08.04.2011, 08:42
(08.04.2011, 01:54)Fury schrieb: Ich bin halt einfach etwas allergisch gegen solche Beiträge diverser Sendungen und Magazine wie Monitor, Frontal21 etc.Naja, "allergisch" bin ich gegen solche Beiträge eigentlich gar nicht. Ich finde es gut, daß es investigativen Journalismus gibt. Richtig ist aber, daß man diese Art der Berichterstattung immer besonders kritisch betrachten muß, weil nicht selten Außenseitermeinungen als einzige zu Wort kommen und bei den Rechercheuren ein gewisses Sensationsinteresse da ist. Nicht selten ist die Faktenlage recht dünn und wird durch emotional aufgeladene Statements oer Interviews mit Betroffenen und Anwohnern vermischt.
Gerade letzteres war in diesem Monitor-Beitrag der Fall. Da kamen sehr viele Anwohner zu Wort, die sich einfach bedroht fühlten. Den Fragen, wie groß die Gefahr bei Einhaltung der Vorschriften wirklich ist bzw. welche Restrisiken es gibt, und ob die Vorschriften sklavisch eingehalten werden in Übungs-Luftkampfmanövern, wurde nicht nachgegangen.
So wurde z.B. nicht klar, ob die Flughöhe kumulativ oder alternativ zum Seitenabstand eingehalten werden muß. Da eine Mindestflughöhe über 1,5 km neben dem Kraftwerk wenig Sinn macht, vermute ich, daß es alternativ ist. Das bedeutete dann aber, daß bei hoch genugem Flug doch auch Manöver direkt über dem AKW stattfinden dürften. - Wissen tue ich es nicht.
Interessant war auch die eher am Rande erwähnte Tatsache, daß mit der Sicherheit gegen einen Flugzeugabsturz nur der Reaktorraum selbst gemeint ist, die umliegenden Einrichtungen, wie Kontrollzenturum, Zuleitungen und wer-weiß-was-noch aber nicht in gleicher Weise geschützt sind. Gerade aus Japan wissen wir aber ja nun, daß auch wenn das Reaktorgebäude selbst überlebt (und die haben auch dort das Erdbeben und den Tsunami überstanden) eine Katastropfe eintreten kann, etwa wenn Wasser- oder Stromleitungen sowie die Notstromaggregate beschädigt werden. - Ob es hier wirklich an einem genügenden Gesamtschutz im Falle eines Kampfjet-Absturzes mangelt, hat der Beitrag leider auch nicht weiter verfolgt.
Insofern finde ich es schon richtig, daß das Thema gerade im Rahmen der aktuellen Atomsicherheitsdiskussion aufgegriffen wird. Man muß aber eben schon sorgfältig trennen, was man wirklich weiß und was nur ein "Gefühl" ist. - Womit ich allerdings auch nicht sagen will, daß man auf die Bedrohungsgefühle der Anwohner keine Rücksicht nehmen sollte. Eine vernünftige Information der Anwohner (hat die stattgefunden?) sollte das Mindeste sein.
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."