(01.04.2011, 08:45)Zurgrimm schrieb: Der Kommentar mit dem eigenen Erproben geschichtlicher Epochen bezog sich gar nicht mehr auf die Schlachtung, sondern auf Boronar's Bericht vom Schulprojekt "Leben in der Steinzeit" und der Forderung nach mehr experimenteller Archäologie. - Dabei wollte ich solche an sich auch nicht ablehnen. Aber so Projekte, wo man über einen längeren Zeitraum (vllt. eine Woche) wie in der Steinzeit zu leben versucht, würden mich eben nicht reizen. Damit wollte ich sagen, daß die Bereitschaft, etwas zu lernen auch gegeben sein kann, auch wenn man es nicht gleich am eigenen Leib erproben will.
Um zu lernen, wie schrecklich Krieg ist, muß man ja auch nicht erst eine Woche an die Front geschickt werden.
Ich stimme zu, daß solche experimentellen Projekte nicht den Maßstab des (Er-) Lernens bilden dürfen, zumal die Qualität solcher Konzepte sehr unterschiedlich ist. Was man auch mit experimenteller Archäologie für die Jüngeren nicht nachbilden kann ist die psychologische, mentalitätsgeschichtliche Komponente. Alltäglich mit dem Tod konfrontiert zu sein, die Bedeutung von gesellschaftlichen Ritualen emotional zu erfassen, das kann meines Ermessens auch kein museumspädagogischer Exkurs veranschaulichen.
Da ist aber noch die "unbelehrbare" Person, die trotz fleißiger Studien am Schreibtisch gewisse moderne Grundeinstellungen mit sich bringt und dann in einer verantwortlichen Position wiederum eine historische Epoche begreiflich machen soll. Für solche Leute, Lehrer, Dozenten, Bildungsbeauftragte, müßten durch obligatorische, experimentelle Teilnahmen zumindest die alltäglichen Problemfelder einer Zeit ins Bewußtsein gemeißelt werden.
Dann hätte auch mein Geschichtslehrer nicht mehr von den langen Entscheidungsschlachten im Hundertjährigen Krieg erzählt und/oder mein Mittelalter-Dozent darauf abgehoben, daß die Wirkung der ersten Feuerwaffen im späteren Mittelalter eben wirklich eine ballistische war (oder wirklich doch eher eine psychologisch-demoralisierende? Da hat es plötzlich irgendwo laut Bumm aus einem Rohr gemacht?)
Ähnlich wie beim Fall der Hasenschlachtung spielt die Zielgruppe eine Rolle, auf die ein solches Experiment abgestimmt werden müßte.