25.03.2012, 14:37
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.03.2012, 15:20 von Wolverine.)
(25.03.2012, 13:56)Boneman schrieb:Tut mir leid, wenn Du das als unangebrachten Seitenhieb empfunden hast, aber so war es nicht gemeint. Du hattest nur gerade von den Möglichkeiten des Direktvertriebs geschwärmt, als ich den Artikel im Spiegel gelesen hatte, der diesen mit obigen plastischen Worten niedergemacht hat. Und da wollte ich darauf hinweisen, dass eben häufig das, was von außen sehr positiv wirkt, bei genauer Betrachtung gar nicht mehr so toll ist. Und im Falle der Direktvermarktung kommen die Forderungen eben häufig von den Konsumenten, während keiner der Künstler, die ich kenne, ob Musiker oder Schriftsteller, das in Erwägung zieht. Die sehen nämlich auch die Nachteile, während ein Konsument sich durch die Umgehung der Verwerter vor allem günstigere Preise und, ganz altruistisch, auch einen größeren Anteil am Kuchen für die Künstler vorstellt (außerdem dreht man natürlich der Content-Mafia eine Nase).Wolverine schrieb:Nun, sie ist zumindest meiner Meinung, dass es ohne die Unterstützung der Rechteverwerter eben doch nicht geht, und Bonemans schöne neue Welt der Direktvermarktung dem "Zusehen des Zustandekommens eines Verkehrsunfalls" gleichkommt. Damit bricht ein wichtiges Argument in der Diskussion gegen die Verwerter in sich zusammen.Leider muss ich dir mitteilen, dass ich diesen Seitenhieb als unangebracht empfinde. (Bei weitem nicht als einziges, aber es betrifft mich, daher erlaube ich mir den Hinweis an dieser Stelle.)
(25.03.2012, 13:56)Boneman schrieb:Das mit dem Ursprung tut in meinen Augen nicht viel zur Sache, da der Begriff nicht so krass daneben liegt wie beispielsweise der der "Content-Mafia", was eindeutig mit Mord und Totschalg verbunden ist. Der Begriff des Raubes ist umgangssprachlich so weit gefasst, das er die Schwarzkopie, wenn auch mit Hängen und Würgen, noch abdeckt.Wolverine schrieb:Nein, wie Deine Quelle selbst erklärt, handelt es sich nicht um Raub, sondern um Diebstahl oder Unterschlagung; und das sind die Delikte, die man auch bei Urheberrechtsverletzungen ins Spiel bringt . Daher halte ich die ungenaue Bezeichnung der Raubkopie für erträglich, wenn auch juristisch falsch.Das Problem ist, dass es keine zufällig entstandene Bezeichnung ist, sondern ein bewusst gewählter Propagandabegriff mit psychologischer und emotionaler Wirkung. Auf neusprech.org heißt es:
neusprech.org schrieb:Wenn jene, die so gern vom rechtsfreien Raum Internet reden, rechtliche Begriffe so missbrauchen, müssen sie sich nicht wundern, wenn ihnen niemand mehr zuhört.Auch im Wikipedia-Artikel wird der Begriff "Raubkopie" als dysphemisch beschrieben. Natürlich werden dann "Gegendysphemismen" wie "Content-Mafia", etc. kreiert.
Beispiel:
Wenn ich aufgrund der hereinbrechenden Dunkelheit der Möglichkeit beraubt werde, noch eine Fahrradtour bei Tageslicht zu unternehmen, wird man mit der juristischen Defintion auch nicht sehr weit kommen: Wer hat mir etwas weggenommnen? Wo ist die Gewalt? Was hat man mir weggenommen? Und wo ist das, was man mir genommen hat, jetzt?
(25.03.2012, 13:56)Boneman schrieb:Im Gegensatz zu Rabenaas, der sich nicht an meine Frage gehalten hat, in der eindeutig von einem Wort die Rede war, ist das ein sinnvoller Vorschlag.(25.03.2012, 13:18)Rabenaas schrieb:Schwarzkopie is the new Raubkopie.(25.03.2012, 12:16)Wolverine schrieb: Nenn doch mal ein Wort, dass das illegale Kopieren besser beschreibt!"illegales Kopieren"
Zumindest solange, bis sich jemand über die Assoziation mit dem Schwaren Block, Schwarzen Mann oder der CDU beschwert
Edit:
Nachtrag:
(25.03.2012, 13:18)Rabenaas schrieb: Die aufgeladene Sprache bewirkt einen chilling effect, und ist darum wichtig.Zu dem Thema fällt mir gerade ein, dass ich vor ein paar Jahren mal ein Gespräch mit einer Sonderschullehrerin über die Bezeichnung "Behinderter" hatte. Dabei hatte sie sich beschwert, das man offenbar dabei ist, diese Bezeichnung durch positivere Ausdrücke zu ersetzen. Dabei war "Behinderter" selbst vor einigen Jahren schon als neutraler Ersatz für andere, inzwischen negativ konotierte Begriffe eingeführt worden, hat aber inzwischen selbst einen negativen Beiklang erhalten. Ihre Meinung war, dass das alles nicht bringe, da jeder Begriff über kurz oder lang die dahinterstehende Bedeutung übernehmen würde, auch wenn man in absichtlich anders formuliert.
Aus dieser Überlegung heraus würde ich den Chilling Effekt als eher gering einstufen; vermutlich erweckt der Begriff "Raubkopie" längst keine Assoziationen mehr zu gewaltsamen Raub, sondern wird als das verstanden was es ist: Das unberechtigte Kopieren.
[Disclaimer: ich halte in keinem Fall behinderte Menschen für in irgendeiner Form negativ, aber in der Vulgärsprache ist es seit langem normal, Begriffe für körperliche oder geistige Defizite als Schimpfworte zu benutzen. Schon der noch recht harmlose "Trottel" beinhaltet eine Wertung der Fähigkeiten.]
Mir fällt auf, dass das ein gewichtiges Gegenargument zur Orwell'schen Neusprech ist. Muss ich mal ne Weile drüber nachdenken ... .
(25.03.2012, 13:18)Rabenaas schrieb:Mööp. 0 Punkte.(25.03.2012, 12:16)Wolverine schrieb: Nenn doch mal ein Wort, dass das illegale Kopieren besser beschreibt!"illegales Kopieren"
ein Wort war verlangt, hatte fast vermutet, dass sowas kommt.