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Wann wurde uns der Anstand denn das letzte mal von der Elite vorgelebt? Ich frage mich auch, ob das Verknasten des sprichwörtlichen jugendlichen Intensivtäters wirklich was bringt. Mir hat ein alter Kasache mal erzählt, wie in seinem Heimatdorf Hühnerdieben die Finger abgehackt wurden. Wer Abschreckung will, sollte konsequenterweise das als Modell in Betracht ziehen.
(29.10.2016, 08:40)Dablau schrieb: [ -> ]Geldstrafen ziehen nicht wenn sie von Harz 4 leben, also gibt es immer nur Bewährungsstrafen.
Das kann ich so nicht bestätigen. Wer von ALG II lebt, bekommt bei einer Verurteilung zur Geldstrafe normalerwiese eine Tagessatzhöhe von 10 oder 15 €. Das sind bei einer Strafe von 30 Tagessätzen schon 300 bis 450 €, die dann im Portemonnaie fehlen. Sicher, das kann in Raten gezahlt werden, aber auch 50 €/Monat weniger ist gerade für Leute, die nicht viel haben, eine Menge Geld. Deshalb werden durchaus Geldstrafen auch gegen ALG-II-Bezieher verhängt. Oft sogar. Nur eben nicht mehr beim 3. oder 4. Mal.

Bewährungsstrafen haben übrigens den "Vorteil", daß die oft mit Bewährungsauflagen kombiniert werden. Auch die sind den meisten Leuten nicht angenehm - vom Damoklesschwert, bei Bewährungsversagen wirklich einsitzen zu müssen, mal ganz zu schweigen.

Insofern ist es mir zu pauschal zu sagen, daß Geld- und Bewährungsstrafen nicht wirken. Es gibt Menschen mit einem gewissen Sozialisierungsdefizit. Die bekommt man dann auch mit Strafen nicht nachhaltig "erzogen". Aber für viele wirkt eine solche Strafe doch als "Schuss vor den Bug". Das kann man, denke ich, nur individuell betrachten.
(29.10.2016, 09:53)Zurgrimm schrieb: [ -> ]Insofern ist es mir zu pauschal zu sagen, daß Geld- und Bewährungsstrafen nicht wirken. Es gibt Menschen mit einem gewissen Sozialisierungsdefizit. Die bekommt man dann auch mit Strafen nicht nachhaltig "erzogen". Aber für viele wirkt eine solche Strafe doch als "Schuss vor den Bug". Das kann man, denke ich, nur individuell betrachten.
Wieder was dazu gelehrt (Bestätig mich aber wieder in der Ansicht das unsere Nachrichten-Medien nix taugen).

Ansonsten, individuell ist mit Sicherheit richtig. Der eine schämt sich nach der Tat und braucht eher ein Zeichen das er auch nach einem Fehler Teil der Gesellschaft ist. Den Anderen muss man ein Mal in den Arsch treten das man seine Aufmerksamkeit hat, ein zweites Mal als Strafe und ein drittes Mal damit er es nicht vergisst. Und nachher sag er sich, so schlimm war das gar nicht und macht weiter.

Für das Eingangs beschriebene Verhalten der Gaffer ist es aber belanglos, wie Bewährungsstrafen auf die Verurteilten wirken. Auf einige (intensiv) Täter haben Strafen sicher keine abschreckende Wirkung (Auf Täter die aus dem Affekt oder Trieb handeln sowieso nicht). Bei dem Verhalten der Gaffer geht es aber schon um ein Massenphänomen. Und auch wenn Abschreckung bei einzelnen Intensivtätern keine Wirkung zeit, bei der Masse schon. Vorausgesetzt die es besteht ein hohes Risiko, erwischt zu werden.
Ich habe jetzt gelesen, dass die Gaffer angeblich glaubten, es hätte sich um Catering für die Zuschauer gehandelt :wall: Wie krank im Kopf muss man da sein :wall:

Aber dieses Verhalten passt zu der Nachricht, dass in Hannover? 4 Leute an einem alten Mann vorbeigegangen sind, der vor den Geldautomaten einer Bank zusammengebrochen war. Einer von denen stieg sogar drüber weg. Keiner kümmerte sich um der 82jährigen! Die 5te Person rief den Notarzt; aber leider verstarb der alte Mann :(

Für mich sieht es danach aus, als wenn die Welt immer unmenschlicher wird, eine Ellenbogengesellschaft, wo sich keiner mehr um den anderen kümmert. Achtung vor den anderen gibt es nicht mehr. Und wer ein Ehrenamt ausübt wird als dumm ausgelacht, weil er unbezahlt arbeitet. Das schlimme ist, dass die Politik (und die sind bestimmt keine Elite und Wirtschaftsbosse!) es den Menschen so vorleben. Nur wer dummdreist ist und die Ellenbogen einsetzt kommt weiter.

