klappentexte erläutern dem Buchinteressenten, worum es geht und geben erste Deutungshinweise, Fußnoten und Glossare erklären möglicherweise unbekannte Begriffe. Singleveröffentlichungen in der Musikbranche sollen auch einen Ausblick auf den Stil und die Machart eines Albums geben und bevor man ins Theater geht, liest man normalerweise einen Werkführer durch, um das Stück zu verstehen und sich auf die Inszenierung konzentrieren zu können. Es dreht sich immer darum, Dinge verständlich zu machen, damit man dann während der Aufführung/Nutzung eine positive individuelle Erfahrung machen kann. Und wenn ich positiv schreibe, meine ich nicht, dass man jeden Kampf gewinnen muss und niemals scheitern darf. Das Gefühl, eine Herausforderung gemeistert zu haben, ist natürlich ebenfalls eine positive Erfahrung. Aber sich dumm vorzukommen, weil man die verborgenen Mechanismen und Spielregeln nicht versteht, sie aber auch nie erklärt bekommt und daher ständig wie ein Blinder gegen die Wand läuft, das ist keine positive Erfahrung. Denn Spieler sind weder faul noch blöd, sonst würden sie passive Kost wie Filme oder Let's Plays konsumieren. Aber jeder kennt auch Situationen, wenn mal der Groschen absolut nicht fallen will. Im Pen & Paper gibt es für solche Momente die Mitspieler und den Meister, die erklären oder auch mal hilfreich unter die Arme greifen. Im Computerspiel muss man dafür andere Lösungen finden und da gibt es bereits sehr viele schöne, auch optional zuschaltbare Beispiele, die bei Schick HD leider nicht berücksichtigt wurden.

Mag sein, dass sich das Spiel sowieso nur exklusiv an die alten Veteranen richten sollte, auch wenn ich mir das kaum vorstellen kann. Aber es hätte auch stärker auf Einsteiger zugehen können und so vielleicht mehr Leute für diese komplexe Spielmechanik begeistern können. Schach ist eines der komplexesten Spiele, niemand meistert es am ersten Tag, und doch hat man das Grundprinzip mit einer guten Anleitung und einem hilfreichen Mitspieler sehr schnell gelernt, um anschließend auf eigenen Beinen stehen zu können. Ich sehe hier einfach extrem verschenktes Potential.
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Gbase.de-Testbericht (27.09.13) - von Crystal - 29.09.2013, 20:46
RE: Gbase.de-Testbericht (27.09.13) - von Movit - 13.10.2013, 01:48



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