08.07.2011, 08:44
(08.07.2011, 06:45)Fury schrieb: Vieleicht ganz interessant zu diesem Thema: Ein Interview mit dem ARD-Börsenexperten Lehmann.Ahja, daß die Ratingagenturen nur die "Boten" seien, wird von Befürwortern gerne gesagt. In der Theorie stimmt das auch. In der Praxis bin ich aber nicht so davon überzeugt, daß die Entscheidungen rein faktenbasiert und frei von politischen und eigenwirtschaftlichen Interessen getroffen werden. Zum einen habe ich schon gelesen, daß teilweise für die USA andere Maßstäbe angelegt werden. Zum anderen liest man ja immer wieder, daß "gegen den Euro", bzw. bestimmte Eurostaaten spekuliert wird. Und wenn das stimmt, dann verdient ja irgendjemand auch an der Pleite von Griechenland & Co. Und solange da nicht klar ist, ob die Ratingagenturen bzw. ihre Eigentümer - und sei es nur mittelbar - zu den Gewinnern gehören, ist auch nicht sicher, daß sie rein formal beurteilen.
Das Argument, daß eine staatliche Rating-Agentur daneben ginge, halte ich für Schwarzmalerei. Natürlich darf es keine von Regierungsorganen beherrschte Agentur sein. Aber es kann durchaus öffentlich-rechtlich organisierte, politisch (und wirtschaftlich) unabhängige Institutionen geben. Solche "staatsfernen" Einrichtungen sind bei uns v.a. die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Staatlich bedeutet nicht, daß die Regierungen da politische Ratings in Auftrag geben können. Das wäre natürlich der Tod für eine Rating-Agentur, aber so muß sie ja nicht gestaltet sein.
"Haut die Säbel auffe Schnäbel."