Da kann ich froh sein, dass man sich bei mir im Haus noch kennt und mit einander klönt. In meinem Stadtteil kennen sich viele Leute, grüßen sich auf der Straße und tratschen. Älteren Menschen wird auch mal die Tasche getragen, wenn sie schwer ist. Bin ich froh, dass ich hier lebe, wo es noch Menschen gibt und nicht nur Säugetiere auf 2 Beinen!
(29.10.2016, 10:36)Dablau schrieb: [ -> ]Auf einige (intensiv) Täter haben Strafen sicher keine abschreckende Wirkung (Auf Täter die aus dem Affekt oder Trieb handeln sowieso nicht).
Bei Triebtätern ist das so eine Sache. Die "Energie", die sie in die Unterdrückung des Triebes investieren, kann schon mit der Angst vor Strafe steigen. Ich habe jedenfalls mal eine TV-Reportage gesehen, in der ein Pädophiler offen (aber natürlich anonym) gesagt hat, daß er durchaus auch mehr als Bildergucken anstellen würde, wenn das in Deutschland nicht unter Strafe stünde. Moralische Bedenken hatte er anscheinend nicht. Natürlich ist "schon" das Bildergucken in dem Zusammenhang strafbar und davon ließ er sich nicht abhalten. Aber von den gravierenderen Sachen dann eben doch.

Ich denke, die Frage, ob es ein Affekt ist und die Frage des Entdeckungsrisikos sind in diesem Zusammenhang ganz entscheidend.
Die Feuerwehrleute können froh sein, dass ihnen nur die Brötchen weggefuttert wurden. Anderswo werden Rettungskräfte angegriffen. Oder die Handyfilmer müssen mit Polizeihunden vertrieben werden, damit überhaupt erste Hilfe geleistet werden kann.

(29.10.2016, 12:58)Mazana schrieb: [ -> ]Für mich sieht es danach aus, als wenn die Welt immer unmenschlicher wird, eine Ellenbogengesellschaft, wo sich keiner mehr um den anderen kümmert. Achtung vor den anderen gibt es nicht mehr.
Im großen und ganzen glaube ich das nicht, wenn man bedenkt, was hier vor 75 Jahren los war. Die Probleme rücken nur wieder mehr in unser Gesichtsfeld. Einen Einschnitt sehe ich bei der Schröder-Regierung, die Teile der Bevölkerung gegen andere ausgespielt, und das soziale Netz zu Gunsten von Wettbewerbsfähigkeit abgeschafft hat. Wettbewerb und Verunsicherung haben zugenommen, und entsprechend werden die Krallen ausgefahren. Eine Folge sind z.B. "besorgte Bürger".

Aber ja, ich sehe immer mehr Eltern, die beim Kinderwagenschieben nur Augen für ihr Handy haben. Irgendwas läuft verkehrt.
Neoliberalismus wird Staatsreligion, unabhängig in welchen Land man in Europa ist.
Ach von Parteien getragen, welche eigentlich dagegen sein sollten (z.B. Sozialisten).
(30.10.2016, 10:18)Rabenaas schrieb: [ -> ]Aber ja, ich sehe immer mehr Eltern, die beim Kinderwagenschieben nur Augen für ihr Handy haben. Irgendwas läuft verkehrt.
Ja, warum müssen die den Kinderwagen noch selbst schieben? Dafür sollte es doch mittlerweile eine App mit Kinderwagen-Autopilot geben. Dann würde sich das Auslüften der Kleinen auch besser mit der Jagd auf die Pokémons verbinden lassen. :ironie:
Womit schieben die überhaupt ihren Kinderwagen, wenn sie in einer Hand das Smartphone, in der anderen Hand eine Zigarette halten?
Wahrscheinlich wird dem Kinderwagen einfach ab und an ein Tritt gegeben, damit er nicht stehenbleibt.

Auto- und Radfahren während der Smartphone-Nutzung geht ja auch problemlos - da müssen halt die anderen Verkehrsteilnehmer für einen mitdenken und -reagieren wenn man sich nicht auch noch um Verkehrsregeln und Fahrtrichtungen kümmern kann.

In diesem Zusammenhang sollte ich eigentlich einen Beitrag im "Jubel-Thread" verfassen: Wieder zwei Menschenleben durch umsichtiges Verhalten (Vollbremsung) gerettet. Der Platz im Himmel ist mir sicher. :rolleyes:
Jetzt muß man nur noch den Straßenlaternen und Ampel beibringen, dass sie gefälligst Platz für Smartphone-Nutzer machen :evil:
(30.10.2016, 14:53)aeyol schrieb: [ -> ]Womit schieben die überhaupt ihren Kinderwagen, wenn sie in einer Hand das Smartphone, in der anderen Hand eine Zigarette halten?
Aber den Kinderwagen zieht doch eh der Hund, der meistens auch noch mit dabei ist. :think:
Nein, den Kinderwagen schiebt ja noch manchmal der "Partner" ("Sprungpartner/Zeit-Ziehvater"), wenn dieser nicht gerade selber am Handy hängt.
Zum Glück gibts ja bald autonome Autos. Die Technik kann man dann auch in Kinderwägen verbauen. :)
Noch nicht gehört? Die ersten Drohnen-Kinderwagen sind selbständig unterwegs. Erspart den Eltern die Wohnung zu verlassen :evil:
(03.11.2016, 10:59)Mazana schrieb: [ -> ]Noch nicht gehört? Die ersten Drohnen-Kinderwagen sind selbständig unterwegs. Erspart den Eltern die Wohnung zu verlassen :evil:

Die mit den vielen Plätzen und so lang wie ein Bus? :silly:
(30.10.2016, 10:52)Asgrimm schrieb: [ -> ]Neoliberalismus wird Staatsreligion, unabhängig in welchen Land man in Europa ist.
Ach von Parteien getragen, welche eigentlich dagegen sein sollten (z.B. Sozialisten).

Ja, weil wir alle das so wollen bzw. mittragen. Wenn ich etwas online bestelle, soll das am besten am gleichen oder zumindest am Folgetag da sein und nicht erst in 1,2 Wochen. Natürlich ohne Aufpreis. Wie der Versandhandel das macht? Mir doch egal. Ich kaufe das günstigste Produkt auf dem Weltmarkt, nicht das vielleicht etwas teurere aus der Region. Ich entscheide mich für das kleine, flache Handy, auch wenn dafür kompakte Kondensatoren verbaut werden müssen, die Tantal aus Minen in Ruanda oder dem Kongo enthalten. Ich will schönen Ökostrom, aber bitte keine Windräder in Sichtweite meines Hauses! Und teurer darf er auch nicht sein! Neue Fabrik ja, aber bitte den Dreck woanders hin! Insbesondere die Zunahme dieser "St.-Florian-Mentalität" in Deutschland finde ich sehr bedauerlich.

Und global? Sieht es nicht besser aus. Wenn jeden Tag genug Leute für eine mittelgroße Stadt geboren werden, müssen die irgendwo wohnen und von irgendwas leben. Kein Wunder, dass allerorten Wälder abgeholzt werden und Konflikte zunehmen. 7,2 Milliarden Menschen mit Güter zu versorgen, geht über die Grenzen des Planeten, da wird es schwierig, sich Nettigkeiten zu leisten.
Naja, in Deutschland nimmt die Bevölkerung ab, und wir verbrauchen trotzdem bescheuert viele Ressourcen. Ein großes Thema ist auch der Fleischkonsum.
Aber das eigentliche Problem ist mMn, dass wir uns über unseren Konsum definieren. Geltungskonsum. Die Kinder bekommen ganz schnell eingetrichtert, dass sie ohne das richtige Handy nicht dazu gehören. Ab einem gewissen Einkommen gehören Biolebensmittel einfach dazu. Ganz, ganz früher habe ich mir berichten lassen, war Bio billig. Billiger jedenfalles als Markenartikel. Dann hat man gemerkt, dass sich gutes Gewissen und Unangepasstheit eintüten und verkaufen lässt. Und da sind wir schon wieder beim Neoliberalismus. Dadurch werden wir leichte Beute. Alle sind bei Facebook. Alle haben Fitnessarmbänder. Alle finden, das unterstreicht ihre Individualität.
"Ihr seid alle Individuen!" - "Wir sind alle Idividuen." - "Ich nicht!" ^^

Hatte ich hier schon mal angemerkt, dass ich Gier für die Schlimmste "Eigenschaft" der Menschheit halte? :think:

Wenn ich etwas vom Wesen der Menschen für immer und komplett ausradieren können würde, wäre es Gier. Materiell, Status, informationell - jeder schadet dadurch anderen und die Menschheit steht sich selbst im Weg. Aber nicht die Neugier mit in den Topf werfen, die ist tatsächlich wichtig - mal von aus dem Fenster spähenden Nachbarn abgesehen...
(08.11.2016, 14:54)Alpha Zen schrieb: [ -> ]Wenn ich etwas vom Wesen der Menschen für immer und komplett ausradieren können würde, wäre es Gier.
Wenn Du die Gier ausradieren würdest ohne sie durch etwas anderes, Positiveres, zu ersetzen, dann könnte das Folgen haben, die Du Dir nichts vorstellst. In unserem Gesellschafts- und Wirtschaftssystem ist ein gewisses Maß an Gier doch Voraussetzung. Denn die Gier nach mehr Gutem (Luxus, Geld, Ansehen, Macht etc.) für sich selbst ist letztlich die Antirebsfeder, die den meisten Menschen erst Leistungswillen und Leistungsbereitschaft gibt. Würde man ganz ohne Gier morgens noch den Hintern aus dem Bett bekommen? Wofür, wenn es einen nicht nach der Verbesserung oder dem Erhalt seiner persönlichen Lebensumstände giert?

Natürlich ist das alles eine graduelle Frage. Wenn Du mit Gier nur die übertriebene bzw. übersteigerte Gier meinst, na gut. Aber die Abgrenzung, was noch gerade so "gesund" ist und was nicht mehr, ist schwer zu treffen.